Melchiorshausen. In die Gruppe der verrücktesten Flitzer hat sich wohl der Rasenmäher-Roboter der Melchiorshauser eingereiht. In der Partie der Fußball-Landesliga Bremen zwischen dem TSV Melchiorshausen und dem TV Bremen-Walle 1875, die sich nach 90 Minuten mit 0:0 trennten, machte sich der hellgraue Roboter in der 77. Minute selbstständig und fuhr auf das Feld. Für Spieler, Gäste und Trainer war es eine willkommene Abwechslung in einem eher mäßigen Spiel. „Wir haben viele Chancen liegen lassen. Den Punkt nehmen wir dennoch gerne mit“, stellte TSV-Trainer Lars Behrens gelassen fest.
Vor der Partie hatte der Coach der Melchiorshauser noch vor dem Gegner gewarnt, dass er kämpferisch stark sei und viel über lange Bälle kommen würde, und das tat er dann auch. Vor allem Walles Steve Scholze und Aziz Karlidag setzten die Gastgeber mit ihrer aggressiven Spielweise immer wieder unter Druck, wodurch die Defensive des TSV in einigen Situationen ins Straucheln geriet und zu Fehlpässen gezwungen wurde.
Doch die Gastgeber ließen sich davon nicht beirren und suchten mit langen Bällen nach vorne immer wieder den Weg zum gegnerischen Tor. Dabei hatte Nick Plate in der 14. Minute mit seinem Kopfball die dickste Chance zum 1:0, verfehlte das Tor aber knapp. Zwei Minuten später war es Kevin Sökel, der nach einem Pass von Kevin Nienstermann alleine auf den TV-Keeper Jan Stelljes zurannte, aber am langen Eck vorbeischoss. „In dieser Phase hatten wir viele klare Chancen, die wir einfach hätten reinmachen müssen“, haderte Lars Behrens. Allerdings fehlte es den Gastgebern während der gesamten Partie vor allem an der Präzision im Abschluss.
Ein Lattentreffer per Kopf von Walles Cenk Devrim Yilmaz rüttelte die Mannen von Lars Behrens noch einmal wach. Sie ließen dem Gegner von da an nur noch wenig Spielraum, wodurch sich die Partie hauptsächlich ins Mittelfeld verlagerte. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit drehten beide Mannschaften aber noch einmal auf: Florian Ariyanayagam sprang nach einer Hereingabe in den Sechzehner am höchsten und köpfte auf das Tor der Gastgeber, doch TSV-Keeper Sascha Kleemann war hellwach und hielt mit einer guten Parade seinen Kasten sauber.
Zwei Minuten später jubelten die Anhänger des TSV bereits, als Kevin Nienstermann nach einem Freistoß von Julian Michel an den Ball kam und ihn nur noch ins Tor schieben musste. Doch selbst das misslang, weshalb ein Zuschauer verärgert rief: „Das gibt es doch nicht!“ Melchiorshausen kam meistens nur über Standards vor das gegnerische Gehäuse, und das merkte auch Lars Behrens, der zur zweiten Halbzeit das System von 4-4-2 auf 4-2-3-1 umstellte. „Zwischen dem Mittelfeld und Sturm haben die Anspielstationen gefehlt. Wir mussten etwas variabler werden“, berichtete Behrens.
Dennoch war es der TV Bremen-Walle, der in den ersten zehn Minuten nach Wiederbeginn leicht die Oberhand behielt und mit mutigeren Spielzügen und mit mehr Zug zum Tor agierte. Für Melchiorshausen gab es so gut wie kein Durchkommen. „Dass die Gäste kurzzeitig am längeren Hebel saßen, ist mir schon aufgefallen“, sagte der TSV-Coach, der sich im Nachhinein aber keine Sorgen machen musste, da seine Mannen von Minute zu Minute besser wurden. Melchiorshausen erarbeitete sich immer wieder gute Chancen. Sowohl mit schnellen Kombinationen als auch mit langen Bällen suchten sie sich ihren Weg nach vorne, wodurch es in der Defensive der Gäste brannte.
Julian Michel, Kevin Nienstermann und Lucas Kracke gehörten dabei zu den auffälligsten Akteuren, die aber immer wieder vor dem Tor scheiterten. Die TSV-Elf schnupperte am 1:0, doch nach 90 Minuten mussten sie sich mit einem torlosen Remis zufriedengeben. „Wir haben bis zur letzten Minute alles probiert, aber am Ende hat es leider nicht gereicht. Dennoch war es ein gutes Spiel“, lautete das Fazit von Lars Behrens. Der Gegner habe es ihnen zwischenzeitlich zwar schwer gemacht, „aus dem Spiel heraus hatte er aber nur eine gefährliche Chance“, fügte der TSV-Coach hinzu.
Weitere Informationen
TSV Melchiorshausen - TV Bremen-Walle 1875 0:0
TSV Melchiorshausen: Kleemann - Heinemann, Plate, Görgens, Sökel, Kracke (80. Njie), L. Plate, Westerhold (56. Discher), Sabbar, Michel (63. Drygalla), Nienstermann
Tore: Fehlanzeige NKN