
Gleich drei Enkel von Friedrich Feuchtmann, der seine Heimatstadt Mannheim nach dem Ersten Weltkrieg verließ, um in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso eine Familie zu gründen, spielen für die Auswahl der Südamerikaner: Erwin, Emil und Harald Feuchtmann-Perez beherrschen nicht nur den Ball, sondern auch die Sprache ihrer Vorfahren, Schwester Inga ist für die Pressearbeit zuständig.
Sportlich hätten die Vorzeichen kaum eindeutiger sein können, obwohl die Chilenen in der ersten Partie gegen Weißrussland Geschichte geschrieben hatten: Es war ihr erster WM-Sieg gegen eine europäische Nation. Dennoch bezifferte Bundestrainer Dagur Sigurdsson die deutschen Siegchancen mit 70 zu 30 – und das kam einer deutlichen Untertreibung gleich. Die Partie am Sonntag zeigte: In der Realität sind die Kräfteverhältnisse noch sehr viel eindeutiger verteilt, wie der von der ersten Minute frappierend einseitige Vergleich beider Mannschaften zeigte. Am Ende landete das Team, das sich selbst mit dem Beinamen „Bad Boys“ schmückt, einen nie gefährdeten 35:14 (17:6)-Kantersieg und ist damit auf dem besten Weg, mit dem Sieg in der Gruppe C sein Nahziel zu erreichen.
Viele Erkenntnisse gab es dann auch nicht nach einem Spiel, bei dem ein Titelanwärter mit einem internationalen Leichtgewicht gemessen wurde. „Stärker, cleverer, besser“, so fasste es Chiles Erwin Feuchtmann-Perez zusammen. Für ihn hatten sich die 60 Minuten von Rouen angefühlt, „als ob Champions League auf Dritte Liga trifft“. Oder Porsche auf Trabant, wenn man den Geschwindigkeitsunterschied als Maßstab nimmt, mit der die ungleichen Kontrahenten ihre Angriffe vortrugen. Rückraumschütze Simon Ernst vom VfL Gummersbach sprach von einer „soliden Leistung“ und davon, der Gegner habe „ nicht ganz so überragend“ agiert. Eine charmante Umschreibung für den Auftritt eines Kontrahenten, der hoffnungslos überfordert war.
Das deutsche Team präsentierte sich trotz der Überlegenheit überaus seriös und fokussiert, der Vorsprung addierte sich von Minute zu Minute, bei der Schlusssirene war er auf 21 Treffer angewachsen. Andreas Wolff, der dieses Mal den Vorzug vor dem im Auftaktmatch überragenden Silvio Heinevetter erhielt und mit 53 Prozent gehaltener Bälle zum „Man oft the Match“ avancierte, zeigte sich „überrascht, dass die Jungs vor mir die Deckung trotz der Überlegenheit so geschlossen gehalten haben“.
Ein Umstand, der Jannik Kohlbacher, mit acht Treffern bester Werfer im deutschen Team, dazu bewegte, die Begegnung trotz des Klassenunterschieds als „anstrengend“ einzuordnen: „Du musst ständig die Konzentration hochhalten, und das kostet Kraft. Vor allem für den Kopf.“ Dass Bundestrainer Sigurdsson mit Heinevetter und Wolff über zwei überragende Keeper verfügt, stuft der Isländer als „Luxusproblem“ ein: „Das ist mir wesentlich lieber, als wenn einer meiner Torhüter nicht in Form ist. Oder sogar beide.“
Während der scheidende Sigurdsson zwischen den Pfosten die Qual der Wahl hat, offenbart sich ihm auf der Position des Rechtsaußen dagegen ein Wackelkandidat. Tobias Reichmann, der sich beim Gewinn der Europameisterschaft vor einem Jahr noch zum überragenden deutschen Spieler aufgeschwungen hatte, sucht aktuell nach seiner Form. Hintergrund: Während der WM-Vorbereitung hatte sich Reichmann eine Blessur der linken Wade zugezogen.
Gegen Chile wirkte der Champions-League-Gewinner vom polnischen Spitzenklub aus Kielce dann auch merkwürdig verzagt und erzielte bei drei Versuchen lediglich ein Tor. Das ist nicht der Athlet, der für gewöhnlich ausstrahlt, mit seiner unglaublichen Sprungkraft die Welt aus den Angeln heben zu können. Dagur Sigurdsson wird das nicht verborgen geblieben sein. Dennoch strahlt der 43-Jährige Gelassenheit aus. Zum einen, weil er mit Patrick Groetzki einen Backup hat, der sich in Topform befindet. Zum anderen, weil das Turnier gerade erst Fahrt aufnimmt. „Tobi hat nicht die volle Vorbereitung absolviert. Er braucht noch zwei, drei Spiele, dann ist er wieder da“, ist der Bundestrainer überzeugt.
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