Der Ehrenrat des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 will sich am Dienstag mit dem Fall des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies befassen. Statt im Kampf gegen den Klimawandel Steuern zu erhöhen, solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren, hatte Tönnies in der vergangenen Woche beim Tag des Handwerks in Paderborn gesagt. „Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren." In dieser Fotostrecke zeigen wir die Reaktionen auf die Aussagen Tönnies'.
Rassismus-Eklat um Schalke-Boss Reaktionen auf Tönnies' Äußerungen über Afrika
Nach seinen als rassistisch kritisierten Aussagen über Afrikaner muss Schalkes-Boss Tönnies sich vor dem Ehrenrat des Fußball-Bundesligisten verantworten. Der Druck auf den Unternehmer bleibt groß – die Reaktionen.
"Seine Äußerung hat mich sehr überrascht, geschockt und auch verletzt", schrieb Gerald Asamoah, ehemaliger deutsche Nationalspieler und Ex-Schalke-Profi, auf Twitter. "Er beleidigt mich und alle anderen Betroffenen. Das können wir nicht dulden."

Nach seiner Äußerung beim Tag des Handwerks ruderte Tönnies auf Twitter zurück: "Ich möchte meine Aussage zum Thema Auswirkungen beim Klimawandel richtigstellen. Ich stehe als Unternehmer für eine offene und vielfältige Gesellschaft ein. Meine Aussage zum Kinderreichtum in afrikanischen Ländern tun mir leid. Das war im Form und Inhalt unangebracht und falsch."

Auch vom ehemaligen Nationalspieler und DFB-Integrationsbeauftragten Cacau gibt es Kritik. „Mich haben die verächtlichen Worte von Clemens Tönnies schockiert, und je länger ich darüber nachdenke, desto unvorstellbarer wird es, dass ein Mann seiner Position und Erfahrung so generalisierend und abfällig über die Bevölkerung eines ganzen Kontinents spricht.“

Cacau, der in Brasilien geboren wurde, betonte, Tönnies' mehrfache Entschuldigung sei dringend nötig gewesen. Zudem halte er eine Untersuchung der Äußerungen durch die DFB-Ethikkommission für notwendig.

Auch von Anti-Rassismus Organisationen hagelt es Kritik. Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Stiftung Amadeu Antonio, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Aussagen sind nicht mehr im Rahmen des Tolerierbaren. Die Aussagen sind nicht, wie er selbst sagt, unangebracht, sondern falsch und rassistisch.“

Tönnies dürfe sein Amt als Aufsichtsratschef nur behalten, wenn er bereit sei, sich mit seinem „problematischen Weltbild“ auseinanderzusetzen, sagt Reinfrank.

Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland bestätigen Tönnies' „höchst problematische Aussagen“, dass „dieses kolonial-rassistische Bild von Afrika immer noch Bestand hat und Teil des Diskurses ist.“

Verteidigt wird Clemens Tönnies hingegen von Schalkes Trainer-Ikone Huub Stevens: „Wer ihn kennt, wer seit langem mit ihm zusammenarbeitet, der weiß, dass Clemens die Menschen mag wie sie sind - völlig unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion. Ihm geht es stets um den Charakter eines Menschen - nie um die Farbe seiner Haut.“

Der ehemalige SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte der "WAZ", der Spruch sei garantiert daneben gewesen, aber Tönnies zum Rassisten zu machen, sei absoluter Quatsch.

"Wer ihn kennt, weiß, dass das nun wirklich nicht stimmt“, sagte Gabriel weiter. „Vor allem aber verniedlicht dieser Vergleich die wirklichen Rassisten.“

Otto Rehhagel, ehemaliger Bundesligatrainer von Werder Bremen, hat Tönnies, „stets als ehrlichen und sehr sozial engagierten Menschen kennengelernt“, wie er der "WAZ" gegenüber betont.