Lilienthal. Dramatischer, emotionaler und erfolgreicher hätte der Auftakt in der Halbfinalserie um die Deutsche Floorball-Meisterschaft für den TV Lilienthal nicht laufen können: Praktisch über die komplette Spielzeit liefen die „Wölfe“ bei den bärenstarken Red Devils Wernigerode einem – zwischenzeitlich deutlichen - Rückstand hinterher, retteten sich erst 21 Sekunden vor dem Ende in die Verlängerung und siegten letztlich mit 9:7 nach Penaltyschießen.
Auch Spielertrainer Mark-Oliver Bothe, der mit einer überragenden Leistung und vier Treffern maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte, rang nach Spielschluss um die richtigen Worte: „Das war echt heftig und so ein Spiel erlebt man ganz selten. Wir sind natürlich total glücklich und freuen uns über die gute Ausgangslage, nochmal brauchen wir so ein Drama aber nicht.“ Das Drama begann für die Gäste alles andere als verheißungsvoll. Bereits nach 16 Sekunden gerieten die Lilienthaler in Rückstand. Auch im weiteren Verlauf der Anfangsphase präsentierten sich die Gastgeber extrem effizient und nutzten die Unkonzentriertheiten im Defensivverbund der „Wölfe“ eiskalt aus – nach nur acht Minuten stand es so 4:0 für die „Roten Teufel“.
Bis zur Schlusssirene des ersten Abschnitts fiel auf beiden Seiten noch ein Treffer, sodass es aus Gästesicht mit einem 1:5 in die Kabinen ging. „Wir haben uns dann zusammengerauft und gesagt, dass wir jetzt volles Risiko gehen müssen. Wie sich dann die gesamte Mannschaft präsentiert hat, ist schon außergewöhnlich“, lobte Bothe das überragende Comeback seines Teams. Denn das gab sich trotz der scheinbar aussichtslosen Situation nicht auf.
Durch zwei schön herausgespielte Tore von Bothe und einen weiteren Treffer seines ebenfalls glänzend aufgelegten Trainerkollegen Janos Bröker verkürzten die Lilienthaler im Mitteldrittel auf 4:6 – und schöpften neue Hoffnung. Auch im Schlussabschnitt liefen sie, angetrieben von den zahlreichen „Wölfe“-Fans, unnachgiebig an. Das zwischenzeitliche 4:7 eine knappe Viertelstunde vor dem Ende brachte den TVL nun nicht mehr aus dem Konzept. Bothe sowie Niklas Bröker verkürzten erneut. 21 Sekunden vor dem Ende – die „Wölfe“ hatten längst den Keeper für einen weiteren Feldspieler geopfert – war es dann erneut Bothe, der eine Vorlage des emsigen Torben Kleinhans nutzte und zum viel umjubelten Last-Minute-Ausgleich einnetzte.
Nun ging es in die Verlängerung, wo sich die Lilienthaler mit einer tollen Moral gegen die stärker aufkommenden Hausherren wehrten. „Wernigerode hatte da aufgrund seiner starken Einzelspieler die besseren Chancen, aber wir haben als Team dagegengehalten und hatten mit Nils Hallerstede einen tollen Keeper“, lobte auch Vorstandsmitglied Daniel van der Heyde. Und ebenjener Hallerstede, der bereits im gesamten Spiel stark auftrat, wurde in der Schlussphase endgültig zum Matchwinner: Zunächst rettete er in der Verlängerung mehrfach glänzend, im Penaltyschießen parierte er dann gleich drei Versuche und sicherte so den Sieg der Gäste, bei denen Kleinhans und Alexander Seitz trafen und für die wichtige Führung in der Best-of-3-Serie sorgten.
TV Lilienthal: Spöhle, Hallerstede; Bothe, Janos Bröker, Minnermann, Kleinhans, Brinkmann, Veijalainen, Niklas Bröker, Mähönen, Moes, Bauer, Appenrodt, Ebbinghaus, Diaz de Armas, Röttger, Siljamo, Heike, Seitz, Stierle.