Seit 13 Jahren werden nun schon Delmenhorster Kinder und Jugendliche begleitet, ihr Ess-Verhalten beleuchtet, ihre Lebensgewohnheiten und ihr Sportpensum betrachtet. 2007 ging es los, Idefics/I. Family-Studien hieß das Forschungsprojekt des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS). Mitte der Zehnerjahre schloss sich dann eine zweite Untersuchung an. Und nun soll es in die dritte Runde gehen. Es ist eine Langzeitstudie, die zeigen soll, wie Übergewicht und Bewegungsarmut früh zu Folgeerkrankungen führen können. Es ist eine Studie, die belegen soll, dass es hilfreich ist, Kinder und Eltern auf dem Weg zu einem gesünderen und aktiveren Lebenswandel zu beraten und zu beeinflussen. Und es ist eine Studie, die die Welt nach Delmenhorst blicken lässt.
„Schon in der ersten Folgeuntersuchung konnten wir sehen, dass vieles passiert ist“, sagt Antje Hebestreit. Die Ernährungswissenschaftlerin begleitet die Studie seit Beginn für das BIPS, begleitet wird sie seit 2007 von Johann Böhmann, damals noch Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum, heute Kopf des DIG, des Delmenhorster Instituts für Gesundheitsförderung. Unterstützt wird das Ganze von der Stadt. Der für Jugend, Soziales und Gesundheit zuständige Fachbereichsleiter Rudolf Mattern freut sich darüber, wie er sagt, eine solche Langzeitstudie begleiten zu können. Alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die nun mitmachen sollen, werden in den kommenden Tagen einen Brief vom Oberbürgermeister erhalten, weil es auch ihm wichtig ist, dass möglichst viele Teilnehmern die Fragen der Forscher beantworten.
Erste Erfolge verzeichnet
Zu diesen ersten Erfolgen zählt laut Antje Hebestreit zum Beispiel, dass sich Teilnehmer des ersten Durchgangs auch sechs Jahre später noch an Inhalte erinnerten. Und dass sie die Erkenntnisse auch in ihrem Leben berücksichtigten. Das fängt mit so simplen Dingen an, dass die Kinder und Jugendlichen möglichst wenig gezuckerte Getränke konsumieren, sondern am besten zur Wasserflasche greifen. Oder dass der Schokoriegel durch Obst ersetzt wird. „Wir sprechen heute darüber, in allen Schulen Wasserspender einzuführen“, sagt Böhmann und begründet das auch mit Idefics und den daraus gewonnenen Erkenntnissen. Auch wenn sie sich offenbar nur langsam umsetzen lassen, wie dieses Beispiel zeigt. „In vielen Schulen ging durch diese Studie auch die Diskussion los, ob es sinnvoll ist, Automaten mit Süßigkeiten aufzustellen. An der Stelle ist das Bewusstsein durch Idefics geschärft worden“, ergänzt Mattern.
Nun sollen also diejenigen angeschrieben werden, die 2007 und 2008 beim ersten Durchgang noch in den Kindergarten oder die Grundschule gingen. Zwischen zwei und zehn Jahren waren die Kinder damals alt. Also sind einige von ihnen mittlerweile auch schon erwachsen, zu Hause ausgezogen und am Beginn eines ganz neuen Lebensabschnitts. Ein solcher Übergang in einen neuen Lebensabschnitt ist für Forscher aus vielerlei Gründen interessant, auch und gerade mit Blick auf die Ernährungsgewohnheiten. „Wir wollen nun etwas darüber erfahren, wie sich unsere Studienteilnehmer ernähren, wie viel sie sich bewegen und welchen sozialen Status sie aktuell haben“, erklärt Antje Hebestreit. Es geht darum, was sie gern essen, wie ihr Wohlbefinden ist, ob es diagnostizierte Krankheiten gibt, wie groß und wie schwer sie sind. „Und wir wollen auch etwas über Schlafgewohnheiten und die Qualität des Schlafes wissen“, ergänzt die Ernährungswissenschaftlerin. Auch das sind Erkenntnisse, die im Laufe der Studie gewonnen wurden und die jetzt ganz anders als noch vor 13 Jahren beachtet werden: Schlaf und Wohlbefinden, zwei Faktoren, die sich auch direkt auf das Gewicht und die Gesundheit auswirken.
Dass die Teilnehmer dieses Mal nur online befragt werden und eine ärztliche Untersuchung beziehungsweise ein Sensorik-Test nicht geplant sind, stellt in den Augen von Antje Hebestreit keinen Nachteil dar. Rund eine halbe Stunde werde es dauern, die Fragen zu beantworten. Die ersten Rückläufer sind bei den Forschern auch schon eingegangen. Um aber verlässliche Aussagen zu erhalten, sollten natürlich möglichst viele der einst rund 1000 Kinder mitmachen. Und mit dem Vorwissen, das sie im Laufe der Jahre wegen Idefics/I. Family-Studien erworben haben, sollten die Fragen kein Problem darstellen. Zudem bietet das Tool auch viele Optionen. Wer zum Beispiel Medikamente nimmt, kann diese einfach einscannen, damit die Forscher sehen, was genau verschrieben wurde. Um dann eventuell zu dem Schluss zu kommen, dass es etwas bringt, wenn man Kindern und Eltern hilft, sich gesund zu ernähren.
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