Im Tennisverband Niedersachsen-Bremen (TNB) wird es auch im Sommer Punktspiele für Damen, Herren, Altersklassen und Jugend geben. Dies hat das Präsidium mit dem Verbandsbeirat und unter Einbeziehung der Sportwarte der zwölf Regionen im TNB einstimmig beschlossen, betonte der Verband auf seiner Homepage. Zudem wurde ein Fünf-Punkte-Plan zur Durchführung der Punktspiele kommuniziert. Damit ist Tennis auf Amateurebene die erste Sportart, die trotz der Corona-Krise mit dem Ligabetrieb startet. Für die hiesigen Clubs sind die ersten Partien für das Wochenende 13./14. Juni angesetzt. Wer genau spielen wird, steht allerdings noch nicht genau fest. „Einige unserer Mannschaften werden spielen, andere nicht. Aber genau können wir das nicht sagen“, berichtete Carsten Glander, der beim TC Blau-Weiß Delmenhorst für die Sportorganisation verantwortlich ist. Er selbst spielt zudem bei den Landesliga-Herren des Vereins und ist dort der Teamkapitän.
Der Fünf-Punkte-Plan
Kürzlich bestand die Möglichkeit, im Facebook-Livestream über das Format „Vereine im Dialog online“ Fragen an den NTB-Präsidenten Raik Packeiser, den Vizepräsidenten Wettkampfsport Jörg Kutkowski und Geschäftsführer Michael Wenkel zu stellen. „Wir haben uns diese Entscheidung natürlich nicht leicht gemacht. Wir haben wirklich alle Optionen geprüft, alle Möglichkeiten und Varianten durchgecheckt, auf die unterschiedlichsten Kriterien überprüft – auf gesundheitliche, wirtschaftliche, sportpolitische, juristische und organisatorische. Wir sind der Auffassung, dass dieses Vorgehen, das wir jetzt entwickelt haben, das fairste und beste ist und alle gut damit leben können“, sagte Raik Packeiser nach dem Livestream und fügte hinzu: „Wir wissen, dass wir keine Entscheidung treffen konnten, mit der alle 140 000 Tennisspielerinnen und Tennisspieler aus Niedersachsen und Bremen zu 100 Prozent einverstanden sind. Aber wir glauben, dass das, was wir entwickelt haben, wirklich für alle gut ist, den Herausforderungen gerecht wird und für einen guten und seriösen Punktspielbetrieb umsetzbar ist.“
Für diese Sommersaison sind insgesamt 6500 Mannschaften im TNB gemeldet. Für sie gilt folgender Fünf-Punkte-Plan:
1. Die Punktspielserie 2020 wird als Übergangssaison gewertet. Es wird keine Auf- und Absteiger geben. Nur wenn im Sommer 2021 in der nächsthöheren Spielklasse ein Staffelplatz frei ist und die geografischen Umstände passen, ist ein Aufstieg möglich. Die erspielten Ergebnisse werden aber uneingeschränkt für die Ranglisten und Leistungsklassen gewertet.
2. Mannschaften können sich bis zum 1. Juni ohne Ordnungsgeld vom Punktspielbetrieb abmelden. Wenn eine Mannschaft nach dem 1. Juni zurückzieht, werden 50 Prozent des regulär festgelegten Ordnungsgeldes erhoben. Die Mannschaften behalten auch bei einem Rückzug ihren Platz in der aktuellen Spielklasse. Die Höhe der Mannschaftsmeldegebühren bleibt zu 100 Prozent bestehen. Das Ziel ist, die derzeitigen Staffeln und den Spielplan zu erhalten. Anpassungen erfolgen, wenn in einer Staffel weniger als vier Mannschaften starten.
3. Für die Doppel wird eine Situationsanalyse bis spätestens zum 7. Juni durchgeführt. Dann wird final entschieden, ob mit oder ohne Doppel in die Saison gestartet wird. Nach derzeitigem Stand werden die Punktspiele voraussichtlich ohne Doppel gespielt. Sollte im Laufe der Saison die Abstandsregel geändert oder aufgehoben werden, werden Doppel in Abstimmung mit den Sportwarten der Regionen und durch Beschluss des Präsidiums zugelassen.
4. Namentliche Nachmeldungen sind bis zum 5. Juni möglich (Das betrifft zum Beispiel Spieler und Spielerinnen, deren Team zurückgezogen wird. Sie können dann in einer anderen Mannschaft ihres Vereins spielen.). Ein Lizenzwechsel (Spielen für einen anderen Verein) ist dagegen nicht möglich.
5. Zudem betonte Raik Packeiser, dass im Laufe dieser Woche ein spezielles Hygienekonzept ausgearbeitet wird, welches vor Ort eingehalten werden muss. Der TNB werde es laufend an die Vorgaben der Landesregierung anpassen und an die Vereine kommunizieren. Auch die Wettspielordnung wird partiell angepasst, um eine ordnungsgemäße Durchführung der Übergangssaison unter den im Fünf-Punkte-Plan genannten Kriterien zu gewährleisten.
