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Fußball Kuriose Torgala beim Geheim-Test: SV Atlas demontiert VfB Oldenburg

Neun Tore, ein Achtfach-Wechsel vor der Pause, ein Wiederanpfiff mit nur acht Spielern und eine Trainer-Legende als Zuschauer: Das Spiel des SV Atlas Delmenhorst beim VfB Oldenburg bot allerhand Ungewöhnliches.
30.01.2025, 01:35 Uhr
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Kuriose Torgala beim Geheim-Test: SV Atlas demontiert VfB Oldenburg
Von Christoph Bähr

Die Verantwortlichen des SV Atlas Delmenhorst schauten ebenso interessiert wie ungläubig zur benachbarten Bank des VfB Oldenburg. Dort machten sich gleich acht Einwechselspieler bereit für ihren Einsatz – in der 32. Minute. Dieser ungewöhnlich frühe Massenwechsel war ein Zeichen dafür, dass Oldenburgs Trainer Dario Fossi sehr unzufrieden war und dass der SV Atlas sehr vieles richtig gemacht hatte. 4:0 führte der Fußball-Oberligist zu diesem Zeitpunkt beim klassenhöheren Regionalligisten, letztlich gewann Atlas ein ebenso spektakuläres wie kurioses Testspiel am Mittwochabend mit 6:3 (4:0). "Das Ergebnis ist verdient. Wir waren unheimlich griffig in den Zweikämpfen und haben dem Gegner den Schneid abgekauft", sagte Stephan Ehlers, Sportlicher Leiter der Delmenhorster mit Oldenburger Vergangenheit.

Der Austragungsort der Partie stand erst am Spieltag endgültig fest. Die Wahl fiel auf den Sportpark Dornstede am Rande Oldenburgs, den Trainingsplatz des VfB. Dort konnte sogar auf Naturrasen gespielt werden, was im Januar unterhalb der Profiligen eine echte Besonderheit ist. Da die Fanszenen der beiden Klubs eine Rivalität pflegen, wurde die Testpartie aus Sicherheitsgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. Etwa 30 Schaulustige kamen allerdings doch und durften dann auch aus etwas größerer Entfernung zuschauen. Direkt am Spielfeldrand stand zudem Thomas Schaaf, der als Berater für den VfB Oldenburg arbeitet.

Schnelles Umschalten

Der einstige Meistertrainer dürfte etwas gestaunt haben, mit welchem Tempo die Delmenhorster von Beginn an agierten. "In der ersten Hälfte waren wir nach Ballgewinnen brandgefährlich", hielt Key Riebau fest. Der Atlas-Coach hatte seinen Spielern vorgegeben, schnell umzuschalten, und sie setzten die Marschroute perfekt um. In der neunten Minute scheiterte Oldenburgs Pascal Richter am Delmenhorster Torwart Luca Kemna, einige Sekunden später lag der Ball auf der anderen Seite im Netz. Marlo Siech hatte einen herrlichen Pass in die Spitze geschlagen, wo Tobias Fagerström zum 1:0 vollstreckte. "Hätten wir vorher das 0:1 kassiert, hätte das Spiel aber auch anders laufen können", gab Riebau zu bedenken.

Oldenburgs Trainer Fossi war nach dem Rückstand bereits bedient und warf seiner Mannschaft lautstark Arroganz vor. Es sollte jedoch noch viel schlimmer kommen für die Gastgeber, die mehrere Stammspieler aufboten. In der 15. Minute legte Joel Schallschmidt im Strafraum quer zu Lamine Diop, der zum 2:0 einschob. Nur eine Minute später entwischte Steffen Rohwedder der Abwehr und traf zum 3:0 ins lange Eck (16.). In dieser Phase verfielen die Oldenburger in Schockstarre, während bei Atlas fast alles klappte. Das 4:0 erzielte wieder Diop, der vor dem Tor eiskalt blieb (20.). Dieser Treffer hätte allerdings nicht zählen dürfen, denn Schallschmidt war zuvor im Mittelfeld mit offener Sohle in den Zweikampf gegangen. Der insgesamt unsichere Schiedsrichter Tom-Leon Bender ließ dieses Vergehen ungeahndet. Es folgte der Oldenburger Achtfach-Wechsel, dann ging es beim Stand von 4:0 in die Pause.

Lob für Offensivtrio

Atlas agierte im zuletzt gewohnten 4-4-2 mit Mittelfeldraute, wobei Diop die Zehner-Position bekleidete, aber immer wieder mit den beiden Stürmern Fagerström und Rohwedder tauschte. Die Leistung des Offensivtrios im ersten Durchgang hatte Riebau durchaus beeindruckt. "Die Drei da vorne sind nicht nur schnell, sondern auch physisch stark. Wenn sie so spielen, brauchen wir dahinter nur sieben andere Feldspieler, die alles wegarbeiten, den Rest richten sie schon", sagte der Atlas-Trainer.

Zur zweiten Halbzeit sollten Sinan Brüning, Daniel Hefele und Tom Trebin in die Partie kommen, doch Schiedsrichter Bender pfiff schon wieder an, als sie sich neben dem Feld noch ihre Trikots überzogen. Eine weitere kleine Kuriosität an einem unterhaltsamen Abend. Die Oldenburger nutzten die Überzahl nicht aus, sondern spielten den Ball fair ins Aus. Anschließend zeigten sich die Gastgeber etwas verbessert und drängten Atlas in die Defensive. Der Treffer zum 1:4 war somit verdient, auch wenn er ein Delmenhorster Geschenk war. Einen harmlosen Befreiungsschlag fing Keeper Kemna, ließ den Ball dann aber aus der Hand rutschen. Der aus Delmenhorst stammende Tom Gaida staubte ab (57.).

Atlas antwortete schnell: Nach einer Ecke von Linus Urban stand Hefele sträflich frei und köpfte das 5:1 (63.). Zwei Minuten danach patzten wieder die Delmenhorster: Erst passte Kemna den Ball zum Gegner, dann missglückte Dylan Burke eine Kopfballrückgabe. Drilon Demaj ging dazwischen und traf zum 2:5 (65.). "Die Gegentore ärgern mich, zwei waren komplette Geschenke", sagte Riebau. Freuen durfte er sich dagegen über den Treffer zum 6:2, den Ibrahim Temin nach einem schönen Doppelpass im Mittelfeld auf gewohnt energische Weise erzielte (75.). Den Schlusspunkt setzte Oldenburg durch Gaidas 3:6 (82.). Wenig später ertönte der Abpfiff, und Fossi sagte zu Riebau: "Danke für die Abreibung!" Der Atlas-Coach war derweil weit davon entfernt, nach dem unerwarteten Kantersieg in Euphorie zu verfallen. "Wir brauchen kein 6:3 gegen den VfB zu feiern, sondern müssen im ersten Oberliga-Spiel beim HSC Hannover voll da sein", betonte Riebau.

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