Wildeshausen. Zwei Jahre hat es gedauert. Doch nun ist es fertig. Auf einer Leinwand von 1,50 mal einen Meter hat Wolfgang Rohenkohl ein Abbild des Wildeshauser Bahnhofs um 1900 aufleben lassen. "Ich habe Gas gegeben, um rechtzeitig fertig zu werden", berichtet der Maler. Das musste er auch. Denn die Zeit drängte. Schließlich wollte Rohenkohl sein Werk auf der "Wildeshauser Kunstmeile" präsentieren, die am Montag, 9. April, startet.
„Wildeshauser Kunstmeile“ heißt ein Projekt, das es vor acht Jahren schon einmal in der Innenstadt gab. Damals waren sowohl die Künstler als auch die Einzelhändler der Huntestadt von der Resonanz begeistert. "Deshalb wollten wir dieses Projekt wiederbeleben", sagt Birte Hogeback, Kulturbeauftragte der Stadt Wildeshausen. Gesagt, getan. Als sie im November vergangenen Jahres mit dieser Idee auf die Ladeninhaber und Künstler zuging, waren viele bereit, erneut bei einer Kunstmeile mitzumachen. „Der Kreis war erst etwas kleiner, dann sind mehr dazu gekommen und andere sind abgesprungen, weil sie gerade keine Werke zum Ausstellen haben“, berichtet Hogeback. Letztendlich sind es 24 Künstler und 23 Ladenbesitzer, die bei der diesjährigen Kunstmeile mitmachen. Vom 9. bis 23. April lassen sie den Einkaufsbummel in der Wildeshauser Innenstadt zugleich auch zu einem Besuch in einer Kunstgalerie werden. In 23 Schaufenstern an der Wester- und Huntestraße werden die Exponate der 24 Künstler ausgestellt. "Für alle Künstler haben wir einen Platz gefunden", sagt Hogeback. Wer welches Schaufenster bekommt, wurde ausgelost. "Wir wollten kein Hauen und Stechen", fügt die Kulturbeauftragte hinzu. Das habe wunderbar geklappt.
So originalgetreu wie möglich
Wolfgang Rohenkohl wurde eines der Schaufenster des Modegeschäfts "Für Sie – Rock un Blus" an der Westerstraße 30/32 zugelost. Dort wird er seinen in Acryl gemalten Wildeshauser Bahnhof ausstellen. "Mit der Kunstmeile war ich unter Druck gesetzt, mit dem Bild fertig zu werden", erklärt der Maler. Doch das sei gar nicht verkehrt gewesen. Denn wer weiß, wann er das Bild ohne dieses Projekt sonst fertiggestellt hätte. Insbesondere weil das Motiv alles andere als einfach gewesen ist. "Von dem Bahnhof aus der Zeit um 1900 gibt es nur Schwarz-Weiß-Bilder. Ich musste mich informieren, welchen Anstrich das Gebäude damals hatte", erläutert Rohenkohl. Und so habe er sehr viel Zeit mit der Recherche verbracht, damit das Bild so originalgetreu wie möglich wird.
Ein Bild aus einer anderen Zeit wird auch im Schaufenster der Gilde-Buchhandlung zu sehen sein. Dort stellt die Künstlerin Sunhild Heinken-Raether einige ihrer Werke aus. Die meisten sind Stillleben, doch unter ihnen gibt es einen Ausreißer, mit dem sich die Malerin in die Lüfte erhebt. "Ich habe eine alten Karte von Wildeshausen genommen und diese auf Leinen farbig gestaltet. Man denkt, man ist im Himmel in einer Gondel eines Ballons", erläutert Heinken-Raether. Von dieser Gondel schaue man hinunter auf Wildeshausen im 19. Jahrhundert.
Bei vielen Werken, die im Rahmen der Wildeshauser Kunstmeile zu sehen sind, handelt es sich um Gemälde. Darunter findet sich gegenständliche Malerei wie etwa von Jutta Oldehoff und Thanh Pham sowie abstrakte Malerei wie die von Bernd Güldner, Renate Kraft und Ille Schwital. "Ich male, was das Auge sieht und die Seele empfindet", beschreibt Schwital ihre Werke. Zu sehen sind auf der Kunstmeile aber auch Schmuck, Holzarbeiten, geschnitzte Bilder, Keramik, Taschen und Objekte. Auch der kürzlich verstorbene Wildeshauser Künstler Hartmut Berlinicke hat ein Schaufenster. Seine Frau Maria hatte der Präsentation zugestimmt. Die Werke werden von seinem Freund Carsten Bruhns, der ebenfalls auf der Kunstmeile ausstellt, betreut.
Schon bald sollen die Flyer zur Wildeshauser Kunstmeile in den Geschäften ausliegen. Darin sind alle Künstler und Schaufenster, in denen ihre Werke zu finden sind, aufgeführt. "Jeder kann sein Schaufenster gestalten, wie er möchte", sagt Birte Hogeback. Es soll aber einen kleinen Steckbrief geben, der sich neben den Präsentationen finden wird. Der Eröffnung der Kunstmeile ist für Montag, 9. April, um 16 Uhr im Stadthaus geplant. Anschließend gibt es einen Rundgang zu den einzelnen Exponaten.