Glander ist mit dem Plan zufrieden: „Es ist eine vernünftige Lösung. Man kann es nicht allen recht machen. Es ist nun mal eine Ausnahmesituation, und da muss man Ausnahmeregelungen finden. Es ist ein guter Kompromiss.“ Ebenfalls einverstanden mit dem Plan ist Andreas Möhring, Abteilungsleiter Tennis im FTSV Jahn Brinkum. „Ich finde die Regelungen gut. Unter den gegebenen Voraussetzungen ist das die perfekte Lösung“, sagte er. Aus seinem Verein werden dennoch viele Mannschaften zurückziehen. „Ich habe für jeden Verständnis. Für die Spieler, die spielen wollen, werden wir auch eine Lösung finden“, berichtete er.
Delmenhorster sind bereit
Ähnlich ist es bei den Delmenhorstern: „Wir haben den Mannschaften eine Deadline bis Mitte der Woche gesetzt. Es zeichnet sich aber schon ab, dass es beide Varianten im Verein geben wird“, sagte Glander. Auch wegen dieser Option sei der Plan des TNB vernünftig. „Das nimmt total den Druck raus. So kann jede Mannschaft machen, was sie will. Wer spielen will, kann das tun, aber niemand muss. Nächstes Jahr haben dann alle wieder die gleichen Chancen“, meinte er. Falls in einer Liga – normalerweise sind es rund sieben Teams – nach den Rückzügen weniger als vier überbleiben, müssten diese neu sortiert werden. „Wenn es aber vier oder mehr Teams bleiben, bleibt es bei den angesetzten Spielterminen und es geht Mitte Juni los“, erklärte Glander.
In der Regional- und der Nordliga gibt es eine andere Regelung: Die Vereine hatten nur bis zu diesem Dienstagabend Zeit, Mannschaften zurückzuziehen. In diesem Fall müssen sie kein Ordnungsgeld entrichten. Die zurückgezogene Mannschaft steigt nicht ab – alle Teams, die ab Mittwoch, 27. Mai zurückgezogen werden, dagegen schon. Weitere Absteiger wird es dann nicht geben. In den Regionalligen der Damen, Herren und Herren 30 erhalten die Gruppensieger das Recht auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Die Gruppensieger der Nordligen haben darüber hinaus das Recht, gegen den Vertreter der Ostliga ein Relegationsspiel zum Aufstieg in die Regionalliga zu bestreiten.
Ob Doppel gespielt werden dürfen, entscheidet sich wohl erst eine Woche vor Saisonstart. „Ich bin da vollkommen entspannt. Tennis an sich ist ein Einzelsport, durch die Doppel wird es mehr zum Mannschaftssport. Da gehören sie dazu, daher wäre es schade, wenn wir keine Doppel spielen könnten. Aber wenn nicht, ist das für ein Jahr auch kein Problem“, ordnete Glander ein.
In der Startlöchern stehen auch die Aktiven des Delmenhorster TC. „Das Konzept des Verbandes ist umsetzbar“, sagte Siegfried Gürntke. Der DTC-Vorsitzende freut sich auf die Saison, hätte aber auch eine Aussetzung der Spielzeit nachvollziehen können. „Wir sind gut aufgestellt und die Mannschaften freuen sich. Unsere Teams würden grundsätzlich gerne spielen. Ich kann alle verstehen, die unbedingt spielen wollen. Aus meiner Sicht wird es terminlich aber sehr eng. Wir fangen später an, wenn es Wetterkapriolen gibt, die zu Spielausfällen führen, sind wir eventuell schon im September. Da mache ich dann ein Fragezeichen, ob das noch sinnvoll ist. Ein Einfrieren der Ligen für diese Saison wäre meiner Ansicht nach in Ordnung gewesen“, erklärte er.
Die Sinnhaftigkeit der Saison macht er von zwei Punkten abhängig: „Es ist die Frage, ob Doppel gespielt werden können. Wenn nicht, kann man die Saison eigentlich knicken. Die andere offene Frage ist die der Fahrgemeinschaften. Das Land Niedersachsen sagt, dass man mit vier Leuten in ein Auto darf, der TNB ist da noch bei zwei. Das muss noch geklärt werden. Wenn wir mit sechs Spielern hinter Cuxhaven antreten, wäre es Quatsch, da mit drei Autos hinzumüssen“, sagte Siegfried Gürntke.
Jochen Koberg, Vorsitzender des Huder TV, hält vom Plan des Verbandes nicht viel. „Man hätte die Saison einfach sein lassen sollen. Das ist jetzt eine halbseidene Planung. Es gibt keinen Auf- oder Abstieg, man weiß nicht, ob Doppel gespielt werden“, erzählte er. Ob Huder Mannschaften spielen werden, ist noch nicht abschließend beschlossen. Klar ist jedoch, dass die Damen 50 in der Nordliga nicht antreten werden. Auch die Jugendteams verzichten voraussichtlich auf die Saison. Grundsätzlich kann er, sagte Koberg, nachvollziehen, dass einige Vereine spielen wollen. „Ich persönlich denke, dass es gerade Wichtigeres gibt. Aber das sollen die Leute selbst entscheiden, ob sie spielen wollen. Ich bin gespannt, wie viele Teams das am Ende machen“, meinte der Vorsitzende.