Delmenhorst. Einen Satz hat man in der abgelaufenen Spielzeit von den Trainern aus der 1. Fußball-Kreisklasse ganz oft gehört: „Aufsteigen war selten so einfach wie in dieser Saison.“ Das lag daran, dass sich frühzeitig ein dritter Aufstiegsplatz abzeichnete, weil die hiesigen Bezirksligisten mit dem Abstieg in die Kreisliga nichts zu tun hatten. Zudem spielte der TSV Ganderkesee II mangels Aufstiegsberechtigung quasi außer Konkurrenz oben mit. Allerdings kann man auch feststellen: Selten hatte es ein Meister so verdient wie der TuS Hasbergen in der Spielzeit 2017/18. Nahezu optimale 86 von maximal möglichen 90 Punkten sind ein Indiz selten gesehener Dominanz. In die Kreisliga folgen dem Meister Rot-Weiß Hürriyet und der TV Falkenburg.
Das mit dem einfachen Aufsteigen kann man für die Abstiegszone indes umkehren. Denn es war selten so schwierig, die Klasse zu halten. Das lag freilich hauptsächlich daran, dass erstmals seit sechs Jahren keine Mannschaft durch einen frühzeitigen Rückzug den Abstiegskampf entschärfte. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren reichten schon mal schmale zehn Punkte zum Verbleib in der 1. Kreisklasse. Diesmal gab es dagegen ein spannendes Finale, erst am letzten Spieltag schubste der FC Hude III den Aufsteiger TSV Großenkneten II zurück in die 2. Kreisklasse. Von dort kommen ab August mit dem Delmenhorster BV und dem SV Borussia zwei wieder erstarkte Delmenhorster Traditionsvereine genauso hoch wie die spielstarken Reserven des TuS Heidkrug und Harpstedter TB plus die Sportfreunde aus Littel. Fünf Aufsteiger sind gleichfalls ein Novum und erklären sich daraus, dass kein einziger Absteiger aus der Kreisliga hinzukommt. Denn die SVG Berne steigt in die Fusionsliga der Kreise Oldenburg/Ammerland/Wesermarsch ab und der Kreisliga-Absteiger TSV Ippener wagt in der 2. Kreisklasse einen Neuanfang.
Viele Spielausfälle
Die absolvierte Saison war zudem aufgrund der vielen Spielabsagen extrem fordernd für die 16 Mannschaften. Oft wurde das Heimrecht getauscht, der FC Hude II ist unter diesem Aspekt mit 18 Auswärtspartien und nur einem Dutzend Spielen auf eigener Anlage Spitzenreiter. Der Abstieg von Großenkneten II resultierte aus vier mit insgesamt 4:16 Toren verlorenen Auswärtsspielen in den abschließenden fünf Partien. Der TuS Hasbergen zog von Mitte März bis zum 3. Juni 17 Spiele in nur zwölf Wochen durch.
Unter diesem Aspekt wirkt die Meisterschaft für die Jungs vom Tell noch beeindruckender. 14 der 15 Gegner wurden jeweils doppelt besiegt, nur der KSV Hicretspor knöpfte dem Meister zweimal ein 1:1 ab. So wurde der Aufstieg schon acht Spieltage vor Schluss ausgiebig gefeiert, um dann nur zwei Tage später auch noch das Gipfeldell gegen Hürriyet mit 3:2 zu gewinnen.
Während sich Hasbergen immerhin fünf Jahre in der 1. Kreisklasse vergnügte, hielt sich Rot-Weiß Hürriyet nur zwei Spielzeiten in besagter Liga auf. Auch die Konzepte sind höchst unterschiedlich: Der TuS mit den langjährigen Jugend- und Herrentrainern Andreas Lersch und Tim Müller setzt auf seine Nachwuchsarbeit, bei Hürriyet musste Mete Döner dagegen nahezu den gesamten Verein umkrempeln. Mehr als drei Viertel des Kaders kam im vergangenen Sommer von Bremer Vereinen, trotzdem wuchs der talentierte Kader schnell zu einer Einheit zusammen. Beide Spitzenteams eint die Anzahl der erzielten Tore (111). Weil Hürriyet aber mehr als doppelt so viele Gegentreffer schlucken musste (48:23), holte sich Hasbergen mit 18 Punkten Vorsprung die Meisterschaft. Schon im Vorjahr hatte der TSV Ganderkesee II einen Aufstiegsplatz belegt. Damals war es Rang zwei hinter dem Meister Delmenhorster TB und vor dem zweiten Aufsteiger SV Atlas II. Jetzt wurde es Rang drei für Ganderkesees Zweite, aber erneut blockierte die erste Mannschaft den Gang in die Kreisliga. So durfte der TV Falkenburg als Tabellenvierter nachrücken, weil Konkurrent VfL Wildeshausen II zum unglücklichsten Zeitpunkt in eine Krise schlitterte und nur drei Zähler aus sechs Spielen holte. Falkenburg hatte schon im vergangenen Herbst mit neun Partien ohne Niederlage den Grundstein gelegt.
Höher gehandelte Klubs wie der SV Tungeln (am Ende Platz acht), SF Wüsting (neun) und Hicretspor (zehn) scheiterten besonders an ihrer fehlenden Konstanz. Hicret deutete sein Können nicht nur gegen Hasbergen an, verlor aber massig Punkte gegen Abstiegskandidaten. So lieferte man sich mit dem Schlusslicht SC Colnrade beim 6:9 das kurioseste Spiel der Saison. Der SCC hatte von allen Mannschaften den kleinsten Kader und damit auch am wenigsten Luft im Endspurt. Die letzten elf Spiele gingen allesamt verloren, sodass die Konkurrenten vorbeizogen. Der TV Jahn II stand nach der Hinrunde mit nur fünf Punkten und ohne Sieg schon mit eineinhalb Beinen in der 2. Kreisklasse, doch ein Zwischenspurt mit 17 Zählern aus einem Dutzend Begegnungen reichte trotz 2:19 Toren aus den abschließenden drei Spielen noch gerade zum Klassenerhalt. Den sicherte sich auch der FC Hude III, weil er von den finalen acht Spielen nur eines verlor.
Diesen langen Atem hatte Großenkneten II nicht, der Aufsteiger verabschiedete sich nach nur einer Saison wieder. Was die jetzigen fünf Neulinge aus der 2. Kreisklasse ab August erreichen werden, steht noch in den Sternen. Doch weil kein ehemaliger Kreisligist dabei sein wird und kaum Favoriten erkennbar sind, könnte der Spruch der abgelaufenen Saison auch 2018/19 wieder oft zu hören sein: „Es war selten so leicht, in die Kreisliga aufzusteigen.“
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