Bookholzberg. Manchmal benötigt man am Ende nur etwas mehr Glück, um mitfeiern zu können. Dies blieb den Handballern der TS Hoykenkamp im finalen Spiel des Jahres 2018 vorenthalten, denn ihr Gegner, die HSG Grüppenbühren/Bookholzberg, setzte den seit Wochen andauernden Siegeszug fort und gewann das mit Spannung erwartete Derby in der Landesliga Weser-Ems mit 29:26 (12:10). Kurz vor dem Anpfiff hatten beide Trainer den gleichen Wunsch. Lutz Matthiesen: „Zwei Punkte heute wären toll.“ Andreas Müller: „Ein Derby in eigener Halle zu verlieren, ist nie schön – wir wollen gewinnen.“
Das Stimmungsbarometer in der gut besuchten Bookholzberger Sporthalle war zu Beginn und auch lange Zeit danach eher auf der unteren Skala. Aus beiden Fanlagern gab es bis weit in die zweite Halbzeit hinein verhaltene Anfeuerung. „Die Tribüne ist hier heute tot. Die Leute schauen Handball nur interessiert zu – mehr nicht“, lautete der Kommentar eines Zuschauers.
Nach den zuletzt gezeigten Leistungen gingen die Gastgeber leicht favorisiert in diese Begegnung. Doch die Hoykenkamper Akteure um Landesliga-Torjäger Sebastian Rabe hatten sich einiges vorgenommen, um eventuell die „Weihnachtspunkte“ mitzunehmen. Zu Beginn der Partie ließ Matthiesen seinen Haupttorschützen jedoch erst einmal auf der Bank. Nachdem Hoykenkamps Routinier Gregor Kleefeldt in seinem Gehäuse gleich den ersten Wurf der Gastgeber pariert und damit seinen Vorderleuten das richtige Signal vermittelt hatte, kamen die Müller-Schützlinge wenig später durch Yannic Lau doch zum 1:0. Doch TSH-Akteur Tammo Peters, der im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit auf der rechten Seite eine starke Leistung bot, glich prompt aus.
Danach zeigten beide Abwehrreihen, dass sie nicht gewillt waren, viele Tore zuzulassen. Beide standen recht stabil. Nach der 3:1-Führung der Gastgeber durch Carsten Jüchter brachte Rabe die Turnerschaft per Siebenmeter wieder zum Ausgleich. Kurz darauf setzte Julian Stolz mit einem super Anspiel seinen Mitspieler Norman Lachs am Kreis in Szene, und dieser erzielte so die 4:3-Führung der Gastgeber. Nach 14 Minuten führten die Müller-Schützlinge mit 6:3. Beim 8:4 durch Stolz war Hoykenkamps Coach gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Mit Erfolg, denn nun zeigte sich seine Mannschaft wesentlich konzentrierter, und die Bookholzberger gerieten etwas aus der Spur.
Rabe traf zum 5:8, Daniel Hemmelskamp zum 6:8, und nach einem erneut sicher verwandelten Siebenmeter durch Rabe zum 7:8 glich Tammo Peters zum 8:8 aus. Die Gastgeber verzettelten sich in dieser Phase vermehrt in Einzelaktionen und setzten sich gegen die von Hannes Ahrens und Hemmelskamp gut organisierte TSH-Abwehr kaum mehr durch. Anschließend brachten HSG-Nachwuchstalent Jüchter und Stolz ihr Team zwar wieder mit zwei Toren in Front, doch die Hoykenkamper konterten durch Alexander Kirchhof und Peters zum 10:10. Kurz vor dem Wechsel verwandelte Marcel Biedermann einen Strafwurf zum 11:10. Nachdem Rabe vom Punkt an Jan Bernd Döhle gescheitert war, traf Biedermann zum 12:10-Pausenstand. Spielerisch war bei beiden Teams nach der ersten Halbzeit noch Luft nach oben.
Sebastian Rabe dreht auf
Die zweite Hälfte bot dann zumindest einen äußerst spannenden Verlauf. Beide Mannschaften hatten die Chance auf zwei Punkte. Bei den Gästen trat nun Sebastian Rabe mehr und mehr in Erscheinung. Auszuschalten war er nie, und so markierte er seine Tore, wann immer er wollte. Auch Kirchhof setzte sich in Durchgang zwei des Öfteren stark in Szene. Bei den Gastgebern ging weiterhin von Jüchter die größte Gefahr aus. Wann immer die Gäste zum Ausgleich kamen, legten die Gastgeber kurz darauf wieder ein bis zwei Treffer vor. Es war stets ein zähes Ringen um die Führung.
Nach 49 Minuten lagen die Gastgeber durch einen Siebenmeter von Kevin Pintscher mit 22:19 vorn, doch Rabe brachte sein Team beim 21:22 beziehungsweise 22:23 (55.) wieder in Schlagdistanz. Nach dem 24:22 durch Tobias Sprenger war es Kirchhof, der per Siebenmeter seine Farben noch einmal auf 23:24 (56.) heranbrachte. Danach gab es einen offenen Schlagabtausch, wobei Rabe für die Hoykenkamper und Jüchter sowie Lau für die Müller-Schützlinge die Treffer zum 29:26-Endstand erzielten.
Nach dem Abpfiff der souverän leitenden Unparteiischen Thomas Voigt (Hude) und Christoph Walther (Großenkneten) feierten die HSG-Akteure lautstark ihren Derbyerfolg. „Es war ein Arbeitssieg, wobei es sowohl in der Abwehr als auch im Angriff nicht immer nach Wunsch lief. Ich freue mich aber über die Entwicklung meiner jungen Spieler und bin stolz, ein Teil der Mannschaft zu sein“, bilanzierte HSG-Trainer Andreas Müller.
Sein Gegenüber Luth Matthiesen sah trotz der schmerzvollen Niederlage Positives in seinem Team. „Die Leistung war nicht schlecht. Die Abwehr stand recht ordentlich. Entscheidend war, dass wir in Durchgang zwei vier rechts und vier links liegen gelassen haben. Nun müssen wir sehen, was 2019 geht. Mit der gezeigten Leistung in Bookholzberg sind die Hoffnungen, im Abstiegskampf bestehen zu können, durchaus berechtigt“, meinte er.