
Für die Fans von Werder Bremen fällt diese Saison ganz ohne Zweifel unter die Rubrik „Kannst du dir nicht ausdenken“. Ein unglaubliches Verletzungspech gepaart mit fußballerisch armseligen Leistungen; eine Pleitenserie, die locker jeden Vereinsrekord knackt; ein auf unbestimmte Zeit verschobenes Heimspiel gegen Frankfurt. Und als sei all das noch nicht genug, wird im Weserstadion jetzt auch noch ein sogenanntes Geisterspiel stattfinden. Wobei, stimmt gar nicht so ganz. Denn wer die Werder-Heimspiele in dieser Saison besuchte, hat schon seit Längerem den Eindruck, als kickten dort nicht hoch bezahlte Bremer Profis, sondern irgendwelche Mutanten – oder eben Geister.
Jetzt also hat Corona auch die Bundesliga erreicht. Erstmals wird es Spiele ohne Zuschauer geben. Vor drei Wochen, als in Italien die Liga erstmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielte, schien solch ein Szenario noch weit, weit weg und für Deutschland undenkbar. Dabei ist der Zeitpunkt doch gar nicht so schlecht. Denn nach all den Hass-Plakaten in den Kurven, den folgenden Spielunterbrechungen und angedrohten Abbrüchen in den letzten Spielen kommt ein bisschen Abkühlung für alle Beteiligten womöglich gar nicht so verkehrt. Rassismus, Diskriminierung, Beschimpfungen, all das wird es in deutschen Stadien jetzt erst mal nicht geben. Hat ja auch sein Gutes, so ein Kick ohne Fans.
Dank Sky, DAZN und Sportschau werden die Spiele ja sowieso überall gezeigt. Kein Tor wird dem Fan entgehen, ein Pay-TV-Sender wie Sky könnte sich womöglich noch zu den Gewinnern der Corona-Krise zählen, wenn plötzlich zusätzliche Abonnements abgeschlossen würden. Ein absurder, aber nicht abwegiger Gedanke. Nur die großen TV-Kneipen müssen genau zählen, denn Veranstaltungen mit mehr als 250 Zuschauern sind ja jetzt vom Ordnungsamt zu genehmigen.
Die Bundesliga-Vereine, so viel steht fest, werden auch ohne Kunden, die für den Fußball zahlen, finanziell überleben. Zumindest kurzfristig, denn die Gesamtetats der Klubs hängen in der ersten Liga gerade mal zu zwölf Prozent an den Zuschauereinnahmen, in der zweiten Liga sind es schlappe 16 Prozent. Die Einbußen sind bitter, aber zu verkraften. Da trifft es die Vereine in anderen Sportarten umso härter. Handball, Eishockey, Basketball, überall dort ist man in weitaus größerem Maße abhängig vom Ticketverkauf als im Profi-Fußball. Und natürlich auch von Bier und Bratwurst, die in den allermeisten Fällen zusätzliche Einnahmequellen sind. Fallen die weg, geht es finanziell schnell ans Eingemachte. Allein deshalb ist die Neigung, in diesen Sportarten gleich ganze Spieltage zu verschieben, größer als im Fußball.
Dort hat die Deutsche Fußball Liga bereits klargestellt: Verschoben wird nicht, die Saison in der ersten und zweiten Liga muss bis Ende Mai beendet sein – fertig, aus! Zur Not wird eben weiter ohne Zuschauer gespielt. Schließlich beginnt ja schon im Juni die Fußball-Europameisterschaft, die passenderweise auch noch in zwölf Ländern gespielt wird. Aber glaubt denn eigentlich überhaupt noch jemand allen Ernstes, dass diese EM stattfindet? Eine Folge des Corona-Virus ist doch, dass plötzlich nichts mehr undenkbar erscheint.
Noch ist nicht absehbar, was passiert, wenn sich die ersten Leistungssportler mit dem Virus infiziert haben. Sport ohne Körperkontakt, das ist in den meisten Fällen ja wohl ausgeschlossen. Und Fußballer sind auch in einem leeren Stadion nicht vor Corona geschützt, wenn womöglich der Gegenspieler infiziert ist. Da würden dann auch nicht die sogenannten Geisterspiele helfen, sondern nur ein Verschieben von Spieltagen oder womöglich der Abbruch der Saison.
Das ist natürlich alles reine Gedankenspielerei. Aber so manchem Werder-Fan dämmert, dass das womöglich die einzige Chance ist, einem Abstieg nach einer denkwürdigen Saison doch noch zu entgehen. Keine Absteiger, keine Relegation, nur zwei Aufsteiger aus der zweiten Liga. Und dann nächste Saison eben eine Liga mit 20 Teams. Würde ja passen zu einer Saison, die sich kein Fußball-Fan ausdenken kann.
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