
Denn ein Verein, der vor einem Jahr noch eine große Nummer im deutschen Fußball war, befindet sich im Wandel. Umbruch, Umstrukturierung, Umdenken: Selbst die Entscheider des Vereins tun sich schwer damit, dem aktuellen Status des VfL den passenden Namen zu geben. Dass der Verein bisher mehr Stars verkauft als gekauft hat, lässt aufhorchen. Und es lässt die Frage unbeantwortet, was Wolfsburg in der neuen Bundesligasaison zuzutrauen ist.
Zu den Männern im niedersächsischen Grün-Weiß, bei denen sich ein genaueres Hinsehen lohnt, dürften zwei Jungprofis gehören. Mit dem 18 Jahre alten Kroaten Josip Brekalo (Dinamo Zagreb) und dem ein Jahr älteren Spanier Borja Mayoral (Real Madrid) sind Hoffnungsträger geholt worden. Von ihnen zu erwarten, dass sie Offensivkünstler wie die verkauften André Schürrle (Borussia Dortmund) und Max Kruse (Werder Bremen) problemlos ersetzen können, wäre naiv. Aber beiden ist zuzutrauen, dass sie für neuen Schwung sorgen – und für ein Signal, das dem VfL nach einer gründlich misslungenen Saison 2015/16 richtig gut tun könnte. Das Teure und Etablierte hat zuletzt in Wolfsburg einfach nicht funktioniert und ist vom Publikum nur bedingt angenommen worden. „Einsatzbereitschaft und Leistung“ – das will VfL-Cheftrainer Dieter Hecking sehen. Dafür sind Männer gefragt, die die Ärmel ihrer Trikots nicht nur aus modischen Gründen nach oben krempeln.
Für einen Jungprofi wie Brekalo rund sechs Millionen Euro Ablösesumme zu überweisen, das kann und will nicht jeder Verein. Top-Talent, Juwel des kroatischen Fußballs, von Europas Elite umworben: Der Ruf, der Brekalo vorauseilt, klingt wunderbar. Aber wie oft hat es solche Übertreibungen schon gegeben, um dann festzustellen, dass die Erwartungshaltung an einen jungen Spieler deutlich zu hoch war? Trotzdem unternehmen sie in Wolfsburg den Versuch, sich wie einst im Fall des Bosniers Edin Dzeko einen noch ungeschliffenen Diamanten des bezahlten Fußballs zu angeln. Bei Mayoral, der von Real Madrid ausgeliehen worden ist, spielt diese Hoffnung mit. Bei Brekalo erst recht. „Ich bin jung und will mich noch verbessern. Das ist der richtige Klub dafür“, sagt der schnelle Außenspieler.
Eigentlich könnte die Gelegenheit kaum besser sein, um etwas Neues auszuprobieren. Geschäftsführer Klaus Allofs hatte es zuletzt mit deutschen Nationalspielern versucht und musste am Ende einsehen, dass irgendetwas nicht passte. Weil nun aber die Doppelbelastung aus Bundesliga und europäischem Wettbewerb fehlt, bleibt Raum für Experimente. Noch ist aber nicht abzusehen, wie aktiv Allofs in der Transferperiode noch wird. Der Plan, um Julian Draxler herum ein neues Team aufzubauen, ist noch in der Umsetzungsphase. Bis dahin hat ein Neuzugang wie Brekalo allerbeste Chancen, sich in den Vordergrund zu spielen und selbstbewusst aufzutreten. „Er ist echt gut und fällt auf“, sagt Hecking über den Offensiven.
An der Frage, wer die jungen Leute auf dem Platz eigentlich an die Hand nehmen und führen soll, muss in Wolfsburg noch gearbeitet werden. Mit Routinier Naldo (Schalke 04) ist eine starke Führungspersönlichkeit abhandengekommen. Draxler ist zwar gut, aber noch nicht stabil genug, um eine ganze Mannschaft mitzureißen. Ob die Brasilianer Dante und Luiz Gustavo wirklich noch eine Saison in Wolfsburg bleiben, wird sich in Kürze zeigen. Gleiches gilt für Angreifer Bas Dost, weshalb sich der VfL parallel um Mittelstürmer Simone Zaza von Juventus Turin als Ersatz bemüht. Dass Allofs Rochaden wie diese durchdenkt, gehört für Talente wie Brekalo zu den Tücken seines Berufs. Ob dem Kroaten der Durchbruch gelingt, hängt daher nicht nur von ihm, sondern auch vom Einkaufsverhalten seines neuen Vereins ab.
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