Landkreis Diepholz. Die deutschen Handballer hätten sich bei der umstrittenen Weltmeisterschaft in Ägypten eine optimale Ausgangslage für die Hauptrunde verschaffen können. Allerdings steht die Garde um Trainer Alfred Gislason nach der 28:29-Niederlage gegen Ungarn nun bereits etwas unter Druck. Zwar hat das DHB-Team die nächste Runde erreicht, doch mit 2:2 Punkten wird der Weg ins Viertelfinale mit Sicherheit kein Selbstläufer. In der Gruppe I der Hauptrunde misst sich Deutschland in den kommenden Tagen noch mit Spanien, Polen und Brasilien. Wie stehen die Chancen der Gislason-Garde, um sich für das Viertelfinale zu qualifizieren? Wie ist die Leistung von Uwe Gensheimer, Julius Kühn und Co. bislang zu bewerten? Wie haben sich die vielen Newcomer geschlagen? Die Handball-Verantwortlichen aus der Region geben ihre Meinung dazu ab.
In der Vorrunde war für die deutsche Handballnationalmannschaft von den Gefühlen her alles dabei. Zunächst der deutliche Auftaktsieg gegen Uruguay, dann der kampflose Erfolg gegen Kap Verde und jüngst die bittere und dramatische Last-Minute-Pleite gegen Ungarn. Eine wirkliche Leistungseinschätzung ist nach erst zwei gespielten Begegnungen nicht ganz einfach, trotzdem haben sich die Handball-Verantwortlichen aus der Region daran versucht. Wie zum Beispiel Andreas Schnichels, Trainer der Frauen der HSG Bruchhausen-Vilsen. „Die Leistung war ziemlich durchwachsen. Der Mittelblock war in der Deckung unsere größte Schwäche. Johannes Golla hat mir absolut nicht gefallen, und auch Sebastian Firnhaber hat mich enttäuscht“, betont er. Auch die große Abschlussschwäche bereitet dem Übungsleiter immense Sorgen. „In den entscheidenden Momenten haben wir einfach zu viele Fehlwürfe, versuchen auch viel zu sehr über die Breite zu kommen. Das war alles ein bisschen zu fahrig“, bemängelt Schnichels, der auch gegen Ungarn gerne mehr Einsatzminuten von Youngster Juri Knorr gesehen hätte: „Zwar war Uruguay kein richtiger Gegner, aber als er auf dem Parkett war, hat er sehr solide gespielt.“
Abwehr mit zu vielen Fehlern
Auch Jan-Niklas Glomb, Teamsprecher der Männer der HSG Phoenix, sieht bei der DHB-Truppe noch viel Luft nach oben. „Die Abwehr ist mir noch zu löchrig, wir haben zahlreiche einfache Tore kassiert. Das darf und sollte so nicht passieren. Die Jungs haben zwar gekämpft, aber in der Offensive waren sie nicht kreativ genug“, unterstreicht Glomb, der ein großer Fan von Linkshänder und Rechtsaußen Timo Kastening ist. „Gegen Ungarn hat er mich zwar nicht ganz überzeugt, dafür aber beim Spiel gegen Uruguay.“
Die deutsche Mannschaft startet mit 2:2 Punkten in die Hauptrunde, auf dem Weg ins WM-Viertelfinale steht sie am Donnerstag bereits unter Druck. Um 20.30 Uhr geht es gegen den Europameister Spanien. Es folgen die Partien gegen Brasilien und Polen. „Das Team muss die Niederlage schnell aus den Köpfen bekommen. Und dann müssen wir gegen Spanien gewinnen. Da sehe ich uns nicht ganz chancenlos“, behauptet Andreas Schnichels. „Die Spanier hatten bislang auch leichte Probleme. Deswegen rechne ich uns schon etwas aus. Aber dafür müssen wir die Fehlwürfe extrem eindämmen. Und dann dürfen wir auch Polen und Brasilien nicht unterschätzen. Denn die sind immer für eine Überraschung gut.“
Jan-Niklas Glomb denkt dabei schon etwas positiver. Zwar sehe er Deutschland nicht als kommenden Weltmeister, denke aber, „dass das Viertelfinale im Bereich des Möglichen liegt. Aber dafür ist ein Sieg gegen Spanien Pflicht. Auch wenn es gegen diese erfahrene Mannschaft sehr schwierig werden wird. Sie konnten bislang zwar noch nicht so brillieren, können jedoch stets auf viele Top-Spieler zurückgreifen.“