Luanda. «Dieser Sieg ist für alle Algerier», rief Kapitän Madjid Bougherra aufgeregt in eine Fernsehkamera, während sich die ivorischen Fußball-Stars um Didier Drogba und Kolo Touré einige Meter weiter vorwurfsvolle Blicke zuwarfen.
Algerien hatte den hohen Favoriten Elfenbeinküste gerade mit 3:2 (2:2, 1:1) nach Verlängerung aus dem Afrika Cup geworfen. Und die Bilder nach dem Schlusspfiff verrieten genauso wie der hochdramatische Spielverlauf, dass das auch ein Sieg der Leidenschaft über den Hochmut war.
Die Ivorer waren in der 89. Minute mit 2:1 in Führung gegangen. Alle Spieler und Betreuer bejubelten dieses Tor so ausgelassen, dass darüber die Konzentration für die vermeintlich letzten Sekunden verloren ging. Bougherras Ausgleich (90.+1) rettete Algerien in die Verlängerung, Hameur Bouazza köpfte dort schnell das 3:2 (93.). Am Ende hatte die Elfenbeinküste das Pech, dass ihr ein Tor zu Unrecht aberkannt wurde (119.). Trotzdem: «So ein Spiel darf man sich niemals aus den Händen gleiten lassen», schimpfte Trainer Vahid Halilhodzic.
Für seine Mannschaft war dieser K.o. doppelt bitter. Er beendete eine stolze Serie von 23 Spielen ohne Niederlage. Und er machte alle Hoffnungen der Ivorer zunichte, zum ersten Mal seit 1992 wieder den begehrten Cup zu gewinnen. «So klarer Turnierfavorit zu sein, war vielleicht zu hart für mein Team», sagte Halilhodzic.
Das Aus gegen Algerien legte aber auch die Schwächen der Elfenbeinküste offen. Es gibt zwar keine Mannschaft in Afrika, die besser besetzt ist. Aber manchmal verlassen sich Stars wie Drogba oder Salomon Kalou (beide FC Chelsea) in der Nationalelf zu sehr auf ihre individuelle Klasse. Die Offensive lebte am Sonntag fast nur von Einzelaktionen. Die Abwehr machte einen Leichtsinns-Fehler nach dem anderen. «Ich habe meinen Spielern noch gesagt, dass wir dieses Spiel nicht zu leicht nehmen dürfen», meinte Halilhodzic.
Mit Blick auf die WM wird sich nun zeigen, ob diese Niederlage eine lehrreiche Erfahrung war oder das Team aus der Bahn wirft. «Der Afrika Cup wird für unser Abschneiden in Südafrika von großer Bedeutung sein», hatte Kolo Touré vor dem Turnier gesagt. Die Ivorer wollten sich in Angola zusätzliches Selbstvertrauen und den nötigen Teamspirit für die WM holen. Dort gelten sie als Geheimfavorit, treffen aber mit Brasilien und Portugal auf schwere Vorrunden-Gegner.
Algerien stellte mit dem Halbfinal-Einzug seinen bisherigen Turnierverlauf auf den Kopf. Zunächst hatte das Team der von Karim Matmour (Mönchengladbach), Karim Ziani (Wolfsburg) und Antar Yahia (Bochum) 0:3 gegen Malawi verloren. Dann setzte es sich beim faden 0:0 gegen Angola dem Vorwurf aus, das Ergebnis abgesprochen zu haben. Der Sieg gegen die Elfenbeinküste war dagegen hochverdient - und teuer erkauft. Torwart Fawzi Chaouchi musste während der Verlängerung lange behandelt werden, weil er nach einem Zusammenprall benommen im Strafraum lag. «Viele Leute haben uns keine Chancen eingeräumt», sagte Bougherra. «Aber jetzt können wir stolz auf uns sein.» (dpa)