
Zwei Tore hatte er zum 4:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach beigetragen, einen weiteren Treffer hatte er mit einem klugen Pass eingeleitet, und die Arena applaudierte wohlwollend.
„Ich bin sehr erleichtert und freue mich für die Mannschaft“, sagte Embolo etwas später, aber wirklich euphorisch gefeiert haben die 60 000 den Stürmer nicht nach seinem ersten richtig guten Spiel für Schalke. So ganz ist die Skepsis gegenüber dem 19-Jährigen, der unter dem Label „teuerster Neuzugang der Klubgeschichte“ firmiert, noch nicht verflogen.
Das hatte natürlich auch Christian Heidel gespürt, und so hielt der Manager nach dem Abpfiff ein kleines Plädoyer zu den weniger offensichtlichen Vorzügen Embolos. Der Schweizer wirkt mitunter etwas behäbig. Bis er seinen kraftvollen Körper beschleunigt hat, vergehen bisweilen ein paar entscheidende Momente zu viel. Und manchmal verspringt ihm der Ball. Auch an diesem Abend gab es diese Szenen, nach denen sich Fragen aufdrängen: Für so einen hat Heidel die Rekordsumme von 22 Millionen Euro bezahlt? Hat der wirklich so viel Potenzial?
Heidel hielt dagegen: Embolo führe „zwischen 30 und 35 Zweikämpfe pro Spiel, da ist er in den Top 5 der Bundesliga, er ist extrem wichtig für die Spielanlage, wie wir sie haben wollen“ sagte der Manager und fuhr fort: „Das heißt: Wenn wir offensiv verteidigen wollen, ist der erste Verteidiger die Nummer 9, der Stürmer. Das macht Breel überragend.“ Und die auf Ballbesitz ausgerichteten Gladbacher waren ein perfekter Gegner, um diese Qualitäten zur Geltung zu bringen.
Die enormen Probleme der Borussia im Spielaufbau waren eine direkte Folge der aggressiven Vorwärtsverteidigung des Zentrumsstürmers. Er eroberte mehrere Bälle, lief viel und belohnte sich mit den Treffern zum 2:0 und zum 4:0. „Es freut mich sehr, dass er sich durchgeboxt und durchgebissen hat“, sagte Trainer Markus Weinzierl. Aber nicht nur wegen dieser Malocher-Attitüde schlummert in Embolo das Potenzial zu einem echten Schalker Helden. Der Angreifer zeigt Gefühle in einer Welt, in der sich die meisten Kollegen als unnahbare Hochglanzhelden inszenieren.
Nach dem 1:2 in Hoffenheim eine Woche zuvor weinte Embolo und musste von seinen Mitspielern getröstet werden. An diesem Sonntagabend feierte er seinen ersten Treffer nun mit einer Botschaft an die Kritiker: Embolo hielt sich demonstrativ die Ohren zu, die Debatten über seine durchwachsenen Leistungen waren ihm nah gegangen. Die Erwartungen, mit denen er als teuerster Schalker aller Zeiten konfrontiert wird, sind eine Last. „Es wurde viel geschrieben, viel geredet“, begründete er seine Pantomime, und sprach von einer „negativen Stimmung“.
Die ist jetzt erstmal verflogen, Schalke hat endlich ein Spiel gewonnen und Embolo seine ersten Tore erzielt. Um einer neuen Explosion der Erwartungen entgegen zu wirken, wies Heidel aber vorsorglich schon mal darauf hin, dass Embolo ein sehr unfertiger Spieler bleibe. „Er wird nicht jeden Ball in den Winkel schießen, er wird weiter Bälle verstolpern“, sagte der Manager. Das neue Schalke ist weiterhin dabei, sich selbst kennen zu lernen Auch dieser Abend der Befreiung hatte ja eher stotternd begonnen.
Die Gladbacher wirkten gelähmt von ihrer Auswärtsunsicherheit, die das Team nach nur einem Sieg in der Fremde während den vergangenen elf Monate beschäftigt. Und die Schalker litten als Tabellenletzter verständlicherweise unter einem ähnlichen Selbstvertrauensdefizit. „Fußballerisch hat zwar nicht alles funktioniert“, sagte Heidel, aber er habe „das ganze Spiel das Gefühl“ gehabt, dass die Profis in königsblau „Männer-Fußball“ spielten. Dazu gesellte sich eine gehörige Portion Glück, als Schiedsrichter Sascha Stegemann einen umstrittenen Elfmeter für Schalke pfiff.
Eric Maxim Choupo-Motings Strafstoß-Treffer zum 1:0 eröffnete die schönsten sechs Minuten der bisherigen Schalker Saison, Embolo und Leon Goretzka erhöhten auf 3:0, ein Gefühl tiefer Erleichterung wogte durch die Arena.
Bevor die Zuschauer die neue Schalker Mannschaft allerdings wirklich in ihre Herzen schließen, sind ein paar Schritte mehr nötig als dieser erste Sieg und der Sprung auf den drittletzten Tabellenplatz.
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