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Hamburg . Michael Kempter will sein Schweigen brechen - und ein weiterer Schiedsrichter hat am Wochenende Manfred Amerell belastet. FIFA-Referee Kempter, der vom ehemaligen Schiedsrichter-Funktionär Amerell belästigt worden sein soll, hat für die kommenden Tage eine Erklärung angekündigt.
«Es ist ein schwebendes Verfahren, daher möchte ich dazu jetzt nichts sagen. Es wird bald eine Erklärung vom DFB geben», sagte der 27-Jährige der Deutschen Presse- Agentur dpa und fügte hinzu: «Es geht hier nicht nur um mich.»
Verschiedene Medien hatten berichtet, dass weitere Referees in der Angelegenheit um den ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Amerell vom Deutschen Fußball-Bund angehört worden sein sollen. Dies wurde vom DFB nicht bestätigt. Der 62 Jahre alte Amerell war von allen DFB-Ämtern zurückgetreten, bestreitet aber die Vorwürfe. Vertreter der Bundesliga-Clubs hielten sich am Wochenende mit Kommentaren und Einschätzungen in der pikanten Angelegenheit zurück.
Dafür meldete sich Liga-Präsident Reinhard Rauball zu Wort und forderte eine personelle Neuordnung im Schiedsrichterwesen. «In der Liga hat sich in den vergangenen Jahren ein ungutes Gefühl breit gemacht, was das Schiedsrichterwesen angeht. Es hat zu viel Tummeln in Eitelkeiten gegeben», sagte Rauball in einem Interview der Tageszeitung «Die Welt». Es gebe vieles, was den Grundsätzen eines geordneten Schiedsrichterwesens widerspreche. «Hier muss man sagen: Es geht auf Sicht nur mit einer personellen Neuordnung. Das Schiedsrichterwesen darf kein Geheim-Orden sein.»
Amerells Anwalt Jürgen Langer sagte: «Es wird interessant, was konkret an Vorwürfen kommen wird.» Der DFB habe angekündigt, ihm «voraussichtlich am Montag nähere Informationen zu geben». Der DFB bestätigte weitere Zeugen-Vernehmungen. «Wir haben weitere Anhörungen durchgeführt», erklärte Verbands-Sprecher Ralf Köttker. «Wir wollen das nicht weiter kommentieren, für uns steht die Maxime Persönlichkeitsschutz über allem.» An diesem Wochenende kam Kempter entgegen der ursprünglichen Ansetzung nicht zum Einsatz. «An Arbeit kann ich derzeit nicht denken», sagte der Bankkaufmann.
In Udo Konstantopoulos hat sich derweil ein Schiedsrichter aus der Bayern-Liga gemeldet, der dem DFB jetzt von Beobachtungen während eines Lehrgangs 2005 in Duisburg berichtet hat. «Es stimmt, ich habe Briefe geschrieben», bestätigte der Referee der dpa. In der «Bild am Sonntag» hatte Konstantopoulos erklärt: «Ich habe damals zusammen mit einem weiteren Kollegen Beobachtungen gemacht, aber mir noch nichts weiter gedacht. Erst jetzt nach den Veröffentlichungen rückt das Ganze in ein ganz anderes Licht.»
Amerell habe immer seine Lieblinge gehabt, «die er bevorzugte und förderte», meinte Konstantopoulos. Seine Äußerungen seien aber «auf gar keinen Fall» Rache an Amerell, «obwohl er meine Karriere nicht gerade gefördert hat.» Weiter will er sich vor einer Reaktion des DFB nicht äußern.
Auch Vertreter der Bundesliga halten sich zurück. «Solche Gerüchte sind natürlich nie toll. Aber es liegen zu wenig Fakten vor, um die Angelegenheit stichhaltig bewerten zu können», sagte Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs. Sein Dortmunder Kollege Hans-Joachim Watzke erklärte im DSF: «Ich habe für mich entschieden, dass ich zu diesem Thema in der Öffentlichkeit nichts sagen werde. Das ist mir einfach zu unappetitlich. Es ist auch kein Thema, über das wir diskutieren können, denn wir wissen ja die Hintergründe alle nicht.»
Der DFB hatte in einer Presseerklärung den Rücktritt Amerells als «richtig und notwendig» bezeichnet, «weil Erkenntnisse vorliegen, die leider die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Herrn Amerell bekräftigen». Details gab es vom Verband nicht. Die Ermittlungen sollen noch in der kommenden Woche abgeschlossen werden. «Wir arbeiten mit Nachdruck daran, sachlich, schnell und diskret, befeuern das aber nicht medial», sagte Köttker.
Als Antwort auf die DFB-Mitteilung hatte Anwalt Langer den Verband aufgefordert, «Ross und Reiter» zu benennen, wann konkret irgendwelche sexuellen oder strafrechtlich relevanten Handlungen vorgenommen worden sein sollen. Der Jurist zeigte sich «erstaunt und überrascht» über die «Vehemenz» in der DFB-Mitteilung.
«Wenn strafrechtlich relevante Dinge im Raum stehen, wäre der DFB verpflichtet, zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt die Staatsanwaltschaft einzuschalten», sagte Langer. Die Behörde in Augsburg hatte erklärt, dass bislang keine Tatsachen bekannt seien, die die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens rechtfertigen. Amerell hatte von einem «sehr guten Verhältnis» und einer «intensiven privaten Freundschaft» zu Kempter berichtet.
Der Schiedsrichter aus Sauldorf machte so schnell Karriere wie kein anderer vor ihm. Bei seinem Debüt im August 2006 war er mit 23 Jahren der jüngste Bundesliga-Schiedsrichter. Im Dezember 2009 rückte Michael Kempter in den Kreis der FIFA-Schiedsrichter auf und übernahm den freigewordenen Platz von Herbert Fandel. (dpa)
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