Lilienthal. Lilienthals Torben Kleinhans schüttelte nur noch mit dem Kopf. Nur mit Mühe gelang es seinen Teamkameraden Leon Bauer und Finn Leiermann, ihn zu trösten. Was war da bloß passiert? „Zwei Drittel war die große Ehrfurcht vor diesem Gegner weg“, teilte der Co-Trainer der Lilienthaler „Wölfe“, Daniel von der Heyde, mit. Nach einer 6:2-Führung des gastgebenden TV Lilienthal nach zwei Dritteln hätten sicherlich auch nicht mehr viele der 231 Zuschauer in der Schoofmoor-Halle auf einen Erfolg des über viele Jahre nahezu unschlagbaren UHC Sparkasse Weißenfels in der 1. Floorball-Bundesliga gesetzt. Doch der Serienmeister drehte den Spieß mit einem Kraftakt noch um. Am Ende unterlag der TVL mit 6:7 (2:1, 4:1, 0:5).
Die Hausherren traten nicht mit drei kompletten Reihen, sondern mit drei Offensivblöcken und wechselnden Verteidigern an. Gleich von der ersten Sekunde an war zu spüren, dass diesmal alles anders werden sollte. Um endlich den ersten Sieg gegen den Rekordchampion einzufahren, drückte der Zweite sofort mächtig aufs Tempo und markierte auch bereits nach 120 Sekunden das 1:0. Niklas Bröker vollendete einen schnellen Konter über Mark-Oliver Bothe zum 1:0. Erst nach und nach erholte sich der Klassenprimus von diesem Schock. Ausgerechnet bei einer Strafzeit gegen Frank Brinkmann erhöhten die „Wölfe“ durch Janos Bröker auf 2:0. Anssi Soini nutzte die Überzahl der Gäste aber Sekunden vor dem Ende des ersten Drittels noch zum 1:2.
Entfesselnder Führungstreffer
Zu Beginn des zweiten Abschnitts musste Lilienthals Leon Bauer wegen überharten Einsatzes für zwei Minuten auf der Strafbank Platz nehmen. Nach dem Foul von Bauer an Max Blanke wurde es sehr hitzig. Die Schiedsrichter hatten alle Hände voll zu tun, um die Rudelbildung zu entflechten. „Wieder ein Tor in Unterzahl“, forderte ein Zuschauer von der Tribüne. Stattdessen klingelte es aber auf der anderen Seite. In der Folgezeit drängte Weißenfels mit Macht auf die Führung. Doch aus dem Nichts markierte Winterneuzugang Antti Mähönen mit einem schönen Rückhandschuss das 3:2 für den Zweiten (29.). Dieser Treffer wirkte wie entfesselnd auf die Heimmannschaft.
Nach dem 4:2 durch Janos Bröker wirkte Weißenfels plötzlich sichtlich angeschlagen. Janos Bröker nahm einen Fehlpass auf und passte das Spielgerät auf den freistehenden Antti Mähönen. Dieser hatte keine Mühe, den Ball zum 5:2 ins leere Gehäuse zu schieben (36.). „Da hat selbst Weißenfels mal menschliche Züge gezeigt“, wunderte sich Lilienthals Coach Remo Hubacher. Die Gastgeber ließen sich auch nicht dadurch beirren, dass die Referees das vermeintliche 6:2 von Janos Bröker zurücknahmen, weil die Kugel vorher bereits im Aus gewesen war. Nur Sekunden hiernach machte Mark-Oliver Bothe mit einem feinen Schlenzer doch noch das halbe Dutzend voll.
Im Schlussdrittel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Dies passte Remo Hubacher gar nicht: „Ballbesitz, Jungs“, erinnerte er an die Vorgaben. Innerhalb von nur wenigen Sekunden brachten Matthias Siede (2) und ein Eigentor den Gast auf 5:6 heran. Mit einer Auszeit beruhigte Hubacher erst einmal die Nerven. Der Ausgleich, erneut durch Siede, fiel dennoch. Und es sollte noch schlimmer kommen für den TVL. Anssi Soini glückte nach Zuspiel von Hoffmann das 7:6. Voller Frust nahm der machtlose Keeper Sebastian Spöhle seinen Helm ab. Spöhle verließ in den Schlusssekunden zwar noch zu Gunsten eines zusätzlichen Feldspielers seinen Kasten. Doch trotz einiger Schüsse wollte der Ausgleich nicht mehr gelingen. „Wir haben dennoch über 40 Minuten ein tolles Spiel gemacht. Das war für die Zukunft ganz wichtig“, so Hubacher.
TV Lilienthal: Spöhle; Diaz de Armas, Bothe, Janos Bröker, Minnermann, Kleinhans, Brinkmann, Akman, Niklas Bröker, Grönvall, Osmers, Bauer, Mähönen, Seitz, Siljamo