Berlin. Der türkische Fußballer Hamit Altintop führt Mesut Özils Entscheidung für Deutschland und gegen die Türkei auch auf finanzielle Gründe zurück.
Özil, der vor seinem Länderspiel-Debüt im DFB-Dress vom türkischen Verband umworben worden war, erläuterte nochmals seine Beweggründe: «Ich bin in der dritten Generation hier, bin hier geboren, habe in den Jugendmannschaften gespielt und fühle mich sehr wohl. Für mich kam keine andere Nation infrage.»
Inzwischen hat Özil 19 Mal das schwarz-rot-goldene Trikot der A-Mannschaft getragen. «Natürlich bin ich sehr stolz, für Deutschland zu spielen. Jeder unterstützt mich. Familie, Freunde», sagte Özil, der sich «irgendwie als Beispiel» für gelungene Integration sieht. «Wichtig ist, das man sehr gut und respektvoll miteinander auskommt», sagte er zum Zusammenleben von Deutschen und Türken.
Der 27 Jahre alte Altintop bemängelte, Fußball sei «manchmal eine Herzensangelegenheit, aber viel öfter einfach Business». Der Türke, der in der EM-Qualifikation in Berlin auf Deutschland und damit auf seinen ehemaligen Teamkollegen und Freund Özil trifft, sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Als deutscher Nationalspieler hat Mesut mehr Lobby, einen höheren Marktwert, er verdient mehr Geld, hätte er sich für die Türkei entschieden, hätte er keine WM gespielt und wäre jetzt nicht bei Real Madrid. So einfach ist das.»
Hamit Altintop, der wie Zwillingsbruder Halil in Gelsenkirchen geboren wurde, spielte schon in den Nachwuchsteams der Türkei und gab im Februar 2004 sein Debüt für die A-Nationalmannschaft. Özil entschied sich dagegen für eine Karriere beim Deutschen Fußball-Bund. «Ich bin ein toleranter Mensch und respektiere Mesuts Weg», meinte Altintop, «aber unterstützen kann ich ihn nicht.» Für Altintop habe die Wahl eines Landes «auch nichts mit Integration zu tun».
Von einem Wechsel der Nationalteams in der Jugend - der laut internationalen Regularien erlaubt ist - hält der Mittelfeldspieler des FC Bayern nichts. «Ich finde, dass es einem von vornherein klar sein muss, für wen man spielt - egal, ob man eine Einladung bekommt, egal, ob die Perspektiven besser oder schlechter sind. Es geht hier nicht um einen Vereinswechsel, diese Tendenz gefällt mir gar nicht. Es geht um die Fahne auf der Brust.»
Özil lobte indes die Integrationsbemühungen im deutschen Fußball. «Das beste Beispiel ist der DFB. Wir haben viele Spieler von anderen Nationen. Wir verstehen uns gut und haben ein Ziel.»
Rückendeckung erhielt der 21-Jährige von Philipp Lahm. «Die Nationalmannschaft ist ein Sinnbild der Gesellschaft», meinte der DFB-Kapitän. Gleichzeitig räumte Lahm aber ein, dass ein Miteinander von Spielern verschiedener Herkunft im Nationalteam unter besonders günstigen Voraussetzungen zustande kommt. «Man darf nicht vergessen, wir alle sind auf gleichem sozialen Stand.» (dpa)