
Die Nachfolge von Thomas Schaaf bei Werder anzutreten scheint ungefähr so einfach wie die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei "Wetten dass". Es ist egal, wer kommt – er kann phantastisch sein, aber er wird anders sein. Und Veränderungen auf wichtigen Posten haben wir Bremer ja nicht so gerne. Weil wir so etwas gar nicht kennen.
Mein Sohn ist jetzt zwölf und kannte nie einen anderen Werder-Trainer als Thomas Schaaf. Wäre er HSV-Fan (eine sehr bedrückende Vorstellung), so hätte er in seinem Leben schon 14 Trainer auf der Bank erlebt. Vier davon waren Interimslösungen, aber die Dauerlösungen blieben oft auch nicht länger.Hier waren wir immer froh, dieses Schicksal nicht zu teilen. Nun aber blicken wir der Situation ins Auge, einen Schaaf-Nachfolger suchen zu müssen, der im Idealfall auch wieder eine Dauerlösung wird. Als Werderaner hat man Vertrauen in die Entscheider, die in Bremen traditionsgemäß durch Kompetenz und Augenmaß statt Geltungssucht und Eitelkeit auffallen. Wer den Job für sich in Betracht zieht, sollte also in den kommenden 14 Jahren nichts anderes vorhaben.
Die Spekulationen über potenzielle Nachfolger tragen im Internetzeitalter die gewohnten Blüten. Das Mehmet-Scholl-Märchen wurde lustig in die Welt gesetzt und ausgeschmückt, bis der arme Mann mehr als ein halbes Dutzend Immobilien in Bremen besaß. Jeder wusste anderes aus erster Hand, mal war Scholls neues Heim in Schwachhausen und mal in Oberneuland, manche wusste genaue Adressen und hatten den Mietvertrag gesehen, andere wussten, dass Scholl das Haus von Klaus Allofs gekauft hat und wieder andere hatten beobachtet, wie Dodenhof die Einrichtung anliefert. Ebenfalls hier gesehen wurden Holger Stanislawski und erstaunlicherweise sogar Pele Wollitz. Letzterer vermutlich schreiend.
Spannend ist es, mal genauer darüber nachzudenken, welcher Nachfolgekandidat öffentlich warum wie wahrgenommen wird. Nicht wenige haben die Scholl-Geschichte weiter transportiert und immer weiter mit Pseudo-Insiderdetails aufgeplustert, weil sie ihn für einen prima Trainer halten. Auch Stanislawski finden wir alle ja irgendwie gut. Aus welchen Eindrücken man sich freilich zusammenzimmert, diese beiden seien tatsächlich auch gute Werder-Trainer, bleibt offen.Da niemand von uns die wirkliche Qualifikation eines Trainers kompetent bewerten kann, finden wir vermutlich ihre TV-Interviews dufte, manche Sprüche cool und die Typen deshalb nett. Möglicherweise jedoch sind die Netten und Coolen schlechtere Fußball-Lehrer als Herr Matthäus und Herr Effenberg. Deren Qualifikation kann man als Fan auch nicht beurteilen, möchte sie aber gefühlsmäßig eher nicht auf der Werder-Bank sehen.
Andersrum hat das auch so funktioniert. Die von Schaaf-Kritikern gerne gewählte Begründung, er erreiche die Mannschaft nicht mehr, wurde immer untermauert durch Aussagen wie: "In letzter Zeit waren seine Kommentare ohne jegliche Emotionen, die Leidenschaft hat bei ihm komplett gefehlt. So führt man keine Mannschaft!" Das ist möglicherweise richtig. Man führt eine Mannschaft ganz generell aber auch nicht durch TV-Interviews, selbst dann nicht, wenn man dabei brüllt oder lustige Sprüche klopft. Unter uns: Wenn ich im Fernsehen Unsinn erzähle, sollte daraus besser auch niemand Rückschlüsse darauf ziehen, wie ich meine Kinder erziehe.
Thomas Schaaf wird mir sehr fehlen. Vielleicht irgendwann nicht mehr als Trainer, aber immer als Charakter. Seine soziale Kompetenz, seine Wärme, seine Integrität. Man hätte ihn ebenso gerne als Klassenlehrer gehabt wie als besten Freund, dem man seine Sorgen offenbart. Das ist vielleicht sogar der bedeutendste Part seines Erfolgsgeheimnisses gewesen. Vielleicht gibt es für ihn eine Rückkehr zu Werder, irgendwann, irgendwie, in anderer Funktion. Ich kenne niemanden hier, der sich das nicht wünschen würde. Wenn er zwischenzeitlich anderswo landet, gratuliere ich seinem neuen Arbeitgeber vorab. Er bekommt einen großen Mann. Mehr noch: Einen großen Bremer.
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