Spenden für Rollstuhl benötigt Delmenhorster Long-Covid-Patientin: „Nichts ist so, wie es mal war“

Bevor die 27-jährige Nadja Eggers aus Delmenhorst Anfang 2022 an Corona erkrankte, war sie jeden Tag unterwegs und sogar als Extremwanderin aktiv. Nun soll ihr ein Rollstuhl neue Freiheit ermöglichen.
25.03.2023, 08:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Delmenhorster Long-Covid-Patientin: „Nichts ist so, wie es mal war“
Von Desiree Bertram

In dem Wohnzimmer von Delmenhorsterin Nadja Eggers ist es dunkel. Obwohl sich die Sonne nur immer mal wieder zwischen den vorbeiziehenden Wolken blicken lässt, wäre es ohne heruntergezogene Rollos drinnen zu hell für die 27-Jährige. Das Haus verlassen kann sie nur, wenn sie eine Sonnenbrille trägt. Mit dieser starken Lichtempfindlichkeit hat Eggers seit ihrer Corona-Infektion Anfang 2022 zu kämpfen. Auch ihre Sehkraft hat sich rapide verschlechtert. Zudem beeinflussen seitdem weitere Einschränkungen ihr Leben: „Nichts ist so, wie es vorher war.“ Um andere Betroffene zu ermutigen, spricht Eggers über ihr Schicksal. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt sie unter anderem, warum ein Rollstuhl für sie Freiheit bedeutet.

Ihre Corona-Erkrankung zeigte sich anfangs durch gängige Symptome wie Gliederschmerzen, Fieber und Husten. Die erste Krankheitswoche beschreibt Eggers als ein Auf und Ab: „Nach ein paar Tagen ging es mir besser.“ Der Schein trügte. Am achten Tag überfiel die damals 25-Jährige eine starke Atemnot. Sogar ihr Gesicht samt Lippen sei blau angelaufen: „Ich habe seit meiner Kindheit Asthma und bin es gewohnt, wenn mir mal die Luft wegbleibt – aber das war anders.“

Es folgte ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt, als sie wieder daheim war, eine Odyssee an Arztbesuchen. Behandlungstechnisch gibt es ein entscheidendes Problem: Long Covid wurde bisher noch nicht umfassend erforscht. In kurzen Abständen seien immer mehr Symptome wie Haarausfall und Gewichtszunahme hinzugekommen.

Vor Corona-Infektion war Nadja Eggers Extremwanderin

Als Extremwanderin war Eggers regelmäßig in der Natur unterwegs und absolvierte bereits einen 55-Kilometer-Lauf: „Als Nächstes wollte ich mich am 100 Kilometer langen Lauf versuchen.“ Seitdem sie an Long Covid leidet, schafft die Delmenhorsterin allerdings nur noch kurze Strecken mit maximal rund 300 Metern Distanz. Auch Stehen fällt Eggers schwer: „Im ersten Moment ist alles gut, doch dann beginnen meine Muskeln in den Beinen unkontrolliert zu zittern.“ Etwas dagegen tun, könne sie nicht. Ein Rollator gibt ihr etwas Sicherheit – sie kann sich auf ihm abstützen und hinsetzen, wenn sie eine Pause braucht. Anfangs war es ein unschönes Gefühl für Eggers, als so junger Mensch eine Gehhilfe zu benötigen: „Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.“

Ihre Wanderausrüstung samt Rucksack und Schuhen steht seitdem versteckt im Schrank. Diese Utensilien erinnern Eggers an ein wichtiges und erfüllendes Hobby in ihrem Leben, dem sie nun seit vielen Monaten nicht mehr nachgehen kann. Das schmerzt, sagt Eggers: „Mein Wunsch ist, dass alles eines Tages wieder normal wird.“ Beschäftigungen, die zuvor selbstverständlich und alltäglich waren, sind für Eggers zur Herausforderung geworden – etwa der Weg in den Supermarkt. „Nicht nur die fehlende Kraft und die hellen Lichter machen mir zu schaffen, auch meine Konzentrationsfähigkeit hat sich verschlechtert“, erklärt sie. Trotz Einkaufsliste habe sie erlebt, nicht mehr zu wissen, was sie eigentlich kaufen wollte. „Es war ganz schlimm für mich, immer mehr zu merken, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt.“ Auch ihrem Job an der Frischetheke eines Supermarktes kann die geborene Bremerin nicht mehr nachgehen: „Ich liebe den Kundenkontakt, die Arbeit fehlt mir.“

Gesundheitszustand tagesabhängig

Wie es ihr insgesamt gesundheitlich geht, sei tagesabhängig. Um sich in ihr gewohntes Leben zurückzukämpfen, zeigt sich Eggers ehrgeizig. Zweimal pro Woche macht sie Physiotherapie und einmal Ergotherapie. Eine mehrwöchige Reha hat die Wahldelmenhorsterin ebenfalls gemacht: „Ich merke, dass sich etwa meine Konzentration langsam bessert.“ Dass sie nicht mehr am alltäglichen Leben teilnehmen kann und die meiste Zeit zu Hause verbringt, macht Eggers zu schaffen: „Früher war ich fast jeden Tag unterwegs.“ Auch wenn ihre Katze Nikita als flauschiger Freund und Seelentröster stets an ihrer Seite ist, fehlen ihr Aktivitäten sehr.

Ein faltbarer, elektronischer Rollstuhl würde ihr ermöglichen, mal wieder herauszukommen, erklärt Eggers: „Für mich würde das eine Form von Freiheit bedeuten.“ Sie möchte nicht permanent nutzen, sondern als Unterstützung. Einen großen Teil der Kosten für den gewünschten Rollstuhl hat bereits die Krankenkasse übernommen. Die restliche Summe in Höhe von 1400 Euro versucht die Delmenhorsterin über die Spendenplattform gofundme.de, zu generieren: „Fast die Hälfte ist schon zusammengekommen.“

Lesen Sie auch

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Einwilligung und Werberichtlinie

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz

Schließen

Das Beste mit WK+