Delmenhorst. Das Spiel ist noch keine Minute vorbei, da bekommt Jésus Nova bereits die volle Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit seiner Mannschaft hat sich der 54-Jährige an ein schattiges Plätzchen im Delmenhorster Stadion zurückgezogen – und redet eindringlich auf die Spieler ein. Von denen spricht keiner ein Wort, alle hängen an den Lippen ihres Trainers.
Zwar hat die U11 von Atlético Madrid soeben ihr erstes Masterrundenspiel mit 2:0 gegen Hansa Rostock gewonnen, ganz zufrieden scheint Nova aber nicht zu sein. "Wir denken von Spiel zu Spiel – und nicht daran, dass wir am Ende vielleicht den großen Pokal holen", beteuert der Coach. Die Auftritte, die Atlético gestern am ersten Tag des Internationalen Jugendcups zeigte, lassen das Team allerdings automatisch in den Kreis der Mitfavoriten auf den Turniersieg rücken. Als Zweiter der Gruppe A sind die jungen Spanier in die Masterrunde eingezogen. Auf dem Weg dorthin gab es Siege gegen den SV Baris Delmenhorst (4:0), den SV Union Rösrath (5:0), den FC Huchting (6:0) sowie ein Remis gegen den späteren Gruppensieger 1.FC Köln (1:1). Lediglich gegen den 1. FC Nürnberg kassierte Novas Mannschaft eine Niederlage – 0:4. "Dieser Wettbewerb ist für die Kinder etwas Besonderes. Hier merken sie, dass auf der ganzen Welt Fußball gespielt wird", betonte Nova. Heute will der Trainer mit seinem Team in der Masterrunde nachlegen, um ins Viertelfinale einzuziehen.
Wie Atlético schafften es gestern auch fast alle anderen großen Namen, sich für die Masterrunde zu qualifizieren. Der FC Porto wurde Erster in der Gruppe E, der FC Fulham kam als Zweiter der Gruppe G hinter Bayer 04 Leverkusen weiter. Etwas glücklich zog der FC Málaga in die nächste Runde ein. Die Spanier belegten in der Gruppe H hinter Werder Bremen und dem Herfølge Boldklub nur Rang drei, kamen aber als viertbester Dritter noch durch und kämpfen nun um den Einzug ins Viertelfinale. Nur Lazio Rom blieb auf der Strecke. Die Italiener kamen in der Gruppe I nicht über den vierten Platz hinaus und können nun bestenfalls noch 25. werden.
Titekverteidiger Eintracht Dortmund mit Glück weiter
Ganz andere Ziele verfolgt Ramazan Kati, der Trainer des Vorjahressiegers TSC Eintracht Dortmund. Überraschend setzte sich der eher unbekannte Verein im vergangenen Jahr gegen alle Nachwuchsmannschaften der Topklubs durch. Dieses Mal sind die Dortmunder zwar in komplett neuer Besetzung nach Delmenhorst gereist, doch dass sie wieder mithalten können, bewiesen sie gestern mit dem Einzug in die Masterrunde. Der Pokalverteidiger benötigte dafür etwas Glück, denn er landete in seiner Vorrundengruppe D lediglich auf dem dritten Platz hinter dem starken MSV Duisburg und Sparta Prag. Nur die sechs besten Dritten der neun Gruppen kamen weiter, dank ihrer Ausbeute von zehn Punkten gehörten die Dortmunder dazu.
"Wir haben das erste Spiel verpennt, weil die Jungs am Abend zuvor zu spät ins Bett gegangen sind", erklärte Coach Kati die Startprobleme seines Teams. "Es sind eben alle aufgeregt, wenn sie mal von zu Hause weg sind." Endgültig hellwach war die Eintracht aber in der Masterrunde am Nachmittag. Auf eine Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach (0:2) folgten zwei 1:0-Siege gegen den FC Fulham und Fortuna Düsseldorf. "Für uns ist alles drin. Die Gegner sind stark, aber wir können die Titelverteidigung schaffen", sagte Kati.
Gedanken um ein mögliches Endspiel muss sich Mesut Karagöz hingegen nicht mehr machen. Mit seinem TV Jahn Delmenhorst schied der Coach nach der Vorrunde aus – ebenso wie alle anderen Amateurklubs aus der Region. "Wir hatten eine starke Gruppe, da war es nicht leicht, durchzukommen", sagte er. Immerhin gelang den Delmenhorstern ein Achtungserfolg: Gegen Bayer 04 Leverkusen erkämpften sie sich ein 0:0. "Das war aller Ehren wert", sprach Karagöz seinem Team ein Lob aus. Generell hatte sich der TV Jahn während der Gruppenspiele stark verkauft. Gegen den FC Fulham verlor er beispielsweise erst in letzter Sekunde durch einen abgefälschten Freistoß mit 1:2. "Schade, aber wir kämpfen weiter", betonte der Trainer. In der Plusrunde nahmen sich seine Spieler den Appell direkt zu Herzen und setzten sich gegen den Stadtrivalen SV Tur Abdin mit 3:1 durch. Danach folgten ein 0:2 gegen die SpVgg Greuther Fürth und ein 1:1 gegen den TuS Varel.