
Er ist mittlerweile 82 und plant noch immer Anlagen für Leichtathleten. „Um insbesondere Kinder in die Welt der Bewegungsvielfalt zurückzuholen“, heißt es in einem Statement von Wilhelm Heinrich Brand. Sie drohe den nachwachsenden Generationen nämlich in zunehmendem Maße verloren zu gehen, warnt der Blumenthaler, der im Mai 1968 die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Bremen-Nord „erfand“ und den Sportplatz im Löh, sowie den gleichnamigen benachbarten Wald zu einem Bewegungsgarten entwickelt hat.
„Was macht eigentlich Wilhelm H. Brand? Diese Frage verbietet sich eigentlich, denn zumindest unter den Leichtathleten in der Hansestadt ist der Ehrenvorsitzende der LG Bremen-Nord und Chef der Nordbremer Leichtathleten-Freunde e.V. für sein unermüdliches Engagement um die Förderung und den Spaß an sportlichen Aktivitäten bekannt und nach wie vor präsent.
Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Leuchtenburg, entdeckte Brand als Dreizehnjähriger beim Vegesacker Turnverein (VTV) die Leichtathletik für sich und nahm mit der Mannschaft des Gerhard-Rohlfs-Gymnasiums vier Jahre später am ersten Leichtathletik-Bundesvergleich der Schulen in der Bundesrepublik teil. Die Vegesacker Sportler, die vier konkurrierenden nordbremischen Vereinen angehörten, erreichten einen respektablen vierten Platz.
Nachdem Heinrich Wilhelm Brand 1959 sein Abitur gebaut und anschließend den Wehrdienst absolviert hatte, studierte er an der Deutschen Sporthochschule in Köln und belegte die Leistungsfächer Leichtathletik und Sportstättenbau, musste zwei Semester wegen eines schweren Verkehrsunfalls in den Wind schreiben und begann seine berufliche Laufbahn am 1. Januar 1966 als Diplom-Sportlehrer an der Bundeswehr-Truppenschule in Grohn.
Von dort wechselte er aber bereits im Mai desselben Jahres zum Gerhard-Rohlfs-Gymnasium, wo er bis Ende 1987 als Sportpädagoge tätig war und von 1969 bis 1992 in insgesamt 23 Leichtathletik-Finalen des Schulwettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ mehr als 60 Leichtathletik-Teams betreute.
Knapp drei Jahre zuvor hatte das bislang epochalste Ereignis der deutschen Nachkriegsgeschichte stattgefunden: Der Mauerfall in Berlin am 9. November 1989 als Auslöser der Vereinigung von Deutschland West und Ost. „Die Grenzöffnung hat mich nur drei Tage später in die Redaktion der Ostsee-Zeitung in Rostock getrieben, um eine Einladung an die Lauffreunde in der DDR auszusprechen“, erinnert sich der Rönnebecker. Und am 3. Dezember 1989 habe der damalige Innensenator Volker Kröning 100 Läuferinnen und Läufer in der Hansestadt begrüßt; unter ihnen mit Christian Schenk den jüngsten Zehn-Kampf-Olympiasieger.
Bereits 21 Jahre früher aber hatte der Blumenthaler die Wiederbelebung der Leichtathletik in Bremen-Nord initiiert. Weil der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) damals noch keine Kooperationen von Vereinen anerkannte, fand Brand ein Schlupfloch, wie er es formuliert: Gründung eines eigenständiger Vereins speziell für Leichtathleten. Und so hoben offiziell Alfred Geffken und Freunde 1968 die LG Bremen-Nord aus der Taufe, für die sich Brand als Trainer engagierte, 1970 Mitglied und fünf Jahre später ihr Vorsitzender wurde. Wenig später sorgte er für ein bundesweit beachtetes Novum: Als erster Leichtathletik-Klub nahm die LG Bremen-Nord eine Antidoping-Regelung in ihrer Satzung auf.
