Detlef Günther hat einen Wunsch. Er möchte, dass die Arbeitgeber verstärkt Teamevents für die eigenen Mitarbeiter anbieten. Aus seiner Sicht sei es demnach gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, Wertschätzung zu zeigen. „Die Laune der Mitarbeiter wird gehoben und sie arbeiten auch besser“, beschreibt er mögliche Effekte. Günther sagt das aber auch nicht ganz uneigennützig. Denn er wäre gerne einer der Profiteure. Sein Unternehmen „Crazy Quad“ mit dem Standort Delmenhorst organisiert nämlich solche Veranstaltungen für Firmen: Gebucht werden können vor allem Quad- und Segway-Touren. In Kombination dazu können auch Kanu-Touren oder Thementouren, zum Beispiel Stadtführungen, in Anspruch genommen werden. Außerdem besteht die Möglichkeit zum Floßbau und Bogenschießen. Zudem kann ein Outdoor-Catering bereitgestellt werden. Alle Angebote bei „Crazy Quad“ gelten auch für Privatpersonen, für sie kostet eine Fahrt mit dem Quad zwischen 129 und 149 Euro, für eine Fahrt mit dem Segway ist ein Betrag zwischen 69 und 99 Euro fällig.
Mittlerweile, sagt Günther, hat sich das zum Hauptgeschäft entwickelt. „Davon leben wir“, betont der 54-jährige Inhaber. Angefangen hat das im Jahr 2005. „Da haben wir circa drei Jahre lang die erlebnisorientierte Weiterbildung für die Bundeswehr übernommen, Teamtrainings mit Quads und Segways gemacht und so Fahrschullehrer aus ganz Deutschland ausgebildet.“ Mittlerweile ist Günthers Firma in der Lage, bis zu 100 Menschen gleichzeitig zu unterhalten. Und mittlerweile ist die Präsenz im Eventbereich nicht mehr wegzudenken. „Ich habe das mal ausgerechnet: Wir haben 2019 über 1000 Touren, oft auch parallel, angeboten“, berichtet Günther, der überwiegend auf Freelancer und Teilzeitkräfte setzt. Die meisten angebotenen Veranstaltungen von „Crazy Quad“ finden in der Saison statt, also zwischen März und November.
Teurer Fuhrpark
Es ist aber nicht das einzige Feld, mit dem Günther finanziellen Gewinn erwirtschaften möchte. Auch der Verkauf dient immer noch als Einnahmequelle – und das schon seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1997. Günther weiß noch genau, wie das damals zustande gekommen ist. „Ich bin nach einem Amerika-Urlaub darauf gekommen. Im ländlichen Bereich hat da jeder so ein Quad stehen. Und dann habe ich mir erst eins nach Deutschland schicken lassen, dann drei, dann fünf, aber ich hatte kein Quad mehr für mich, weil 'Zeig mal', 'Gib mal', ständig wollten Leute sie mieten oder leihen. Bei der großen Nachfrage denkt man dann natürlich darüber nach, das als Geschäft auszubauen“, schildert Günther. Seitdem ist viel passiert. „Wir haben einen Fuhrpark mit einem Wert von weit über einer Million Euro“, sagt der Firmenchef. Dazu zählt er über 100 Segways und 40 Quads, aber auch Lastwagen, die den Transport ermöglichen. Die angebotenen Fahrzeuge würden dabei „Premium-Qualität“ besitzen. Nach wie vor läuft der Verkauf auch sehr ordentlich, so ein bisschen hat er aber auch nachgelassen. „In Spitzenzeiten haben wir 300 Quads pro Jahr verkauft, aktuell sind es 100.“ Das hängt mit der reduzierten und nicht mehr so großen Streuweite des Delmenhorster Unternehmens zusammen – damit meint Günther die Präsenz in anderen Gebieten Deutschlands. „Es kommen zwar Leute, die nicht ganz aus der Ecke sind, aber wir liefern nicht mehr in den Süden. Da gibt es mittlerweile auch Quad- und Segway-Händler“, erzählt der 54-Jährige.

In der Werkstatt von Meister Udo Pankratz können Kunden die Kleinfahrzeuge warten oder reparieren lassen.
