
Sie warten, ich weiß, ich weiß, sehnsüchtig auf die Auswertung meiner Schlussrunden durch die Sixdays-Hallen. Die Runde vom Sonntag ist schnell erzählt. Erst stand ich verdattert vor der verschlossenen Party-Halle 3 und dem Schild: Achtung! Keine Zufahrt für Gabelstapler und Stuhlwagen erlaubt. Bis mir einfiel, dass es gar nicht abends ist, sondern nachmittags und da halt nix ist in der 3. Dafür wurde in der 4 der Tag zur Nacht gemacht. Beschwingte Damen und Herren. Verdacht, dass Alkohol zum nachmittäglichen Partynacht-Zustand geführt haben könnte.
Am Montag (überall voll, vor allem in der 2, 3 und 4) habe ich meine Kundenbefragung fortgesetzt: mit Kerstin, deren Tochter Lisa, Andrea und deren Tochter Carolin sowie Michael, Tim, Rolf, Katharina, Tom, Abeftina, Tanja und Tina gesprochen. Kerstin gibt zu Protokoll, dass sie seit 40 Jahren herkommt. Das Problem sei, dass früher der Fokus mehr auf dem Sport gelegen habe. Jetzt mehr auf Party. Lisa, Andrea und Carolin nicken heftig. Ich nicke nach außen und denke nach innen: Selten liegen Veranstalter-Konzept (mehr Sport als früher) und Kundenurteil (mehr Party als früher) weiter auseinander. Abeftina fragt, was in Halle 1 denn sei. Radrennen? Sie sei zum dritten Mal dabei, und erst einmal kurz in der 1 gewesen. Katharina behauptet, die Wenigsten seien doch wegen des Radrennens hier. Trifft jedenfalls auf Michael, Tim und Rolf zu. Tim über Radrennen: keine Ahnung, keine Lust drauf. Seine Truppe sei vor Ort, um zu feiern.
Tanja sagt, sie sei wie Tina wegen der Sportler hier. Und dass sie ja nicht alles schlecht reden wolle. Aber dass früher alles besser gewesen sei. Früher, als Frank Minder Veranstalter war. Der hätte die Ehrenkarten mit der Gießkanne rausgegossen. Zur Freude der Gastronomen. Und überhaupt: Früher, da hätte man die Fahrer gekannt. Bartko, Marvulli. Heute: Lauter No-Names, sagt Tanja. Und dann die Frauenrennen, sagt sie. Wenn die dran seien, gingen die meisten Männer pinkeln, essen, raus. Wenn sie draußen am Fahrerlager der Sportlerinnen vorbeigingen, würden Sprüche fallen. Eh, guck dir mal die Beine von denen an und so. Typisch Mann, schimpft Tanja.
So. Was sagt mir das jetzt über den Geist der Sixdays? Leider nur, dass er nicht greifbar ist. Dass die Sixdays alles und nichts verkörpern. Oder vielleicht so, das ist es: Dass das Besondere ist, dass es den besonderen Geist gar nicht gibt.
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