Schwanewede. Soviel war bislang gewiss: Wo immer Handball-Oberligist HSG Schwanewede/Neuenkirchen in der noch jungen Saison auftrat, hatte sie Alfred Hitchcock im Gepäck. Auch in der jüngsten Auswärtspartie der „Schwäne“ beim Drittliga-Absteiger SV Beckdorf schien der Meister des Thriller-Films virtuell die Fäden zu ziehen. Und nach drei Unentschieden in den drei ersten Saisonspielen gelang der Mannschaft von Trainer Andreas Szwalkiewicz der erste doppelte Punktgewinn. Lukas Feller erzielte den Treffer zum 31:30-Auswärtssieg sechs Sekunden vor Schluss.
Dass seine personell arg gebeutelte Mannschaft ausgerechnet beim ehemaligen Drittligisten in Buxtehude den ersten Saisonerfolg feiern sollte, hatte der HSG-Coach vor dem Anpfiff kaum für möglich gehalten. Nicht nur, weil im Team der Beckdorfer noch einige Spieler mit Drittliga-Erfahrung Regie führen. Auch die lautstarke Kulisse in der Halle Auf dem Delm hat schon so mancher Gastmannschaft das Fürchten gelehrt.
Doch die „Schwäne“ erwiesen sich als spiel- und nervenstarker Gegner, der die drohende Auswärtsniederlage mit einer überraschenden taktischen Variante in der Schlussphase abwendete. Beim Zwischenstand von 30:27 für die Gastgeber (55.) wechselte Fabian Rojahn von der zentralen Abwehrposition in die Spitze, setzte die Beckdorfer Abwehr unter Druck und leitete vier Gäste-Treffer in Folge durch Kai Norman Rudolph (55.), Lukas Feller (57.), Niels Huckschlag (59.) und wiederum Lukas Feller (sechs Sekunden vor Schluss) ein.
Insbesondere in der Schlussphase, als die Schwaneweder Spiel und Punkte bereits verloren zu haben schienen, bewiesen sie nach den Worten ihres Trainers große Moral. Der fulminante Schlussspurt sorgte denn auch für einen letztlich verdienten Auswärtssieg, denn die Gäste waren vor allem in der ersten Halbzeit zielstrebiger aufgetreten, hatten nach 17 Minuten 14:9 vorn gelegen und führten zur Halbzeit 19:15.
Doch nach dem Wechsel drängten die Beckdorfer mit Macht auf die Wende, insbesondere der siebenfache Torschütze Jonathan Klein sowie Tobias Hesslein (acht Treffer) ließen den HSG-Vorsprung schmelzen. Und als die Gastgeber fünf Minuten vor der Schlusssirene mit drei Toren führten, sah Andreas Szwalkiewicz „die Felle schon davon schwimmen“. Doch seine Mannschaft habe sich nie aufgegeben, lobte der HSG-Coach.
Mit anderen Worten: Die „Schwäne“ zogen sich mit einer taktischen Meisterleistung am eigenen Schopf aus dem Sumpf und brachten die lautstarke Kulisse in der mit rund 300 Besucher voll besetzten Halle des SV Beckdorf zum Schweigen.
Das Tor von Lukas Feller zum 31:30-Auswärtssieg war der Schlusspunkt hinter einem Handball-Thriller, der das Punktekonto der HSG auf 5:3 anwachsen ließ. An dem Lukas Feller mit neun und Marc Blum mit acht Treffern wesentlichen Anteil hatten. Und während der ehemalige Beckdorfer Tim Fieritz, der jetzt für die „Schwäne“ das Tor hütet, ein Wiedersehen mit seiner einstigen Wirkungsstätte erlebte, konnte Kai Norman Rudolph den Auswärtserfolg als Geburtstagsgeschenk feiern. Er wurde am Freitag 25 Jahre alt. Derweil beeilte sich Andreas Szwalkiewicz mit der Rückfahrt, um die Koffer für seinen Urlaub auf Mallorca zu packen.