Vancouver. «Kronprinz» Thomas Bach hat seine Position als möglicher Nachfolger von IOC-Präsident Jacques Rogge weiter verbessert.
Der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim wurde in Vancouver von der 122. IOC-Vollversammlung erstmals ohne Gegenkandidaten für vier weitere Jahre zum IOC-Vizepräsidenten gewählt. «Gratuliere, Mister Bach», sagte Rogge, nachdem er das offizielle Ergebnis vorgelesen hatte: 80 Ja- und 14-Nein-Stimmen. «Ich bin überwältigt von dem Vertrauen, liebe Kollegen», kommentierte Bach strahlend, «ich kann nur versprechen, dass ich mein Bestes tun werde, um dieses Vertrauen zu rechtfertigen und werde weiter versuchen, zum Erfolg des IOC beizutragen.» 2013 wird auf der 125. Session in Buenos Aires das Erbe von Rogge geklärt.
Für den deutschen Ober-Olympier scheint der Weg frei zu sein fürs höchste Amt im Weltsport. «Diese Frage stellt sich jetzt nicht, und da gibt es auch keinen Zusammenhang», sagte Bach nach seiner überzeugenden Wiederwahl. Aus der olympischen Regierung heraus lässt sich eine Bewerbung jedoch bestens betreiben. Der 56-Jährige ist mit seiner großen Kompetenz als Vorsitzender der juristischen Kommission und einer Reihe anderer Gremien im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einer der wichtigsten Zuarbeiter für Rogge. Zudem dient seine Präsidentschaft des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als wichtige Hausmacht.
Seit 1996 gehört Bach zum Führungszirkel der Ringe-Regierung. Bei der Session 2000 in Sydney, als er erstmals zum IOC-Vize bestimmt wurde, hatte er noch vier Mitstreiter. 2006 in Turin traute sich nur noch einer, gegen ihn anzutreten. «Es war schön, mal keine Kampfabstimmung zu erleben», resümierte Bach, der sich mit Rogge eng verbunden fühlt, «unsere Philosophien des Sports und der Aufgaben im IOC sind decklungsgleich.»
Noch hat sich keiner der Interessenten auf den Präsidenten-Job öffentlich erklärt. Der puertoricanische Banker Richard Carrion ist als Geldbeschaffer neben Rogge gegenwärtig der wichtigste Mann im IOC. Carrion ist Mitglied des Exekutivkomitees und Vorsitzender der Finanzkommission. Auch die marokkanische Vorzeigefrau Nawal el Moutawakel gehört zum Trio, das derzeit am höchsten gehandelt wird. Die Olympiasiegerin von 1984 über 400 Meter-Hürden hat es in der Heimat bis zur Sportministerin gebracht. Im IOC ist sie ebenfalls «Regierungsmitglied».
Neben den drei Favoriten zählen der ehemalige Stabhochsprung-Dominator Sergej Bubka (Ukraine), der Schweizer Anführer der internationalen Sommersportverbände, Denis Oswald, und der Vorsitzende der europäischen Nationalen Olympischen Komitees Patrick Hickey (Irland) zur Gruppe der weniger Aussichtsreichen. (dpa)