
Bremen. Als Radprofi Lennard Kämna am Sonntagabend das Studio des NDR-Sportclubs in Hamburg betrat, hatte er einen harten Tag hinter sich: 230 Kilometer auf dem Rennrad steckten ihm in den Knochen. Die hatte er tagsüber bei den EuroEyes Cyclassics zurückgelegt. Ein Rennen, bei dem er öfter mal „ein bisschen nach links und rechts geschaut“ habe. Denn ein Teil der Strecke führte durch Wedel, den Geburtsort des Bremers, der in diesem Jahr bei seiner ersten Tour de France-Teilnahme mit Rang 40 im Gesamtklassement für Furore gesorgt hatte. „So eine persönliche Bindung zur Strecke hat man nicht oft“, erzählte er in der Fernsehsendung.
Nicht nur Kämna freute sich über das Heimspiel, auch mancher Zuschauer nutzte die Chance, den 22-Jährigen hautnah zu erleben: „Viele wollten ein Autogramm haben, Selfies machen“, so Kämna, der mit verwuschelten Haaren, braun gebrannt und im langem weißen T-Shirt auf einem Barhocker Platz nahm. Mit vor dem Bauch verschränkten Händen beantwortete er so unaufgeregt wie souverän die Fragen des Moderatoren. Hin und wieder langte er in die Schale, die vor ihm stand und mit Schokolade gefüllt war, oder drehte sich lässig auf seinem Sitz umher.
Das Interesse an ihm sei nicht nur in seiner norddeutschen Heimat, sondern allgemein gestiegen, sagte Kämna. Vor allem bei jüngeren Leuten habe er das Gefühl, mit seiner Tour-Leistung gut angekommen zu sein. Auch die Verantwortlichen des Rennstalls Bora-hansgrohe, zu dem der Bremer zur kommenden Saison wechselt, haben bei der Tour genau hingeschaut: „Er ist unwahrscheinlich stark im Zeitfahren, in den Bergen“, sagte Jens Zemke, sportlicher Leiter, in einem Einspieler. Er resümierte, dass bei dem Newcomer ein „Riesenpotenzial“ vorhanden sei. Auch Kämna, der bis zum Jahresende noch für das Team Sunweb unter anderem bei der Deutschlandtour an den Start geht, erläuterte die Motivation für seinen Wechsel: „Ich denke, dass dort sehr professionell gearbeitet wird, und ich kenne viele Fahrer aus Nationalmannschaftszeiten.“ Die Chancen, bei Bora-hansgrohe die nächsten Schritte in seiner Karriere zu gehen, stünden gut.
Bei seinem neuen Team trifft Kämna auf Emanuel Buchmann, der die Tour als Vierter beendete. Kämna geht davon aus, dass er überwiegend für den Teamkapitän fahren wird, was aber kein Problem für ihn darstelle. Im Gegenteil: Das sei ihm im Moment sogar „ganz lieb.“ Ob er im kommenden Jahr wieder bei der Tour oder bei einer anderen Rundfahrt fährt, stehe noch nicht fest. Denn die Saisonplanung beginne erst gegen Ende des Jahres, wenn der Rennplan veröffentlicht wird.
Gesprochen wurde auch über Marcel Kittel, den deutschen Tour-Rekordetappensieger, der vor Kurzem sein Karriereende wegen Motivationsproblemen bekanntgab. Schuld daran seien die erlittenen Schmerzen und Qualen. Auf die Frage, ob es Voraussetzung für einen Radprofi sei, regelmäßig über die Schmerzgrenze hinausgehen zu müssen, antwortete Kämna lächelnd: „Absolut, ja. Man hat wenig Chancen, wenn man sich im Training nicht quälen kann.“ Mit dem Thema Doping konfrontiert, sagte Kämna, dass er den Eindruck habe, Doping und Radsport sei in der Allgemeinheit immer noch sehr eng miteinander verknüpft. Für die Zukunft habe er Hoffnung, dass sein Sport sich besser verkaufe: „Ich bin mir sicher, dass sich das in 10, 20 Jahren geändert hat und man sagen kann: Unsere Generation war sauber und macht guten Sport.“
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