
Mit leicht verschränktem Kopf schaute sie auf die Tribünen und wirkte ein wenig schüchtern. Sie wusste, dass mehr als drei Milliarden Fernsehzuschauer auf ihr Gesicht blicken würden. Sie wollte als Symbol eine gute Figur machen.
Die Bogenschützin Zahra Nemati, 31, trug vor gut einem Monat die iranische Flagge bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, einer behinderten Athletin war das noch nicht vergönnt gewesen. Bei Olympia schied sie im Einzelwettbewerb früh aus, doch nun bei den Paralympics ist sie Favoritin, 2012 hatte sie in London Gold gewonnen, in der Schadensklasse W1, in der Sportlerinnen auf einen Rollstuhl angewiesen sind.
Die Paralympics sind ein Festival der Symbole, für Aufopferung, Überwindung, Annäherung. Der Weg der Doppelstarterin Zahra Nemati füllt viele dieser Begriffe mit Leben. Mit 18 wurde sie bei einem Erdbeben verletzt, 26 000 Menschen kamen ums Leben. Sie trug einen schwarzen Gürtel im Taekwondo, war Mitglied im Nationalteam. Monate später hatte sie einen schweren Autounfall. Im Rollstuhl suchte sie eine neue Betätigung und griff sich den Bogen. „Die Sorgen meiner Mutter haben mir zugesetzt“, sagte sie in einer Dokumentation. „Ich wollte ihr zeigen, dass ich noch lebendig bin. Sport ist der beste Weg, die Behinderung zu besiegen.“
Das Internationale Paralympische Komitee vermarktet Nemati nun genauso als Ikone der Emanzipation wie das Internationale Olympische Komitee. Im „Paralympian“, dem Magazin des IPC, wird sie mit den Worten zitiert: „Ich habe mehr Hoffnungen für alle Bereiche meines Lebens. Ich glaube, dass sich Frauen in unserem Land immer höhere Ziele setzen können.“ Einer Nachrichtenagentur war dieser Aufstieg nicht genug: Sie schrieb, dass Nemati die erste Fahnenträgerin in der Geschichte Irans sei, eine Revolution für die Islamische Republik. Weltweit verbreiteten Medien diese Meldung.
Tatsächlich trug schon die Sportschützin Lida Fariman 1996 in Atlanta die Fahne, sie war die erste iranische Frau überhaupt bei Olympia, seit der Revolution 1979. Es folgten ihr 2008 die Ruderin Homa Hosseini und 2010 die Skifahrerin Marjan Kalhor. Sie galten als Sinnbilder für eine wachsende Bereitschaft des iranischen Regimes, Menschenrechte anzuerkennen.
Doch stets folgte auf das Licht ein Schatten. Seit bald vierzig Jahren werden die Geschlechter im Fußball noch immer strikt voneinander getrennt, in Stadien, in Hallen, im Sportunterricht. Im beliebten Volleyball dürfen Frauen seit 2012 keine Männerspiele mehr verfolgen. Fernsehsender zensieren Sportübertragungen, wenn Frauen ohne Kopftuch eine iranische Flagge schwenken.
Dieser Dauerzustand wird von wenigen Erfolgen überdeckt. In Rio war die 18-jährige Taekwondokämpferin Kimia Alizadeh die erste Iranerin mit einer Medaille (Bronze). Der als moderat geltende iranische Präsident Hassan Rohani twitterte. „Meine Tochter, Kimia, du hast alle, besonders die iranischen Frauen, glücklich gemacht. Ich wünsche dir ständiges Glück.“ Schon 2015 hatte Rohani iranische Futsalspielerinnen per Dekret zu einem Turnier nach Guatemala entsendet. Konservative Funktionäre des Fußballverbandes hatten das vorher abgelehnt. Menschenrechtler glauben, dass diese Signale an den Westen gerichtet sind, um die frischen wirtschaftlichen Beziehungen nicht zu gefährden.
Die Bogenschützin Zahra Nemati wird sich zu diesen Themen nicht äußern. Ihr großer Erfolg und ihre Ausstrahlung sind ein beeindruckendes Symbol für den paralympischen und für den olympischen Sport. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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