
Irgendwann im Nachgang des enttäuschenden 1:2 gegen den FC Ingolstadt erkundigte sich eine TV-Reporterin, ob Völler die geforderte Beurlaubung von Roger Schmidt in Betracht ziehe, worauf dieser mit gespieltem Erstaunen erwiderte: „Nein! Stand jetzt, warum?“ Er wisse zwar, wie missglückt diese Vorrunde sei, „das ändert aber nichts daran, dass wir mit Roger Schmidt einen sehr, sehr guten Trainer haben“.
Damit waren erst mal die drängendsten Fragen geklärt, was natürlich nichts an der Tatsache ändert, dass Schmidt, der einfach keine Mittel findet, das große Potenzial seines Kaders einigermaßen kontinuierlich zur Entfaltung zu bringen. Ganz im Gegenteil, überall zeigen sich Symptome der Zersetzung und andere Merkwürdigkeiten: Die sagenhafte Serie verschossener Elfmeter (vier von vier in der Bundesliga) deutet auf mangelnde Selbstüberzeugung hin, und dieser Eindruck verstärkte sich vor zehn Tagen auf Schalke, als das Team 90 Minuten lang in Überzahl spielte, aber bis zum völlig unverdienten 0:1-Siegtreffer keine einzige Torchance hatte.
Im Training kam es zu Handgreiflichkeiten zwischen Karim Bellarabi und Roberto Hilbert, zudem wurde auf Betreiben der Mannschaft Athletik-Trainer Oliver Bartlett entlassen. Ein enger Vertrauter von Schmidt. Wie jede seriöse Klubführung forschen natürlich auch Völler, Manager Jonas Boldt und Geschäftsführer Michael Schade nach Ursachen für all den Ärger. Aber die Leverkusener verfolgen schon länger ziemlich konsequent eine Philosophie der Trainertreue.
Das hat sich schon einmal ausgezahlt, als Schmidt in der vorigen Saison wankte, zumal die Verantwortlichen sich im Gegensatz zu den „Roger Raus“-Rufern von der Tribüne mit Alternativen befassen müssen. Und hier ist derzeit eine ganz neue Sportdirektorenkompetenz gefragt. Wo Trainer entlassen werden, greift man nicht mehr auf die üblichen Berühmtheiten wie Mirko Slomka, André Breitenreiter, Armin Veh oder Bruno Labbadia zurück, sondern es werden junge, unbekannte Experten auf die Bundesligabänke befördert.
Die Trainer Julian Nagelsmann (Hoffenheim), Pal Dardai (Hertha BSC), Maik Walpurgis (Ingolstadt), Alexander Nouri (Bremen) waren vor zwei Jahren als Trainer noch unbekannt. In Augsburg hofft Manuel Baum auf eine langfristige Beschäftigung, und in der zweiten Liga gibt es mit Daniel Stendel (Hannover) und Hannes Wolf (Stuttgart) zwei weitere Fußballlehrer, die in diese Reihe passen. Überhaupt arbeiten mit Thomas Tuchel (Dortmund), Ralf Hasenhüttl (Leipzig), Markus Weinzierl (Schalke) und Markus Gisdol (HSV) nur noch vier Cheftrainer in der Bundesliga, die in dieser Funktion auch schon bei einem anderen Erstligisten beschäftigt waren.
Dieser Trend spielt natürlich eine Rolle, wenn Sportdirektoren wie Völler oder der ebenfalls mit einer Trainerdebatte konfrontierte Gladbacher Kollege Max Eberl sich mit Kandidaten wie Dieter Hecking befassen. So ein Name löst keine Begeisterung aus, und doch gibt es Gerüchte, dass der in Wolfsburg entlassene Fußballlehrer in Gladbach bald das Erbe des glücklosen André Schubert antreten wird. Beim VfL Wolfsburg steht Valérien Ismaël auf der Kippe, der aus Frankfurt stammende und in England arbeitende David Wagner (Huddersfield Town) soll nach übereinstimmenden Medienberichten bereits mit Wolfsburg in Verhandlungen stehen. Das dementierten die Wolfsburger allerdings am Montagabend. „Das stimmt nicht“, sagte VfL-Aufsichtsrat, der dem amtierenden Coach Ismaël zudem Rückendeckung gab.
Die Klubführungen lassen sich nicht mehr von Stimmungen treiben. Sie schauen auf die inhaltliche Arbeit und das Zwischenmenschliche, was den Job für die Sportdirektoren nicht einfacher macht. Denn Eberl und Völler müssen die bessere Alternative finden, und das ist schwierig in Zeiten, in denen der Markt vielversprechender Jungtrainer leergekauft ist.
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