Gemeinsam lachen, jubeln und singen – dafür war die Divarena in Delmenhorst über Jahre wie geschaffen. Doch das Eventtheater musste schmerzhaft erfahren, wie die Corona-Krise diese Momente zunichtemacht. Am 1. September zog der Betreiber die Reißleine: Die Divarena schließt. Der Kartenschalter öffnete nur noch, um die Rückgabe der Tickets zu ermöglichen. Seit Ende September ruht die Immobile endgültig. Doch Teile des Stadtrats wollen einen langen Leerstand unbedingt verhindern.
Die Delmenhorster Liste (DL) setzt sich gemeinsam mit der Fraktion FDP/ UAD dafür ein, dass die Stadt die Immobilie übernimmt. Entweder soll die Wirtschaftsförderung (DWFG) die Divarena weiter als Kulturstätte betreiben oder die Stadt soll das Gebäude zu einer Kindertagesstätte oder einem Nachbarschaftsbüro umfunktionieren. Am Donnerstag berät der Ausschuss für Kultur und Sport ab 17 Uhr im Commedia-Veranstaltungszentrum der Nordwolle über den entsprechenden Antrag.
„Wir wollen auf keinen Fall, dass die Divarena auf lange Sicht leer steht. Diese Immobilie darf nicht ungenutzt bleiben“, argumentiert Ratsfrau Gabi Baumgart (DL). An vielen Stellen der Stadt habe Delmenhorst inzwischen schmerzhafte Erfahrungen mit Leerständen gemacht. „Nehmen wir zum Beispiel den ehemaligen Aldi-Markt an der Breslauer Straße. Der steht schon so lange leer, dass sich nun Schimmelpilze bilden“, betont Baumgart. Der Standort der Divarena habe grundsätzlich Potenzial, in der Nähe entstehe bald ein Neubaugebiet für junge Familien. „Die Immobilie könnte ein Nachbarschaftsbüro werden oder ein Familienzentrum“, schlägt die Kommunalpolitikerin vor.
Die Stadtverwaltung erteilt diesen Zukunftsideen für die Divarena in der Beschlussvorlage allerdings eine Absage: „Eine alternative Nutzung der Divarena als Kindertagesstätte, Nachbarschaftsbüro, Familienzentrum oder ähnliches scheidet wegen eines erheblichen Umbaubedarfes aus.“ Wenn eine andere Nutzung überhaupt zulässig wäre, sei diese nicht ohne erhebliche bauliche Maßnahmen realisierbar. „Die Divarena ist als Versammlungs- und Veranstaltungsstätte konzipiert“, betont die Stadtverwaltung.
Die gesamte Divarena in eine Kita verwandeln
Ex-Sozialdemokratin Baumgart erinnert aber an den großen Nachholbedarf, den es in Delmenhorst bei dem Ausbau der Kita-Plätze gibt. „Den hinteren Teil des Gebäudes nutzt schon jetzt jeden Tag eine freie Kita-Gruppe mit zwanzig Kindern“, berichtet sie. Natürlich sei es mit Umbaukosten verbunden, die gesamte Divarena in eine Kita zu verwandeln. „Aber diese Kosten wären mit Sicherheit nicht so hoch, wie der Bau einer komplett neuen Kita“, argumentiert sie. Vielleicht sei auch die Nutzung durch Tagesmütter und kleinere Gruppen ein denkbarer Weg. „Dort gibt es oft die Bereitschaft, zu zweit Gruppen von zehn Kindern zu betreuen. Es scheitert aber immer an der Frage nach geeigneten Räumen“, betont Baumgart.
Die Initiative von DL, FDP und UAD bringt noch eine weitere Zukunftsvariante ins Spiel: Die Divarena mit Steuergeldern weiter als Kulturstätte zu betreiben. Die DWFG solle die Divarena ähnlich wie die Markthalle als städtische Einrichtung nutzen. Hier verweist die Stadtverwaltung allerdings darauf, dass der Veranstaltungsort schon vor der Corona-Krise ein Zuschussgeschäft gewesen sei. Angeblich habe der Eigentümer jährlich 50.000 Euro aus eigenen Mitteln in die Divarena gesteckt, um die anfallenden Kosten für den Betrieb zu decken.
„Grundsätzlich ist zu bezweifeln, dass die öffentliche Hand beziehungsweise die DWFG das Veranstaltungshaus wirtschaftlicher/ kostendeckender betreiben kann, als es der Wirtschaft selbst möglich ist“, schreibt die Stadtverwaltung. Auch bei dem Theater Kleines Haus müsse die Stadt jährlich 200.000 Euro ausgeben, damit der Kulturbetrieb möglich ist. In einer „vorsichtigen Kalkulation“ für die Kosten einer Divarena in städtischer Trägerschaft kommt die Stadtverwaltung auf eine jährliche Summe von 357.000 Euro. Hinzu kommt, dass in der aktuellen Corona-Krise die Zukunft der Veranstaltungsbranche ungewiss ist. „Eine tragbare Finanzierung lässt sich damit zum jetzigen Zeitpunkt kaum aufstellen. Insoweit wird von einer Übernahme zum aktuellen Zeitpunkt dringend abgeraten“, macht die Stadtverwaltung unmissverständlich klar.
Wenn sich der Stadtrat für eine Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt ausspricht, empfiehlt die Stadtverwaltung, zunächst einen Kulturentwicklungsplan zu erstellen. Davon hält Gabi Baumgart allerdings nichts: „Das ist reine Zeitschinderei, um die Immobilie nicht nutzen zu müssen. Das finde ich absurd.“
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