Ein 20 Meter hohes Banner, das beim Saisonausklang von Werder in der Ostkurve gezeigt wurde, sorgt für Ärger. Die Polizei findet es Gewalt verherrlichend, aber Werder hatte damit keine Probleme.
Beim letzten Heimspiel der Saison zeigten die Fans gerne noch einmal Flagge, sagt die Polizei. In diesem Fall war es ein Banner. Unübersehbar in der Ostkurve, 20 Meter hoch, ein vermummter Zwillenschütze. „Gewalt verherrlichend“ findet das die Polizei. Und hat ein Strafverfahren wegen „öffentlicher Aufforderung zu Straftaten“ eingeleitet.
Ermittelt wird vorerst gegen unbekannt. Der Initiator des kurz vor Spielbeginns an Zugbändern in die Höhe gehievten Transparents ist die Ultragruppe Cercle d‘Amis (Freundeskreis), die damit ihren 15. Geburtstag feierte. Dazu passend zwei Spruchbänder, die ebenfalls kurz zu sehen waren: „Resist to Exist“ (Widerstand um zu existieren) und „15 Jahre Antifa-Ultras“. Der 2002 gegründete Cercle d‘Amis versteht sich als antirassistische beziehungsweise antifaschistische Gruppierung.
Daraus ließe sich ableiten, dass sich das Banner gegen Nazi-Hools richtet, doch aus Sicht der Polizei ist dies eine rein akademische Überlegung. Zumal es in dieser Saison nicht der erste Vorfall war. So waren im Heimspiel gegen Ingolstadt beleidigende Plakate wie etwa „Bullenschweine“ in der Ostkurve aufgetaucht und nach dem Spiel hatten Fans einen Polizisten drangsaliert.
Dieser Vorfall und auch das erneute Abbrennen von Bengalos war Anfang des Jahres Thema in der Innendeputation. Bei dieser Gelegenheit machte die Innenbehörde klar, dass für sie „eine rote Linie überschritten“ war. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) forderte unmissverständlich Konsequenzen vom Verein zum Verhalten der Ultra-Fans.
Austausch zwischen Verein und Fans
Zugleich wurde dem Verein seinerzeit Gelegenheit eingeräumt, mit den Fans über die Vorfälle zu sprechen. Dieses Gespräch fand zwischen Werder-Offiziellen, Mitarbeitern der Fanbetreuung und Vertretern der Fangruppen statt und wurde von Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald als „kritischer und konstruktiver Austausch“ beschrieben. Dabei habe der Verein auch klare Worte gefunden.
Das Problem im Fall des Zwillenschützen scheint jedoch anders gelagert zu sein. Denn es handelt sich dabei keineswegs um eine überraschende oder heimliche Aktion der Ultras. Das Transparent war, wie in solchen Fällen üblich, zuvor den Entscheidungsträgern bei Werder Bremen vorgelegt und von diesen genehmigt worden.
Und selbst in der üblichen Nachbesprechung mit Werder-Verantwortlichen und Fanbetreuern soll die Kritik der Polizei an dem Banner dem Vernehmen nach noch auf Unverständnis gestoßen sein. Schließlich sei die Botschaft der Ultras gegen rechts gerichtet gewesen und das sei doch in Ordnung so. Anderseits scheint das Banner nicht bei allen Verantwortlichen von Werder Bremen auf derartige Gegenliebe zu stoßen. Von „interner Aufarbeitung“ war in dieser Woche die Rede.
Choreografien werden im Vorfeld besprochen
In der offiziellen Stellungnahme des Vereins auf Anfrage des WESER-KURIER schimmert diese Position aber nur andeutungsweise durch. „Spieltags-Choreografien dieser Größenordnung sind nicht immer offizielle Botschaften des SV Werder Bremen, sondern seiner engagierten, mündigen Fans“, sagt Veranstaltungsleiter Lars Mühlbradt. Die Choreografien würden im Vorfeld der Partie mit dem Fanbeauftragten und dem Sicherheitsbeauftragten des SV Werder kritisch besprochen und müssten genehmigt werden.
„Wir kennen die Diskussionen um das Erscheinungsbild des Logos dieser Fan-Gruppe“, erklärt Mühlbradt. „Die Choreographie wurde dennoch genehmigt, weil uns die Gruppe Cercle d’amis und ihre inhaltlichen Ziele seit Jahren bekannt sind. Sie steht für eine klare Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie.“