Brand war bei der LG Bremen-Nord von Beginn an Jugendtrainer. Und seine Schützlinge ließen die Fachwelt aufhorchen. Gerhard-Michael Paselk sprintete 1969 als 19-Jähriger die 100 Meter in 10,6 und die 200 Meter in 22 Sekunden. Janina Schulz lief als 16-Jährige die 800 Meter in 2:19,7 Minuten, sprang 6,02 Meter weit und sammelte im Siebenkampf 5515 Punkte. Brands Urteil: „Olympiafähig“. Ein weiteres LGN-Talent war Asmus Pageler, der als 15-Jähriger die Latte bei 1,94 Meter übersprang. Wilhelm Heinrich Brand: „Wer in die aktuelle DLV-Rekordliste schaut, findet viele LG-Nord-Athleten.“
Zu den Aushängeschildern gehört natürlich noch heute die 1984 von Dieter Hartmann gegründete Langlauf-Abteilung, in der viele namhafte Athleten, wie Petra Liebertz, Kati Eickhaus, Waltraud Bayer, Christine Fuchs, Gabriele Rost-Brasholz, Lutz Beyer, Andreas Oberschilp, Torsten Naue, Frank Themsen und Martin Neumann mit starken Leistungen aufwarteten.
Im November 2009 trat dann Wilhelm H. Brand von seinen Ämtern in der LG Nord zurück, die damals 500 Mitglieder aufwies und zurzeit noch rund 150 zählt. Der Sportpädagoge macht dafür einen „inneren Zerstörungs-Prozess“ verantwortlich. Der auch dazu führte, dass der bei Eltern und Kindern beliebte Trainer Gerold Christen entlassen wurde, der heute Leichtathletik-Coach bei der SG Marßel ist. Und von dem Brand sagt, dass er ihm bei seiner Entwicklungsarbeit sehr geholfen habe.
Die will der 82-Jährige nun fortsetzen, gerade hat er konkrete Pläne für den Bau von drei verschiedenen Anlagen im Bewegungsgarten am Löh erarbeitet. So sollen eine zweite Balancierschlange beim Felsengarten sowie eine Mini-Crossbahn für kleine Kinder auf einem Erdhügel entstehen. Und vor dem Nordostbogen im Stadion will Brand die Laufanlage „Lang-Cross“, um ein kombiniertes Hindernis aus Erdwall, Mulde und Felsenbarriere erweitern, zudem in die Umzäunung zwei Schwingtore einbauen lassen, damit die Läufer den Löhwald vom Sportplatz aus direkt erreichen können.
Die Kosten in Höhe von rund 5000 Euro werden nach seinen Worten aus Spendengeldern und Globalmitteln der Beiräte Blumenthal und Vegesack beglichen. Vielleicht, so Brand, könnten auch noch eine Pitsch-Patsch-Laufbahn oder ein Wassergraben als Hindernis für die Läufer realisiert werden. Wilhelm Heinrich Brand hat sich seit sieben Jahrzehnten der sportlichen Bewegungsvielfalt verschrieben. Die den Kindern und jungen Menschen angesichts der „informatischen Kontaktbeschleuniger“, wie er die digitalen Medien bezeichnet, verloren zu gehen drohe. Mit fatalen Folgen für die Gesundheit, wie Brand befürchtet.
Deshalb seien Angebote zum Laufen, Werfen und Springen möglichst an der frischen Luft nötiger denn je. Der pensionierte Sportpädagoge: „Kinder und Jugendliche, die einen Teil ihrer Freizeit zum Beispiel im Bewegungsgarten im Löh verbringen, wachsen gesund auf, sind lern- und sozialfähiger, kreativer und zielstrebiger.“ Und er fügt hinzu: „Gerade in der vom Corona-Virus bestimmten Lebenslage.“
Bewegung empfiehlt Wilhelm Heinrich Brand deshalb in der kalten Jahreszeit auch, um die Pausen beim Stoßlüften in den Klassenzimmern zu überbrücken. Statt sich in Wolldecken einzuhüllen, so der Rönnebecker, könnten die Schüler Kniebeugen machen oder ihre Stühle als Sportgeräte nutzen, indem sie zehn- oder 20 Mal hochgehoben und wieder hingestellt würden. Das alles halte warm und entstaube die Gehirne...
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