Versteckt zwischen einem Einfamilienhaus und dem Heizungs- und Sanitärbetrieb von Christian Wiesner führt ein schmaler Pfad von der Annenrieder Allee in eine Moorlandschaft. Hinter dem Gewerbepark Ost liegt mitten in der Stadt das sieben Hektar große Annenrieder Niedermoor, das in Teilen mit einem Holzsteg durchsetzt ist. An regnerischen Tagen ist Vorsicht geboten. Denn dann sind die Holzplanken rutschig.
Doch nicht alle Wege im Niedermoor sind mit Holzplanken befestigt. „Das Moor ist nicht gefährlich, man versinkt nicht“, beruhigt Bettina Janßen, die erste Vorsitzende des Nabu Delmenhorst, der seit über 25 Jahren das biologische Kleinod in Annenriede pflegt. „Das Moor war auch mal für eine Bebauung vorgesehen“, erinnert sich Janßen. Die Stadt als Eigentümerin des Grundstücks habe jedoch von diesen Plänen Abstand genommen und 1991 mit dem Nabu einen Überlassungsvertrag unterzeichnet.
Für den Nabu gibt es im Niedermoor viel zu tun. So müssen beispielsweise die großen Büsche, die sich im Laufe der Jahre immer mehr in dem biologischen Kleinod breit gemacht haben, komplett entfernt werden. „Sonst wächst das Moor zu“, sagt Janßen. Auch Mähen gehört zu den regelmäßig anfallenden Arbeiten. Das sei wichtig, um das Biotop von Pflanzen zu befreien, die dort nicht hingehören – wie etwa Disteln, Goldrute und Brennnesseln. Insbesondere in den abgelegeneren Ecken des Moores lässt sich das nicht so einfach machen. Zwar hat der Nabu einen Balkenmäher. Wenn es zu nass ist, bleibt dieser jedoch stecken. Dann ist es mit dem Mähen vorbei. Und diesen Sommer war es ungewöhnlich nass, weshalb nur im vorderen Bereich gemäht werden konnte. „Im Moment ist es recht trocken. Ich hoffe, das bleibt bis Oktober so, damit wir dann mähen können“, bemerkt Janßen, die einmal im Monat mit anderen Mitgliedern im Nabu Delmenhorst einen Arbeitseinsatz im Moor durchführt. „Wir sind meist eine gute Hand voll“, sagt sie. Weitere starke, zupackende Hände seien immer willkommen.
Wie tief das Annenrieder Niedermoor ist, lässt sich nicht genau sagen. Mehr als sechs Meter sollen es sein. Dies habe sich bei einer Bohrung gezeigt, die der Nabu vor einiger Zeit durchgeführt hat. Bei sechs Metern Tiefe wurde diese jedoch gestoppt. „Wir befürchteten, dass wir, wenn wir noch eine weitere Stange ins Moor stecken, diese nicht mehr rausbekommen“, erklärt Janßen. Um von einem Niedermoor zu sprechen, würden allerdings bereits 40 Zentimeter ausreichen.
Auch Kindern versucht der Nabu Delmenhorst das Annenrieder Moor mit seinen Pflanzen und Tieren näher zu bringen. Einmal im Monat geht Heike Kroll mit der Nabu-Kindergruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen in das Biotop, um dort spielerisch die Natur zu entdecken. Bei ihrem letzten Termin im September haben die Kinder beispielsweise zuerst Naturmaterialien wie Blüten, Blätter und Früchte im Moor gesammelt und hinterher damit gemalt. „Die Kinder haben immer viel Spaß“, merkt Janßen an. Lachend erinnert sie sich an die Anfänge vor zwei Jahren, als es erstmals mit den Kindern ins Moor ging. Viele Kinder seien mit nassen Füßen zurückgekommen. „Die Stiefel der Kinder sind stecken geblieben, das mussten wir erst lernen“, erklärt Janßen. So etwas passiere, wenn viel Wasser im Moor ist, weil sich dann die Stiefel festsaugen. Für solche Notfälle hat der Nabu in seiner Hütte im Annenheider Niedermoor inzwischen aber immer ein paar trockene Socken parat.
Für Spaziergänger steht das Annenheider Niedermoor nicht offen. Es ist ein Privatgelände. „Wenn sich aber jemand das Moor einmal ansehen möchte, kann er sich gerne bei uns melden“, sagt Janßen, die sich seit dem ersten Tag im Jahre 1991 um die Moorlandschaft mitten in der Stadt Delmenhorst kümmert.