Er selbst versucht, seinen großen Erfahrungsschatz zu nutzen. „Wenn ein Kunde zur Tür reinkommt, dann brauche ich keine fünf Minuten, um zu wissen, was er braucht. Die gängige Preisklasse liegt bei 8000 bis 10 000 Euro, gerne wollen sie gebrauchte Fahrzeuge mit Garantie, die noch nicht so alt sind.“ Oft kenne er auch den Bedarf der interessierten Leute, da sie zuvor bei einer Tour von „Crazy Quad“ am Start waren. Zu einem Vorteil bei ihm zählt zudem die Werkstatt: Bei Meister Udo Pankratz können Kunden ihre Fahrzeuge warten oder auch reparieren lassen. „Damit können wir gewährleisten, dass die Fahrzeuge auch danach vernünftig betreut werden“, meint Günther.
Unfallfrei unterwegs
Zwischendrin, also während des Gesprächs, greift er dabei mehrmals zum Handy. Es sind Kunden dran, die gerne eine Tour buchen würden. Besonders auffällig: Günther achtet sehr darauf, auf die Bedürfnisse einzugehen. „Ihr müsst nur erscheinen und Spaß haben, ihr müsst euch um nichts kümmern. Wenn ihr die Segway-Tour um 8.15 Uhr machen wollt, dann machen wir sie um 8.15 Uhr“, hat er beispielsweise einer potenziellen Kundin am Telefon mitgeteilt. Die individuellen Wünsche haben auch zur nun vorhandenen Servicebreite geführt, so habe sich durch ihre Anregungen die Idee entwickelt, Dinge wie Bogenschießen und Floßbau in Kombination anzubieten. Wie der Geschäftsinhaber betont, ist die Sicherheit absolut gegeben. „Natürlich hat es auch mal Zwischenfälle gegeben, das ist ein Lernprozess. Das war zum Beispiel der Fall, als jemand bei einem Junggesellenabschied zu hitzig wurde. Durch die langjährige Erfahrung haben wir aber nun ein System entwickelt, das unser Fingerspitzengefühl perfektioniert hat. Dem einen Kunden muss man mehr erklären, dem anderen weniger“, beschreibt Günther und betont: „Wir fahren mittlerweile das sechste Jahr unfallfrei.“
Über rivalisierende Unternehmen in der direkten Umgebung muss sich Günther laut eigenen Aussagen keine Gedanken machen. „Wir haben hier keine Konkurrenz. Im Bereich Quad sind wir in Norddeutschland die einzigen“, sagt der Geschäftsführer, der das Angebot seiner eignen Firma sehr gerne nutzt. „Ich kaufe ja auch so Quads und muss mir jeden Morgen selbst die Hand schütteln, weil ich selbst mein bester Kunde bin.“ Ihr Potenzial kann die Firma nun übrigens noch besser ausschöpfen. Das ermöglicht ein Umzug: Im vergangenen Jahr ging es am Hasporter Damm einige Meter weiter. Und an diesem Standort, Hausnummer 183, befindet sich auch das Geschäft „Heinecke Gartentechnik“. Neben der besseren größeren Fläche sei es den beiden Geschäften gemeinsam gelungen, kleinere Fahrzeuge auch für Hausmeister und Landwirte anbieten zu können. Demnach können dort Fahrzeuge erworben werden, die über eine Konstruktion – beispielsweise mit Mülltonne und Besen – verfügen. Es bestätigt auch den Eindruck, dass eine Schließung des Unternehmens kein Thema ist. „Was wir anbieten, ist etwas Außergewöhnliches. Deshalb sind wir auch ein Publikumsmagnet. Da wo wir sind, sind auch andere, und derzeit habe ich noch Spaß daran. Und solange ich Spaß habe, werde ich das noch ein paar Jährchen machen“, meint Günther, der sich im Laufe der Jahre auch für eine Namensänderung entschied. Aus „Quadcentrum Delmenhorst“ wurde „Crazy Quad“, damit wollte er eine überregionale Marke aufbauen und eben dieses Abenteuerhafte herausstreichen.