
Über den Müll auf den Straßen kann man sich jeden Tag aufs Neue aufregen – oder man kann ganz einfach etwas dagegen tun. In Findorff trifft sich seit einigen Monaten an jedem Mittwochabend eine Gruppe von Frauen, um im Vorbeigehen Müll einzusammeln. Oder besser gesagt: Im Vorbeijoggen. So etwas nennt man „Plogging“. Die Findorfferinnen haben Begriff und Idee nicht erfunden. Aber sie sind die Ersten, die so etwas in Bremen praktizieren.
Plogging ist eine gemeinschaftliche und gemeinnützige Bewegung, die grundsätzlich in jedem Tempo und von allen Generationen ausgeübt werden kann – und wohl allen Stadtteilen guttun würde. Das Kunstwort setzt sich zusammen aus den Verben „Joggen“ und „Plocka“ – schwedisch für: „Etwas aufheben“ – und stammt von einem schwedischen Umweltaktivisten namens Erik Ahlström. Der Stockholmer gründete vor etwa zwei Jahren mit Gleichgesinnten die Mitmach-Plattform „Plogga“, und organisiert seither Laufevents, die Fitnesstraining mit Umweltschutz kombinieren. Inzwischen gibt es Plogging-Gruppen weltweit, auch in vielen deutschen Städten wird regelmäßig laufend Müll gesammelt. Und wie man sieht: Auch in Findorff gibt es in jeder Woche mehr als genug aufzuräumen.
An diesem Mittwochabend sind es ein knappes Dutzend Frauen zwischen Anfang Zwanzig und Anfang Sechzig, die sich an der Münchener Straße treffen, Lauf- und Handschuhe anziehen, und gemeinsam „losploggen“. Bereits zehn Minuten und einen knappen Kilometer später können sie am Torfhafen ihre Ausbeute vorzeigen: Ein Dutzend Müllbeutel voller Einwegbecher, Chipstüten, Flachmänner, Plastikflaschen, Trinkbeutel und Zigarettenkippen, mühelos entdeckt entlang der Münchener und der Eickedorfer Straße. Eingesammelt wird alles, was nicht auf den Boden gehört – nur von Hundekot lassen die Frauen die Finger weg, erzählen sie. Ihre Routen wechseln wöchentlich, doch fündig werden die sportlichen Findorfferinnen bei ihren etwa einstündigen Touren überall: entlang der Gehwege, in den Rinnsteinen, und vor allem in den Grünstreifen. Extrem sei es rund um die Ampelanlagen, erklären die Frauen: Dort werde der Müll gerne aus den Autofenstern geworfen. Und ganz schlimm sei es auch in der Grünanlage Jan-Reiners-Weg, entlang des Bahndamms und im Gebüsch rund um den Findorffmarkt, berichtet Ulrike Reitberger: „Manche Leute scheuen sich nicht, ihren Müll einfach hinzuschmeißen, wo es keiner sieht. Pfui Teufel, was da alles rumliegt!“
Die 61-Jährige erklärt: „Ich fand den Gedanken an sich klasse, Sport und Umweltschutz zu verbinden. Inzwischen mache ich das sogar mit meinen Freunden in der Freizeit.“ Corina Peter erzählt: „Wir leben alle gerne in Findorff, und das ist unsere Art, Verantwortung zu übernehmen und etwas Schönes für den Stadtteil zu tun.“ Sicher – man könnte so etwas natürlich auch alleine praktizieren, weiß die 27-Jährige: „Aber in der Gruppe macht es viel mehr Spaß!“ Plogging sei ein gemeinnütziges Ganzkörpertraining, erläutert Conny Schulz. Die Ploggerinnen wissen hinterher, was sie geleistet haben. Auch, weil es nach den ersten Malen ordentlich Muskelkater gibt, wie die Teilnehmerinnen berichten können.
Bleibt die Frage, warum es wieder mal nur Frauen sind, die hinter anderen Leuten aufräumen. In diesen Fall ist die Antwort ganz einfach: Die Plogging-Gruppe ist eine Initiative von Patricia „Patty“ Herbst, die seit knapp eineinhalb Jahren ihr Fitnessstudio für Frauen an der Münchener Straße betreibt. Aus diesem Grund tragen die Mitläuferinnen auch T-Shirts und Gummihandschuhe im charakteristischen Pink von „Patty´s Gym“, und führen die Aufhebe-Aktionen als gymnastische Übungen durch.
„Wir werden oft von Passanten angesprochen“, erklärt Ulrike Reitberger. „Alle finden unsere Aktion ganz toll, und viele haben gesagt, dass sie mitmachen möchten.“ Ins Auge gefallen seien die pinken Ploggerinnen auch Pädagoginnen aus einer Findorffer Kindereinrichtung, erzählt Patty Herbst: „Sie haben Interesse angemeldet, und nun möchten wir einen extra Termin mit einer Kindergartengruppe organisieren.“ Sie wünsche sich einen pädagogischen Effekt: Dass das Bewusstsein für die Umwelt geschärft werde, und der Abfall erst gar nicht mehr auf der Straße lande. Die gesammelten Müllbeutel entsorge sie bislang noch auf eigene Kosten in ihren eigenen Mülltonnen, erklärt sie auf Nachfrage. Doch ihre Läuferinnen finden: Der städtische Entsorgungsbetrieb könnte seine Dankbarkeit für den flotten freiwilligen Ordnungsdienst zeigen, indem zumindest eine kostenlose Tonne zur Verfügung gestellt würde.
Ursprünglich sollte der Kurs auf acht Wochen begrenzt sein, doch diese Frist wurde von den Frauen längst mit Begeisterung abgelaufen. Nun werde „weitergeploggt“, so lange es das Wetter erlaubt - bis mindestens Ende Oktober, sagt Patty Herbst. „Im Frühjahr wird der Kurs dann wieder fest ins Programm genommen.“ Die Plogging-Gruppe trifft sich mittwochs, 19 Uhr, vor Patty’s Gym an der Münchener Straße 142/144. Auch Nichtmitglieder dürfen kostenlos mitlaufen. Bei Interesse könnte auch eine zweite Gruppe im Walking-Tempo eingerichtet werden. Nähere Informationen gibt es direkt im Studio oder unter der Rufnummer (0421) 4374 1122.
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