Interview mit Martin Schultze „Sport in Bremen wird nicht gewollt“

Martin Schultze (46) ist Geschäftsführer und sportlicher Leiter beim Bremer Hockey-Club. Er meint, dass die Politik eine Vorreiterrolle einnehmen und sich zum Sport bekennen muss.
02.03.2019, 20:43 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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„Sport in Bremen wird nicht gewollt“
Von Mathias Sonnenberg

Herr Schultze, der Aderlass an Sportlern, die Bremen verlassen, um woanders Karriere zu machen, ist groß. Wie kann die Politik das verhindern?

Martin Schultze: Die Politik muss eine Vorreiterrolle einnehmen und sich zum Sport bekennen und deutlich sagen: Bremen ist eine Sportstadt. So ist es in Hamburg, Berlin oder vielen Städten im Ruhrgebiet. In Bremen wird der Sport nur geduldet, aber nicht gewollt. Er hat ein geringes Standing.

Woran machen Sie das fest?

Ich habe mich gerade mit Kollegen in Hamburg und Berlin ausgetauscht. Dort bekommt zum Beispiel jeder Verein, der in der Bundesliga spielt, einen Reisekostenzuschuss. In Hamburg sind das 20 000 Euro, in Berlin 15 000 Euro. Und in Bremen sind es null Euro. Wir als Hockey-Club haben durch den Bundesliga-Aufstieg der ersten Damen-Mannschaft einen erheblich größeren Kostenapparat durch entfernte Auswärtsspiele und müssen alles komplett selbst finanzieren.

Was wünschen Sie sich von der Politik für den Bremer Sport?

Neben einer anderen Wertigkeit für den Sport wünsche ich mir natürlich ein höheres Budget für Sportstätten und Sportbauten. Wenn ich sehe, was der Sport alles für die Gesundheit, Integration und Wertevermittlung von Menschen tut, sind die 7,5 Millionen Euro Sport-Etat viel zu wenig. Die Kultur zum Beispiel hat einen fast zehnfach so hohen Etat. Und ich behaupte mal, dass sich mehr Menschen in Sportvereinen engagieren als in kulturellen Einrichtungen.

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Der Kultur-Etat bekommt auch einen Anteil der Tourismus-Abgaben.

Ich bin überhaupt kein Kultur-Feind, aber wir Sportvereine sorgen doch auch dafür, dass Auswärtige in Bremen übernachten, wenn sie bei Sportveranstaltungen teilnehmen. Ich würde mir wünschen, dass auch der Sport an der Tourismus-Abgabe beteiligt wird. Da stimmt das Verhältnis nicht. Jeder Theater-Besuch in Bremen wird subventioniert.

Der Landessport-Bund fordert künftig 15 Millionen Euro für den Sport-Etat.

Das ist genau richtig und machbar. Denn ich glaube, dass das Geld vorhanden ist, es müsste nur sinnvoller verteilt werden.

Die Fragen stellte Mathias Sonnenberg.

Info

Zur Person

Martin Schultze (46) arbeitet seit 2005 beim Bremer Hockey-Club. Inzwischen ist der gebürtige Hanauer beim BHC als Geschäftsführer, sportlicher Leiter und Cheftrainer der 1. Damen tätig. Er lebt mit seiner Familie in Achim.

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