
Nach der 1:2 (0:2)-Niederlage in der 3. Liga beim Chemnitzer FC blieb Sven Hübscher nur die Flucht nach vorn. „Wir greifen wieder an“, blickte der Trainer der U 23 von Werder Bremen schon auf das Heimspiel gegen Spitzenreiter Paderborner SC am kommenden Freitag voraus. Seine Mannschaft war in Sachsen zum 26. Mal sieglos geblieben und der Regionalliga damit noch einen Schritt näher gekommen.
Dabei hatte es mal wieder nicht so schlecht begonnen. Zwar schien dieser Abstiegsgipfel zunächst vor sich hinzuplätschern. Doch der Eindruck täuschte. Denn tatsächlich gingen beide Teams ziemlich engagiert zu Werke und neutralisierten sich. Weshalb Torszenen eine Mangelware blieben. Die Bremer scheiterten mit einem Konter, als die Hereingabe von Rafael Kazior ein bisschen zu steil geriet für den einschussbereiten Leon Jensen (4.), und der Gastgeber hatte seine beste Offensivszene nach einem Freistoß, den Thore Jacobsen erst in höchster Not klärte (15.).
Es sah also ganz gut aus für die Bremer. Niemand rechnete nach diesem Beginn damit, dass der Gast mit einem fast schon vorentscheidenden 0:2-Rückstand in die Pause gehen würde. Aber die Grün-Weißen sind eben nicht nur eine talentierte Mannschaft – sie sind auch ein Team, das vor dem Spiel in Chemnitz lange auf einen dreifachen Punktegewinn wartete. Das blieb nicht ohne Folgen und wirkte sich erneut in individuellen Fehlern aus.
Es begann mit Jannis Vollert. Natürlich war es bereits ein Problem, dass Tom Baumgart steil in den Strafraum geschickt werden durfte. Aber der Innenverteidiger setzte noch einen Patzer obendrauf, indem er den CFC-Stürmer foulte. Also trat Dennis Grote zum Elfmeter an und wuchtete den Ball in die Maschen des Bremer Tores. Dabei kassierte Werder übrigens den 14. Strafstoß in dieser Saison – keine Mannschaft bekam mehr Elfmeter. Erst beim 0:1 in Halle im letzten Auswärtsspiel hatte Thore Jacobsen mit einem Handspiel im Strafraum die Niederlage eingeleitet.
"Ein dummes Gegentor"
Wer nach Gründen für die schwierige Lage der Bremer sucht, kommt an der Strafstoßstatistik sicher nicht vorbei. Aber persönliche Fehler müssen nicht zwingend zu Elfmetern führen, das stellte wenig später Dennis Rosin unter Beweis. Gerade hatte der Mittelfeldspieler aus 14 Metern fünf Meter über das Chemnitzer Tor geschossen (23.), da tauchte er vor dem eigenen Strafraum auf und bereitete den zweiten Treffer des Gastgebers vor.
Es sah zumindest recht unglücklich aus, wie Rosin einen Querpass entlang der Strafraumgrenze per Kopf auf Myroslav Slavov gab. Was hatte der Bremer bloß vor, als er den Ball in Richtung eigenes Tor köpfte und so den Chemnitzer Stürmer bediente? Jedenfalls stand Slavov plötzlich völlig blank, drehte sich und traf aus acht Metern zum 2:0. „Wir kassieren wieder einen Strafstoß und dann ein dummes Gegentor“, fasste Sven Hübscher die Vorentscheidung zusammen.
Der Trainer musste nach diesen Nackenschlägen bereits befürchten, dass sein Team nicht zurückfinden würde in dieses so wichtige Spiel. Denn die Bremer, sie traten auch in Chemnitz auf wie eine Mannschaft, deren Stolz es verbietet, sich hängen zu lassen. Sie gab aber keine Mannschaft ab, deren Selbstbewusstsein und Energie ausreichen, um ein womöglich entscheidendes Spiel zu gewinnen.
Das sollte sich auch in der zweiten Halbzeit zunächst einmal nicht ändern. Es sah gefällig aus, was die Gäste anboten, und über weite Strecken verzeichneten die Bremer auch mehr Ballbesitz. „Aber wir hatten nicht die letzte Konsequenz“, meinte Idrissa Toure. Er war rund zwanzig Minuten vor dem Ende eingewechselte worden und hatte mit seinem Anschlusstreffer die beste Bremer Phase eingeleitet
. Denn nachdem Toure einen Freistoß von Marc-Andre Kruska über die Linie drückte, lieferte der Gast eine Schlussoffensive. Die Chancen für Boubacar Barry (86., 90. +2) und Isiah Young (88.) hätten durchaus mit einem Treffer belohnt werden können. „Aber wir schießen einfach zu wenig Tore“, bilanzierte Hübscher, der allerdings auch die drei Großchancen durch Chemnitz‘ Slavov (85., 86., 89.) nicht übersehen hatte.
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