„Da haben alle Glück gehabt, dass das Parken bisher umsonst war“, antwortete Manfred Büssing von der Nordwolle Parkraumgesellschaft im August und kommentierte damit sein Vorhaben, auf der Fläche zwischen Volkshochschule und Commedia künftig Parkgebühren zu verlangen. „Niemand möchte etwas, das er besitzt, umsonst vergeben“, sagte er und verwies auf die Kosten, die allein für die Herstellung der Parkflächen entstanden seien. Etwa 220 Stellplätze waren bis zur vergangenen Woche immer gut belegt. Den Anwohnern machte Büssing im August noch Avancen, ein Monatsticket zum Preis von 40 Euro zu buchen. Auch den umliegenden Firmen und Institutionen hatte er Sonderkonditionen angeboten.
Nun scheint die Parkplatznot vorbei. Grund: Wer die Zufahrten zum Parkplatz nimmt, passiert große Hinweistafeln, die darauf aufmerksam machen, dass dort nun Gebühren fürs Abstellen fällig werden. Pro Stunde ist ein Euro in einen der über die Fläche verteilt aufgestellten Parkscheinautomaten zu werfen – am besten passend, denn Wechselgeld kann nicht zurückgegeben werden. Ein Tagesticket über acht Stunden wird für acht Euro abgegeben, sparen kann man dabei also nicht. Erst das Wochenticket wird in Relation günstiger, es soll 25 Euro kosten, damit richtet sich die Parkraumgesellschaft an die Anwohner, die das Monatsticket zum Preis von 75 Euro kaufen sollen. Gebührenpflichtig ist der Parkplatz übrigens von sechs Uhr morgens bis 21 Uhr am Abend.
City: Bei Einkauf Gebühr zurück
An den gebührenpflichtigen Parkplätzen in der Innenstadt wird fürs Abstellen von Fahrzeugen jeweils von neun bis 18 Uhr kassiert. Dort kann für 50 Cent eine halbe Stunde geparkt werden. Die Stunde kostet einen Euro. Viele Geschäfte in der Innenstadt erstatten ihren Kunden übrigens das Ticket aus dem Parkscheinautomaten.
Im City-Parkhaus kosten 30 Minuten Parken 60 Cent, die Stunde schlägt mit 1,20 Euro zu Buche. Das Tagesticket fürs Parkhaus kostet für 24 Stunden zwölf Euro, ein Monatsticket ist schon für 60 Euro zu haben.
Im Rathaus beobachtet man die Szenerie auf der Nordwolle. Der Fachdienst Verkehr der Stadt Delmenhorst habe mit der Ankündigung von Parkgebühren nichts zu tun, heißt es aus der Stadtverwaltung. Es gebe darüber auch keine Vereinbarungen, und es werde auch keine geben, erklärte Stadtsprecher Timo Frers. Bereits im Januar hatte die Verwaltung den Ausschuss für Planen, Bauen und Verkehr darüber unterrichtet, dass der Eigentümer der als Parkplatz genutzten Fläche an der Lahusenstraße beabsichtige, dort Gebühren fürs Abstellen von Kraftfahrzeugen zu verlangen.
Jürgen Beckstette erklärte als Leiter der Volkshochschule Delmenhorst, dass seine Mitarbeitenden und Dozenten ausreichend Dienstparkplätze vorfänden. Für den Fall, dass auf der Nordwolle künftig Parkgebühren erhoben würden, befürchtet er aber eine Verdrängung. Noch sei die Lage aber entspannt. Und er denkt an seine Kursteilnehmenden, die von zusätzlichen Kosten betroffen sein könnten: „Zusätzliche Parkkosten wären zumindestens problematisch für uns, wir bieten ja schließlich eine für die Volkshochschulnutzer günstige Dienstleistung an.“
Aus den Reihen der Anwohner wird befürchtet, dass zukünftig ihre Wohnstraßen vom Parkschleichverkehr zugestellt werden. Die Stadtverwaltung gab dazu schon Entwarnung. Man versprach, den Ordnungsdienst aufzustocken und Falschparker stärker büßen zu lassen.
Es gäbe außerdem noch die Möglichkeit, ein Anwohnerparken anzuordnen. Dies könne aber zur Verschwendung von öffentlichem Raum führen. Tagsüber seien Anwohner zur Arbeit, die Einpendelnden könnten ihre Autos aber nicht abstellen, würden auf weitere Flächen ausweichen, wo dann Betroffenheit entsteht.