In 21 Tagen strampelten sich 369 Delmenhorster unter dem Motto „Klimabündnis-Kampagne Stadtradeln“ gegen die fortschreitende Erderwärmung ab. Dabei wurde für die drei Wochen zusammengerechnet eine Strecke von insgesamt 69 000 Kilometern zurückgelegt – das entspricht einer Entfernung von eineinhalb Umrundungen des Erdballs. Verkehrsplanerin Nina Hippel und Klimaschutzmanager Robert Gerling aus dem Rathaus würdigten an diesem Montagnachmittag das Engagement der Teilnehmenden an der diesjährigen Runde.
„Vom 3. bis zum 23. Juni machten die Teilnehmer an der Kampagne so auf den Nutzen des Verkehrsmittels Fahrrad für Klima und Stadtqualität aufmerksam“, lobte Hippel. Um das Radfahren in Delmenhorst noch populärer zu machen, brauche man die Aktivisten, aus deren Reihen die meisten Anmeldungen gekommen waren. Nötig sei es aber ebenso, die Menschen mit der Idee zu erreichen, die ihr Fahrrad noch im Keller stehen haben. Mit der Aktion sei es gelungen, zu beweisen, dass im Prinzip alle Strecken, die für das Auto geeignet sind, auch per Fahrrad absolviert werden können. „Vielleicht überlegt der ein oder andere, ob kurze Strecken nicht viel häufiger mit dem Rad zurückgelegt werden können“, sagte Hippel.
Menschen müssen Politik vorausfahren
Die Verkehrsplanerin dankte den Teilnehmenden an der Kampagne ausdrücklich. Verwaltung und Politik könnten in der Stadt nur für eine geeignete Infrastruktur sorgen, beispielsweise für Radwege oder Radfahrstraßen. „Jede Sache braucht aber auch Menschen, die vorausfahren“, sagte Hippel.
Es gehe darum, die Beweisführung dafür anzutreten, dass Radfahren auch im Alltag klappe. Unter den Teilnehmenden waren viele, die vor allem Kurzstrecken mit dem Drahtesel zurücklegten. Bei der Auswertung sah sie aber auch die Eintragungen von Radlern, die täglich 30 Kilometer fuhren „und sogar mehr“. So freute sie sich auch, bei der Ehrung am Montag ein vielfältiges Teilnehmerfeld zu begrüßen.
Delmenhorsts Klimaschutzmanager Robert Gerling unterstrich vor den am Montag ausgezeichneten Radlern, die gute Resonanz, die die Aktion gefunden habe. Die Pandemie und viele Beschränkungen hätten die Kampagne unter erschwerte Bedingungen gestellt.
Jeder mit Muskelkraft zurückgelegte Kilometer sei auch eine Einsparung an klimaschädigenden Emissionen gewesen. „Die durch die Kampagne erreichte Strecke mag noch nicht dazu ausreichen, dem Klimawandel entscheidend entgegenzusteuern, aber es ist ein Anfang gemacht, und es muss uns darum gehen, das Thema Radfahren zu verstetigen“, sagte Gerling. Für die knapp 70 000 Radkilometer seien rund zehn Tonnen CO2 vermieden worden.
„Mobilitätswende“ erreichen
Gerade in der Corona-Krise habe sich das Fahrrad als ein Verkehrsmittel erwiesen, das alltagstauglich ist. Gerling warb dafür, dass mehr Menschen ein Teil der „städtischen Mobilitätswende“ werden sollten.
Die eifrigsten Teams und Einzelradler wurden Montagnachmittag vor dem Rathaus in vier verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Zu den Preisträgern zählen die Integrierte Gesamtschule (IGS) und das Max-Planck-Gymnasium. Geehrt wurden sie als die Teams mit den jeweils meisten Pedalrittern. Die IGS mobilisierte aus den Reihen ihrer Schülerschaft sowie dem Lehrerkollegium 50 Teilnehmende, das Maxe-Radsportteam ließ sogar 109 Schüler, Lehrer und ein paar Eltern in die Pedale treten.
Der Radsportverein Urania siegte als das Team, dessen gefahrene Gesamtkilometer pro Fahrenden die längste Strecke absolvierten und zwar 819,9 Kilometer. Auf Platz zwei landeten die „Süßen Bäcker“ von der Firma CSM-Bakery Solutions mit durchschnittlich 341 gefahrenen Kilometern pro Teilnehmer. Gleichzeitig wurden die Radsportler des RV Urania für insgesamt gefahrene 17 218 Kilometer als Gewinner in dieser Kategorie ausgezeichnet. „Ein Wettbewerb braucht auch Zugpferde“, sagte Hippel. Sie zeichnete Karl-Heinz Höper für 2196 gefahrene Radkilometer aus, Platz eins belegte in dieser Kategorie Ingo Köster mit 3054 Kilometern.
Kostenlose Handy-App reicht
Die Radler brauchten zur Teilnahme lediglich eine kostenlose App auf ihrem Handy zu installieren, und dann konnte es schon losgehen. Hippel und Gerling kündigten fürs kommende Jahr eine Fortsetzung der Kampagne „Stadtradeln“ an. Hoffentlich würden sich dann ohne Corona-Einschränkungen noch mehr Delmenhorster zur Teilnahme an der Aktion entschließen.