Warschau. Das Warschauer Straßenbild war am Samstag nicht mehr so stark von den Nationalfarben weiß und rot dominiert. Auch in der Fanzone neben dem Warschauer Kulturpalast herrschte deutlich weniger Gedränge als am Vortag.
Während der Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft hatten rund 140 000 auf dem Platz und den angrenzenden Straßen ein Fußballfest gefeiert, dessen Euphorie nur durch den kleinen Dämpfer getrübt wurde, den Griechenland Co-Gastgeber Polen mit dem 1:1 zum Auftakt versetzt hatte.
"Das war großartig. Ich bin selbst ein Fan, und wir haben die erste Prüfung bestanden", resümierte Maciej Karczynski, Sprecher der Warschauer Polizei. Auch wenn zahlreiche Fan schon seit den Mittagsstunden gefeiert und sich bei reichlich fließendem Bier verbrüdert hatten - nur sieben Besucher der Warschauer Fanzone mussten die Nacht in der Ausnüchterungszelle verbringen. Schlägereien blieben in Warschau aus, aus Breslau wurden einige Auseinandersetzungen mit aggressiven russischen Fans gemeldet.
Auch die polnische Sportministerin Joanna Mucha zog eine erste positive Bilanz für die Organisatoren: "Es gab 16 Ordnungsstörungen und 314 medizinische Einsätze", sagte sie in Warschau. Bei fast 300 000 Menschen auf den Fanmeilen und knapp 90 000 in den beiden Stadien in Warschau und Breslau könnten sich diese Zahlen sehen lassen, meinte Marcin Herra von der Veranstalterfirma PL2012: "Sportlich war das Ergebnis des ersten EM-Tages 1:1, organisatorisch 1:0."
Aus Posen und Danzig wurde am Samstag die Ankunft zahlreicher ausländischer Fans gemeldet. In Warschau sind bereits jetzt nicht nur Griechen, sondern auch Iren und Spanier, Deutsche und Engländer in Fankleidung unterwegs, um sich auf die Spiele ihrer Mannschaften einzustimmen. Besonders beliebt: Gruppenbilder vor den überall in der Innenstadt aufgestellten "Syrenki". Die Nixen, die ein Symbol der polnischen Hauptstadt sind, stehen auf Sockeln in den Farben der 16 EM-Teilnehmerländer.
"Die ganze Hauptstadt ist eine EM-Fiesta", schrieb die Zeitung "Rzeczpospolita". Die fröhliche Eröffnungsfeier, die aus kulturellen Traditionen der Gastgeberländer Polen und Ukraine schöpfte, hatte es auch der ukrainischen Zeitung "Segodnja" angetan: "Ein Regenguss? Bauverzögerungen? Alles war vergessen, als die Klaviernoten von Chopin - und keine offiziellen Reden - durch die prächtige Arena hallten." (dpa)
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