Ganderkesee-Bookholzberg. Sven Engelmann war selbst gespannt, welche Reaktionen seine Ankündigung auslösen würde. Der Trainer der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg hatte lange mit sich gerungen und schließlich beschlossen, seinen Posten am Saisonende abzugeben (wir berichteten). Der 50-Jährige tut dies aus rein beruflichen Gründen und keinesfalls aus sportlichen Motiven, schließlich führen die Bookholzberger die Handball-Landesliga Weser-Ems an. Nach dem Erfolg in der laufenden Saison kam Engelmanns Abschiedsankündigung völlig unerwartet, auch für seine Spieler. „Die Mannschaft hat sehr zurückhaltend darauf reagiert, alle waren überrascht“, schildert der Coach.
In den verbleibenden sieben Saisonspielen wird sich nun auf dem Feld zeigen, wie die Bookholzberger mit dieser Nachricht umgehen. Dass das nahende Ende seiner Zeit als Trainer dem Verhältnis zur Mannschaft einen Knacks geben könnte, glaubt Engelmann allerdings nicht. „Dafür verstehen wir uns zu gut. Ich gehe mit den Spielern absolut offen um, und das hat immer gut funktioniert.“ Der Trainer ist wild entschlossen, am Ende der Spielzeit als Meister abzutreten. „Ich bin total motiviert, die Spieler hoffentlich auch“, betont Engelmann.
Vorsichtige Verjüngung
2013 fing der frühere Zweitliga-Spieler des TV Grambke in Bookholzberg an. Die Landkreis-HSG war damals gerade aus der Verbandsliga abgestiegen. Die Mannschaft war abhängig von ihren Routiniers, weil es an guten jungen Leuten mangelte, die nachrückten. Engelmann baute den Kader vorsichtig um und schaffte die Verjüngung, ohne dass wertvolle Routiniers wie Werner Dörgeloh, Marcel Behrens oder Stefan Buß auf der Strecke blieben.
Die Bookholzberger spielten in der Landesliga immer oben mit, ohne wirklich im Titelrennen mitzumischen. Platz sechs, Platz drei und Platz fünf lautete die Ausbeute. In der aktuellen Spielzeit aber scheint es so, als würde Engelmann die Früchte seiner Arbeit ernten. Seit 17 Spielen ist seine Mannschaft bereits ungeschlagen. Der Spitzenreiter hat vier Minuspunkte weniger auf dem Konto als seine drei Verfolger. Allerdings sei es nie sein Plan gewesen, einen Meisterschaftskandidaten aufzubauen, betont Engelmann. „Wichtig war mir immer nur, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt. An den Titel habe ich dabei nicht gedacht.“ Gerne redet Engelmann jedoch nicht über die Meisterschaft. Im Umgang mit der Mannschaft benutze er das Wort überhaupt nicht, unterstreicht der Coach. Engelmann ist eher ein Mann der ruhigen Töne. Er weiß, dass er sich wiederholt, doch er weist beständig darauf hin, dass alle Konzentration nur dem nächsten Spiel gelten darf und dass der nächste Gegner über viel Qualität verfügt. Das tut der 50-Jährige natürlich auch vor der Partie beim Tabellenelften TV Cloppenburg II an diesem Sonnabend (15.15 Uhr, Halle Schulstraße). „Die Cloppenburger sind sehr heimstark. Sie spielen dort mit viel Harz am Ball, was uns nicht so liegt. Daher sollten wir sie nicht unterschätzen“, betont Engelmann, der auf Julian Stolz und Jan-Niklas Ordemann verzichten muss. Das Hinspiel gewann Bookholzberg deutlich mit 37:20. Und bei aller Vorsicht lässt sich Engelmann immerhin entlocken, „dass man natürlich da oben bleiben will, wenn man auf dem ersten Platz steht.“ Ein Sieg in Cloppenburg ist daher Pflicht und wäre ein weiterer Schritt in Richtung Meisterschaft.
Aber wie würde sich das für den scheidenden Trainer eigentlich anfühlen, wenn die Bookholzberger tatsächlich in die Verbandsliga aufsteigen? Engelmann wäre dann in der kommenden Saison nur noch Zuschauer in der Halle am Ammerweg, während er mit der HSG Stuhr, bei der er ebenfalls als Coach tätig ist und auch weitermacht, in der Landesliga Bremen antritt. Ausmachen würde ihm das nichts, versichert er. „Ich würde mich sehr freuen und immer zugucken, wenn Zeit ist.“ Beratend sowie eventuell als Spielbeobachter will er seinem jetzigen Co-Trainer und künftigen Nachfolger Andreas Müller zur Verfügung stehen. Engelmann ist Müller dankbar dafür, dass er ihm zusammen mit Torwart-Trainer Manfred Meyer vier Jahre lang den Rücken freihielt. „In Stuhr bin ich der Alleinunterhalter. Wäre das auch in Bookholzberg so gewesen, hätte ich diese Doppelfunktion nicht bewältigen können“, betont er. Künftig will Engelmann etwas zurückgeben und Müller helfen, wo er kann. „Andreas kann mich immer anrufen. Ich kenne die Verbandsliga gut. Vielleicht kann ich den einen oder anderen Tipp geben.“