
Im Mittelpunkt aller Spekulationen steht der unberechenbare und mit seinen kühnen Visionen gescheiterte Investor Hasan Ismaik.
Der Jordanier, an dessen Geldtropf die Löwen auch für den Erhalt der Drittliga-Lizenz hängen, sprach sich selbst von einer Mitschuld am Desaster frei. „Das hat nichts mit meiner Person zu tun, sondern dieser Verein ist momentan geprägt von skrupellosen Machtkämpfen und internen Querelen, die es nun zu beseitigen gilt“, übermittelte Ismaik via Facebook.
„Unsere erste Aufgabe ist es jetzt, einen konkreten Plan für die Zukunft zu machen“, teilte der Traditionsverein am Mittwoch mit und versicherte: „Mit dem Fall 3. Liga haben wir uns bereits befasst.“ Das ganze Ausmaß des Desasters wird in einem Fünffach-Abstieg deutlich: Profis, U 21, U 19, U 17 und U 16 spielen künftig alle eine Klasse tiefer. Den Neubeginn muss neues Personal bewerkstelligen.
Aber wer setzt die Planungen unter Zeitdruck fort und um? Präsident Peter Cassalette trat direkt nach dem 0:2 im Relegations-Rückspiel gegen den SSV Regensburg zurück. Geschäftsführer Ian Ayre war schon vor dem Spiel geflüchtet. Der erst im April vom FC Liverpool gekommene Ayre begründete seine überraschende Kündigung im „Liverpool Echo“ dann auch mit einem Richtungsstreit der 1860-Anteilseigner. Ismaik und der Verein hätten keine gemeinsame „Vision für den Verein“ verfolgt.
Auch U 21, U 19, U 17, U 16 abgestiegen
Der mit großen Ambitionen angetretene Trainer Vitor Pereira erklärte sein ambitioniertes Projekt für gescheitert und hielt am Dienstag im Pressesaal eine Art Abschiedsrede – freilich ohne klares Servus. Die Rücktritte zeigten, „dass in unserem Verein vieles im Argen liegt“, kommentierte Ismaik.
Die Schlussbilder der Saison waren besonders beschämend. Ein gewaltbereiter Teil der 1860-Anhänger versuchte nach 80 Minuten, einen Spielabbruch zu provozieren. Stangen und Sitzschalen flogen auf das Spielfeld. Zehn Polizisten wurden leicht verletzt. Der DFB-Kontrollausschuss nahm Ermittlungen auf, 1860 droht eine harte Bestrafung. Jahn-Torwart Philipp Pentke bezeichnete die Vorkommnisse ein „Unding“. Er stand im Tor vor der 1860-Kurve, aus der immer wieder Gegenstände flogen.
Das wild zusammengekaufte Team wird auseinanderfallen. „Wir waren nie zu 100 Prozent die Mannschaft, die wir sein sollten“, gestand Routinier Michael Liendl. Der Bremer Leihspieler Levent Aycicek pflichtete ihm bei: „Ich denke, das wird ein Hauptgrund sein, dass man auf dem Platz vielleicht kein Team war.“ Sogar Jahn-Coach Heiko Herrlich äußerte Worte des Mitleids. „Mir tut es im Herzen weh, was hier bei 1860 passiert“, sagte der Ex-Nationalspieler. Er fügte aber auch hinzu: „Es ist schwer, unter den Rahmenbedingungen hier zu arbeiten.“
Ob 1860 auch in der 3. Liga Mieter in der riesigen Arena des ungeliebten FC Bayern bleibt, ist nur eine von vielen Fragen. Das TV-Geld schrumpft auf eine Million Euro. Macht Ismaik frisches Geld locker? Die Zeit drängt: Die 3. Liga startet am 21. Juli.
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