Madrid. «Am nächsten Wochenende kann Kaká wieder spielen.» So heißt es bei Real Madrid schon seit Wochen, aber dann wurde doch nichts daraus, und der brasilianische Fußball-Star musste erneut verletzt pausieren.
Mal litt Ricardo Izecson dos Santos Leite, wie der Weltfußballer des Jahres 2007 mit vollständigem Namen heißt, an einer Adduktorenzerrung, mal an einer Pubalgie (Schambeinentzündung), die im Volksmund auch «Sportlerleiste» genannt wird.
Kakás letzter Einsatz liegt mehr als sechs Wochen zurück. Seither ist er wie von der Bildfläche verschwunden. Bei den Anhängern Reals mehren sich die Stimmen derer, die den Brasilianer als einen gigantischen Fehleinkauf betrachten. Kaká war im vorigen Sommer der erste Weltstar, den Real-Präsident Florentino Pérez bei seiner Einkaufs-Tour auf dem Transfermarkt für 65 Millionen Euro erstand. Der Brasilianer ist nach Cristiano Ronaldo (94 Millionen Euro) und Zinédine Zidane (75) der drittteuerste Spieler der Fußball-Historie. 50 000 Madrilenen bereiteten ihm einen begeisterten Empfang.
Die Euphorie von damals ist jedoch längst in Wut und Enttäuschung umgeschlagen. Die Fans haben die Geduld mit Kaká verloren. Manche argwöhnen, der Weltmeister von 2002 schone sich auf Kosten des Clubs für die WM in diesem Sommer. «Ihr werdet sehen, in Südafrika wird er glänzen», schrieb ein Real-Anhänger in einem Internet-Forum. «Es ist eine Schande. Kaká sollte zum AC Mailand zurückkehren.» Andere «madridistas» machen sich mit Bezeichnungen wie «Mister Pubalgie» über den Brasilianer lustig.
Kakás letztes Spiel für Real war die Champions-League-Partie am 10. März gegen Olympique Lyon (1:1), als die «Königlichen» aus dem Wettbewerb ausschieden. Der Star wurde vom Publikum ausgepfiffen und verließ wütend über seine Auswechselung den Platz. «Ich will nicht mehr spielen, wenn ich nur 70 Prozent meiner Leistung bringen kann und dann Pfiffe zu hören bekomme», soll der Spielmacher seinen Teamkollegen gesagt haben.
Mediziner raten bei Leistenverletzungen wie in diesem Fall häufig zu einer Operation. Reals Fans argwöhnen, Kaká könnte einen solchen Eingriff aufschieben, um seine WM-Teilnahme nicht zu gefährden. «Vielleicht lässt er sich im September operieren», mutmaßt die Zeitung «El País». «Dann könnte er im schlimmsten Fall erst zu Weihnachten wieder für Real spielen.»
Ein Nutznießer des Ausfalls von Kaká ist Rafael van der Vaart. Der frühere HSV-Kapitän, den die Madrilenen bereits abgeschrieben hatten, glänzt in der Rolle des Brasilianers: Und mit dem Niederländer spielt Real nicht nur besser, sondern auch erfolgreicher als mit Kaká. «Ich hoffe, dass ich nun die Aufschrift 'zum Verkauf' losgeworden bin», sagte Van der Vaart dem Sportblatt «Marca». (dpa)
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