
Ganz oben auf dem bewaldeten Felsbrocken breitet Cristo Redentor seine Arme über Rio de Janeiro aus. Von unten und von der Seite konnte Gruhne das Wahrzeichen der Olympiastadt seit seiner Ankunft stets nur betrachten. Doch das soll sich in den nächsten Tagen ändern.
Denn seinen Job in Rio hat der gebürtige Berliner am Donnerstagvormittag erledigt – in einer Art, von der er vor einem halben Jahr nur träumen konnte. Olympiasieger im Doppelvierer ist er nun, zusammen mit den Kollegen Philipp Wende, Lauritz Schoof und Karl Schulze. Ein erhabener Moment für das deutsche Quartett – und besonders beglückend für Gruhne, der im März, innerlich ausgelaugt von fünf Trainingslagern binnen eines Jahres, die Reißleine ziehen musste.
„Mein Körper wollte nicht mehr“, erzählte der 28-Jährige, als die aufwendige Mission Olympia ein goldenes Ende genommen hatte. Die enorme Anspannung fiel nun langsam von ihm und den drei anderen Bootsinsassen ab. Deshalb blickte Gruhne hinauf zur weltberühmten Christusstatue und sagte: „Da wollten wir auf jeden Fall mal hoch. Schließlich sind wir schon zwei Wochen hier, jetzt wollen wir die zweite Hälfte genießen“, kündigte der Ruderer selig an.
Live auch mal in die eine oder andere Sportart reinzuschnuppern, das gehört zu seinem erweiterten Unterhaltungsprogramm der nächsten Tage. Während Julia Lier ab sofort vor allem ein Ziel im Auge hat. „Ich will an die Copacabana“, sagte die blonde Brandenburgerin, die schwarz-rot-gelbe Fahne an ihrer linken Backe war da fast schon komplett verwischt.
Dreizehn Minuten nach dem Männer-Vierer sauste auch das weibliche Quartett des Deutschen Ruderverbandes als Erste über die Ziellinie. Im Gegensatz zum Team um Schlagmann Gruhne waren die deutschen Frauen dabei als Favoritinnen ins Rennen gegangen. In der Lagune in Rios Zentrum wurden sie ihrer Rolle gerecht, siegten mit einer Sekunde Vorsprung vor den Niederländerinnen – und setzten somit den Plan von Annekatrin Thiele perfekt um.
Bestechender Schlussspurt
Vor drei Jahren fasste die Wassersportlerin aus Sangerhausen in Sachsen-Anhalt den Entschluss, Olympiasiegerin zu werden. Zwei Versuche hatte sie zuvor schon unternommen: 2008 in Peking, da wurde sie mit Christiane Huth Olympia-Zweite im Doppelzweier. Vier Jahre später in London schaffte sie dieselbe Platzierung im Doppelvierer. „Nach zweimal Silber wollte ich Gold, aller guten Dinge sind drei“, kommentierte die 31-jährige Thiele mit zwinkernden Augen.
Dabei hatten sie und ihre Mitstreiterinnen zwischenzeitlich Probleme gegen die starken Polinnen, die am Ende Bronze abbekamen. 500 Meter vor dem Ziel lagen die deutschen Ruderinnen noch zurück, mit einem bestechenden Schlussspurt drehten sie die Angelegenheit aber noch zu ihren Gunsten. „Wir haben geguckt, wo die Polinnen sind, wollten dann zu viert immer die gleichen Bewegungen machen. Und das hat auf den zweiten 1000 Metern dann auch wesentlich besser geklappt“, meinte Thiele vor dem Start in die Goldsause mit Julia Lier, Carina Bär und Lisa Schmidla.
In Rio überhaupt im Boot gesessen zu haben, war von den acht deutschen Olympiasiegern speziell für Hans Gruhne alles andere als selbstverständlich. „Wegen der vielen Trainingslager in ganz Europa im letzten Jahr gab es große Entbehrungen. Alle sind zu kurz gekommen, die Familie, die Freunde“, berichtete er von den großen psychischen Belastungen durch die Olympiavorbereitung. Ausgebrannt habe er sich gefühlt, sei nicht mehr leistungsfähig gewesen.
„Ich habe schlecht geschlafen und mit hohem Puls im Bett gelegen“, erzählte Gruhne von der Zeit, als er besonders tief im Loch steckte. Im Ruhezustand hatte er statt der üblichen 50 plötzlich 90 bis 100 Herzschläge in der Minute. „Und ein Sportlerherz pumpt ja ein bisschen mehr. Ich fühlte mich als wäre ich gerade gejoggt. Dabei lag ich nur im Bett“, erinnerte er sich.
Vierer-Trainer Alexander Schmidt, der nach dem überraschenden Triumph des Doppelvierers über die stärker eingeschätzten Australier die Tränen hinter seiner Sonnenbrille kaum zurückhalten konnte, sprach eher allgemein von einer Krankheit bei Gruhne. Deshalb hatte der zwischenzeitlich seinen Platz an Tim Grohmann, den Olympiasieger von London, verloren. Erst beim Weltcup Mitte Juni in Posen saß Gruhne wieder mit im Boot. In Rio legte er zusammen mit den Kollegen zudem einen völlig missratenen Vorlauf ins Wasser. Aber jetzt: alles vergessen.
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