
Doch was auch immer Klaus Allofs in seiner Rolle als Geschäftsführer des VfL Wolfsburg noch unternehmen wollte – es ist ihm nicht mehr zugetraut worden, zur Besserung beizutragen. Seine Entlassung nach fast vier Jahren trifft eine der großen Figuren in der Bundesliga. Mit ihm wollte der VW-Konzern, der den VfL Wolfsburg finanziert, möglichst weit nach oben. Ob der Verein im Zuge der weltweit greifenden VW-Krise künftig ohne Allofs einen Gang zurückschaltet, bleibt eine für den deutschen Profifußball wichtige Frage.
In dieser leicht verrückten Branche, in der ständig jemand scheitert, weiterzieht oder nachrückt, klingt eine solche Entlassung zunächst alltäglich. Dass einer wie Allofs im bezahlten Fußball abserviert wird, kann aber nicht als normale Personalrochade eingestuft werden. Innerhalb von zweieinhalb Jahren hatte es der frühere Nationalspieler seit Ende 2012 geschafft, den Fußball-Standort Wolfsburg erfolgreicher, anerkannter und sympathischer zu machen. Dass ihm die Dinge in den vergangenen anderthalb Jahren entglitten sind, hat auch mit der VW-Krise zu tun. Im Konzern wird gespart, umgestülpt und bereinigt.
Also haben dessen Manager, die den Aufsichtsrat der VfL Wolfsburg Fußball GmbH dominieren, auch bei „ihrem“ Verein genauer hingeschaut. Auf ihrer Mängelliste steht unter anderem: sportlicher Abwärtstrend, missglückte Personalentscheidungen, abweichende Auftritte von der VW-Ideallinie, zwielichtige Geschäftspraktiken. Im Grunde ist der aktuelle sportliche Absturz in den Abstiegskampf die beste Gelegenheit, um einen Schnitt zu machen und etwas zu korrigieren.
Es muss Allofs sehr viel Kraft gekostet haben, bis zuletzt kämpferisch und voll motiviert gewirkt zu haben. Wie tief der Graben zwischen ihm und VW schon geworden ist, durfte natürlich niemals laut gesagt werden. Seine Nähe zu dem zwielichtigen Berater Giacomo Petralito hatte Revisionsexperten bei VW auf den Plan gerufen. Ob eventuell Allofs zu seiner Zeit bei Werder Bremen dubiose Geschäfte mit Briefkastenfirmen rund um das Arbeitsverhältnis des Verteidigers Naldo anzulasten sind, ist das nächste pikante Thema. Meistens hatte er es geschafft, selbst schärfste Kritik an seiner Person zu verscheuchen – mit Argumenten, mit viel Charme und mit Erfolgen wie der Vizemeisterschaft sowie dem Pokalsieg 2015.
Aber die Tabelle gilt immer noch als unerschütterliche Instanz für die Darstellung von Fakten und Fehlern. Dass ein millionenschwer bestückter Verein wie der VfL Wolfsburg bis an den Abgrund zur 2. Liga abrutschen konnte, bleibt ein Fiasko. Erst musste dafür Cheftrainer Dieter Hecking büßen, der Mitte Oktober entlassen worden ist. Jetzt hat es Allofs selbst erwischt. Auch er ist zum Auslaufmodell erklärt worden. Wie genau der Plan B von VW für den VfL ausfällt, ist noch nicht bekannt. Die Variante A wie Allofs ist jedenfalls nicht mehr erwünscht. „Es ist für mich ein trauriger Tag“ – mit diesen Worten wird Allofs in einer Pressemitteilung des VfL zu seiner Entlassung zitiert.
Beim Blick zurück auf die Allofs-Ära in Wolfsburg bleibt auffällig: Sein Netzwerk hat bis zuletzt immer noch funktioniert. Es hat Transfers ermöglicht, die einerseits teuer erkauft, aber eben auch im Verborgenen eingefädelt werden mussten. Bei einem Spielereinkauf jedoch sind die Dinge aus den Fugen geraten. Mithilfe von Julian Draxler und ein wenig Beiwerk hatte Allofs geglaubt, den Verkauf des überragenden Mittelfeldspielers Kevin De Bruyne kompensieren zu können. Dass ausgerechnet Draxler, dieser 34 Millionen Euro teure Profi, als zentrale Verstärkung nicht ins Gefüge passen sollte, hat so manches durcheinandergebracht. Seit Draxler im Sommer einen vorzeitigen Abschied forcieren wollte und seine Vorgesetzten der Lüge bezichtigte, war Allofs etwas Grundlegendes entglitten. Er konnte nicht mehr plausibel erklären, warum ausgerechnet der teuerste Einkauf in der Vereinsgeschichte sportlich wie zwischenmenschlich eine Fehlentscheidung war.
Für die letzten beiden Spieltage vor der Winterpause darf ein komisches Gefühl prognostiziert werden. Allofs' Schatten ist so lang geworden, dass ihm wohl gleich zwei Verstärkungen folgen müssen, damit es sinnvoll weitergeht. Einerseits benötigt der VfL Wolfsburg einen ersten Repräsentanten, der den Verein gut vertritt und die Probleme von VW berücksichtigt. Andererseits fehlt es an einem Sportdirektor oder Kaderplaner, der es schafft, mit weniger Geld mehr als Allofs zuletzt zu bewegen. Die verunsicherten Wolfsburger Spieler haben durchblicken lassen, dass sie sich in der Ära nach Allofs über einen verlässlichen Ansprechpartner auf Augenhöhe freuen würden. Als starke Männer in der Führungsetage sind Matthias Sammer und Horst Heldt im Gespräch. Als Spielereinkäufer mit einem Gespür für die Befindlichkeiten einer Mannschaft werden Jens Todt (zuletzt Karlsruher SC) gute Chancen eingeräumt, Allofs in Teilen zu beerben.
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