
Ein Auswärtstriumph, der Ekstase auslöste damals, zumal nach 6:10-Rückstand, und kaltes Entsetzen beim Gegner. Bis Sonntag Abend hatte Kaymer drei Mal teilgenommen am prestigeprallen Kontinentalduell zwischen Europa und den USA – und drei Mal gewonnen. Vorbei. Legendenstatus eingebüßt. Stattdessen durchlitt der 31-jährige Rheinländer ein grauenvolles Wochenende.
Haushoch verlor Kaymer alle seine drei Doppel. Am letzten Tag durfte er, als die Amerikaner am 18. Grün längst den Sieg feierten, noch sein bedeutungsloses Einzel gegen Matt Kuchar zu Ende spielen. Nach deutlichem Rückstand von drei Löchern nach Bahn 8 konnte er, weitgehend unbeachtet, sogar noch gewinnen. Ein dünner Trost. Kaymer fühlte sich „sehr enttäuscht“, natürlich. Gesamtergebnis: 11:17; eine veritable Klatsche für Europas Golfer. Erstmals seit 2008 obsiegten wieder die Schlägerschwinger aus der Neuen Welt.
Schlechter als Kaymer waren nur die Briten – das aber in grotesker nationaler Geschlossenheit. Sieben der zwölf Europäer kamen aus England oder Nordirland. Alle sieben verloren am Sonntag ihre Einzel. Von den fünf Nichtbriten gewannen vier, der Spanier Sergio Garcia teilte sich das spektakulärste Match des Turniers mit US-Senior Phil Mickelson – beide spielten mit 63 Schlägen saftige neun unter Par.
Bis 1979 waren im Ryder Cup nur Briten und Iren teilnahmeberechtigt, die USA gewannen fast immer. Dann durften Kontinentaleuropäer mitmachen, um die Langeweile zu vertreiben. Jetzt könnte das europäische Golf den Brexit nutzen und 2018 in Paris nur noch EU-Bürger spielen lassen. Doch zugegeben: Auch ohne Briten wäre wenig auszurichten gewesen. Dafür spielten die Amerikaner zu gut, vor allem lochten sie zu Dutzenden Puts aus Entfernungen, bei denen man das Loch kaum mit dem Fernglas erkennen konnte. Zehn Meter, 15, auch mal über 20: drin, drin, drin. Zermürbend für die eine, aufputschend für die andere Seite.
Vor allem die überbordende Energie des speckgesichtigen Patrick Reed, absoluter Publikumsliebling im Hazeltine National Golf Club, wurde eins mit Publikum und Mitspielern. Reed stachelte die Fans mit Kaskaden an Kaspereien, Grimassen und wild zuckenden Erfolgsposen auf. Eine Symbiose. Und „Captain America“ (New York Times) spielte auch noch phantastisch gut.
Eine Kaskade an Besserwisserei hatte am späten Samstagabend nach den Doppeln (Spielstand 6,5:9,5) die europäischen Fantweets durchzogen. Hätte Darren Clarke, Europas Kapitän, nicht anders aufstellen müssen? Ohne Not hatte er die beiden siegreichen Spanier Garcia und Rafa Cabrera-Bello nicht mehr zusammen losgelassen. Dazu zwei Verlierer von Freitag, Lee Westwood und Danny Willett, gemeinsam in ein Duo gesteckt, das unterging. Und er hatte wieder auf diesen Kaymer gesetzt.
Hatte Clarke, natürlich Bürger Ihrer Majestät (aus Nordirland), einen möglichen Erfolg verzockt? Nur teilweise. Vorher galten Kaymer und Westwood als Nominierungen ohne zwei Meinungen. Westwood verlor dann alle seine Matches, das Einzel nach Zwei-Loch-Führung noch auf den letzten drei Bahnen. Im Doppel am Sonnabend hätte er am letzten Loch mit einem Put aus einem Meter (oder nur ein Yard?) wenigstens ein Unentschieden retten können. Er schob kilometerweit vorbei, womöglich sogar meilenweit. Desaströs. Teamgeist vernichtend.
Unverständlich war vielen dieser Belgier Thomas Pieters im Team statt des vielfach erwarteten nächsten Briten, Russell Knox aus Schottland. Dann fegte der jungenhafte Novize aus Antwerpen nach der Auftaktniederlage (mit Westwood) in maximaler Coolness alles weg. Vier Punkte – so viele schaffte am Wochenende niemand, auch beim Sieger nicht. Der große Kontrast: hier die Punktmaschine Pieters, dort die Enttäuschungen aus Britannien. Das größte Lob kam von Doppelpartner Rory McIlroy: „Ich habe einen Partner für die nächsten 20 Jahre, den ich nie wieder hergebe.“
Drei Tage lang hatten jeweils 60 000 Zuschauer getobt beim größten amerikanischen Karnevalsfest jenseits von Rio de Janeiro. Die meisten kostümiert, pausenlos „Juh-Ess-Äi“ brüllend, im Stakkato die Fäuste schwingend zu Tausenden. Mittendrin Golfenthusiast Bill Murray, verkleidet wie eine bunte Hexe im Volkstheater. Und immer wieder, wie so oft schon, teils vulgäre Zwischenrufe, um die Europäer in der Konzentration zu stören. Bierselige US-Mentalität, nun ja.
Team USA widmete den Sieg der kürzlich verstorbenen Legende Arnold Palmer, 87. Präsident Obama twitterte: „Arnie lächelt von oben.“ Kapitän Davis Love hatte allen hinderlichen Egoismus vertrieben: „Wir sind wie zusammengeschweißt aufgetreten, als Familie.“ Aber die Stimmung blieb merkwürdig gefasst. Kaum mehr 2000 Menschen waren zur inszenierten Champagnerdusche dageblieben. Vielleicht ist es nur eine Genugtuung, endlich mal wieder diese zwei Dekaden lang so aufmüpfigen Europäer von dies- und jenseits der britischen Inseln zu besiegen. Nur ein Auftakt für weitere Siege, sagte Phil Mickelson. „Wenn wir darauf nicht aufbauen, war es schlicht nichts.“
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