
Wolfgang Niersbach hat einen deutschen Boykott der Fußball-WM als Reaktion auf die Wiederwahl von FIFA-Präsident Joseph Blatter ausgeschlossen. „Wir wissen, dass Boykott nie eine Lösung ist“, sagte der DFB-Chef am Freitag in Zürich. UEFA-Präsident Michel Platini hatte am Vortag einen Rückzug aller europäischen Teams aus den FIFA-Wettbewerben nicht grundsätzlich ausgeschlossen, sollte Blatter den Weltverband weiter führen.
Auf Nachfrage, ob dies auch einen WM-Verzicht beinhalten könnte, hatte der Franzose gesagt: „Alles ist möglich.“ Ihre Strategie für den erwarteten weiteren Machtkampf mit Blatter wollen die europäischen Verbände bei einem Meeting vor dem Champions-League-Finale in Berlin in der kommenden Woche besprechen.
Als Option wurde auch ein Rückzug der UEFA-Mitglieder aus dem FIFA-Exekutivkomitee genannt. Auch hierbei dürfte es sich aber vorerst nur um eine Drohkulisse handeln. Am Sonnabend wird mit der Teilnahme der Europäer an der Sitzung des Exekutivkomitees gerechnet. Nur der Engländer David Gill hatte vor Blatters Wahl seinen sofortigen Rückzug angekündigt.
DFB-Präsident Niersbach zeigte sich enttäuscht von der Wiederwahl des Präsidenten: „Wie der Kongress gezeigt hat, war der Gegenwind nicht stark genug, um den Wechsel herbeizuführen.“ Niersbach sagte, er glaube nicht an eine moralische Wende in der FIFA unter Blatter. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Man muss bedenken, er ist 79 Jahre alt.“ Die von Blatter angekündigte Veränderung bei der Verteilung der Sitze im FIFA-Exekutivkomitee zugunsten kleiner Konföderationen wertet Niersbach durchaus als „Strategie“ Blatters gegen die UEFA. Diese ist bislang proportional mit acht Plätzen am stärksten in der FIFA-Weltregierung vertreten.
Niersbach sieht den Erfolg Blatters offenbar auch in dem System begründet, das jedem der 209 FIFA-Mitglieder unabhängig von Größe und Erfolgen eine Stimme gewährt. Der vom DFB gewählte Gegenkandidat Prinz Ali bin al-Hussein war offenbar von größeren Fußball-Verbänden unterstützt worden. An eine schnelle Änderung der Statuten glaubt Niersbach aber auch nicht. „Es nützt nichts jetzt zu diskutieren, ob es richtig ist, mit dem System Ein-Land-eine-Stimme zu operieren. Denn nur so kann das zustande kommen“, sagte er.
Luis Figo kritisierte Blatters Wiederwahl mit deutlichen Worten. „Heute ist ein weiterer schwarzer Tag in Zürich. Die FIFA hat verloren, aber vor allem hat der Fußball verloren und jeder, der sich wirklich darum sorgt“, sagte der frühere portugiesische Fußballer. Figo hatte auf seine Gegenkandidatur verzichtet und stattdessen Blatter-Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein unterstützt. Der Jordanier trat nicht mehr zum zweiten Wahlgang gegen Blatter an.
„Dass Blatter, der verantwortlich für den Punkt ist, an dem die FIFA heute steht, wiedergewählt wird, zeigt, wie krank diese Organisation ist“, sagte Figo. Dass Blatter nach dem jüngsten Korruptionsskandal mit Festnahmen von sieben Funktionären erklärt hatte, er könne nicht alle kontrollieren, „beleidigt die Intelligenz von jedem“, erklärte Figo. Auch der Niederländer Michael van Praag, der wie Figo seine Kandidatur kurzfristig aufgegeben hatte, fand deutliche Worte. „Wir haben vielleicht eine Schlacht verloren, aber der Krieg ist nicht vorbei. Ich werde weiter für eine bessere FIFA kämpfen“, sagte er.
Fußball-WM-Gastgeber Russland hingegen begrüßte es, dass Blatter weitermachen darf. Blatter sei ein sehr erfahrener Mensch, unter dessen Führung der Fußball-Weltverband viel erreicht habe, sagte Russlands Organisationschef der WM 2018, Alexej Sorokin, der Agentur Tass zufolge. Moskaus Vertreter hätten stets offen erklärt, dass sie für Blatter stimmen würden.
Russlands Sportminister Witali Mutko sprach von einer demokratischen Wiederwahl des FIFA-Präsidenten. Der Weltverband habe viel erreicht, das heiße aber nicht, dass keine Änderungen nötig seien. In Zürich sei viel über Reformen gesprochen worden, daraus seien Schlüsse zu ziehen, sagte Mutko. Russlands Verbandschef Nikolai Tolstych lobte Blatter als Mann, der Herausforderungen annehme.
Kremlchef Wladimir Putin hatte die Korruptionsermittlungen gegen FIFA-Funktionäre am Donnerstag mit Nachdruck als Versuch der USA verurteilt, Russland die Weltmeisterschaft 2018 zu entziehen.
Vor der Wahl hatte Blatter die Verantwortung für den jüngsten Korruptionsskandal mit Festnahmen von sieben Funktionären inklusive seiner Ex-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo auf Einzelne geschoben. Er forderte angesichts des größten Bebens in der FIFA-Geschichte ein aktives Mitarbeiten der Mitglieder. Er versuchte Tatkraft zu transportieren, die auch Bundeskanzlerin Angela Merkel von ihm fordert. „Es kann nur einen Weg geben, und dieser Weg heißt Aufklärung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Kommentar Seite 2
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