Nach langem Hin und Her ging plötzlich alles ganz schnell, als die fleißigen Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) am Sonntagmorgen im Tiergarten Delmenhorst eintrafen. Das Tagesziel der 22 freiwilligen Helfer: der Aufbau zweier Behelfsbrücken, die – zumindest vorerst – als Ersatz für zwei aufgrund erheblicher Mängel gesperrten Brücken über die Welse im Tiergarten dienen sollen.
Schon am vorherigen Sonnabend hatte es dafür vorbereitende Baumaßnahmen gegeben, berichtet Frank Neubauer, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit beim THW. „Um den Untergrund für die Konstruktion zu befestigen, haben wir auf jeder Brückenseite je sechs bis zu zwei Meter tiefe Anker gebohrt und mit Beton befüllt“, erklärte er. Auf ihnen fußen nun die zwei provisorischen Brücken, die aus dem Einsatzgerüstsystem (EGS), einem standardisierten Baukasten aus Gerüstbauteilen, errichtet wurden.
Die Anschaffungsmittel von etwa 10 000 Euro waren im vergangenen Monat vom Verwaltungsausschuss genehmigt worden. Dank der vorbereitenden Maßnahmen verlief der Bau zudem schneller als geplant. Statt einer Fertigstellung am späten Nachmittag war die erste Brücke bereits gegen Mittag fast vollständig aufgebaut.
Für volle Mägen bei den freiwilligen Arbeitern sorgte der „Runde Tisch Tiergarten“ – eine Gruppe, die sich den Angelegenheiten rund um das Naherholungsgebiet widmet. So könne man seine Dankbarkeit für den tatkräftigen Einsatz der Helfer zeigen, fand Detlef Riedel, Sprecher der Interessengruppe. Lange genug hätte es schließlich gedauert, bis eine Lösung für das Brücken-Problem gefunden wurde. Im vergangenen Herbst kam dann endlich Schwung in die Sache, so Riedel. „An fehlender Einsatzbereitschaft hat es nicht gelegen. Wir sind schon frühzeitig mit dem THW in Kontakt getreten“, erklärte er. Nur sei das vonseiten der Stadt wohl nicht gewollt gewesen, so seine Vermutung. Davon hätten sich die Tiergarten-Freunde jedoch nicht abschrecken lassen. „Wenn sich keiner kümmert, dann passiert auch nichts“, so die Begründung Dieter Röbkens, ebenfalls Mitglied der lokalen Gruppe.
Begeisterter Oberbürgermeister
Nun hat sich das Bürgerengagement für den Tiergarten bezahlt gemacht. Das freut auch Oberbürgermeister Axel Jahnz, der gegen 13 Uhr zur Brückenschau spaziert kam. Er zeigte sich begeistert darüber, dass das Naherholungsgebiet, das seinen Namen einem gräflichen Tiergehege verdankt, wieder frei begehbar ist, und war dankbar für die freiwillige Arbeit der THW-Helfer. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Helferinnen und Helfer hier am Wochenende so viel Einsatz zeigen“, lobte Jahnz das Engagement. Auch Deniz Kurku und Bettina Oestermann, die wenig später in Begleitung von Susanne Mittag, Enno und Lars Konukiewitz am Bauort eintrafen, bekundeten ihre Dankbarkeit. „Es ist eine kleine Sache mit großer Wirkung“, fand SPD-Fraktionsvorsitzende Oestermann.
Dabei sei der Nachhaltigkeitsgedanke für die Sozialdemokraten enorm wichtig „Es ist für den Moment die perfekte Lösung, vor allem weil das Gerüstsystem wiederverwendbar ist“, betonte die Politikerin. Dennoch stehe es außer Frage, dass die Behelfsbrücken schnellstmöglich durch feste Installationen ersetzt werden müssen. Die SPD hatte den Antrag gestellt, den Brückenbau mit Haushaltsresten aus 2019 zu finanzieren, um den Neubau richtiger Brücken zeitnah gewährleisten zu können. Offiziell ist die Übergangslösung für etwa ein halbes Jahr geplant. Theoretisch könne das EGS dank seiner enormen Witterungsbeständigkeit aber auch mehrere Jahre halten, erklärte Neubauer.
Wie lange das Provisorium im Tiergarten nun installiert bleibt, bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist, wird sich in den kommenden Monaten abzeichnen. Bis dahin steht der Überquerung der Welse im Tiergarten aber erst einmal nichts mehr im Weg.