Delmenhorst. „Dieser Sieg ist emotionaler als alle Siege der letzten Saison“, jubelte Selim Karaca, Trainer des TuS Heidkrug, am Freitagabend gegen 22 Uhr. Soeben hatte sein Team eine tolle Aufholjagd mit einem 5:2 (0:2) über den Ligafavoriten SV Atlas II abgeschlossen. Das Spiel hatte über 95 Minuten sehr hohes Kreisliga-Niveau, beide Mannschaften ließen in puncto Tempo, Technik und Dramatik vor 120 Zuschauern keine Wünsche offen. Dabei lieferten die Gastgeber im zweiten Abschnitt ein nahezu perfektes Spiel und nutzten fast jede ihrer Torchancen. „Und das gegen einen Gegner, bei dem viele Akteure Landesliga spielen könnten“, stellte Karaca klar.
Auch wenn Atlas II die besseren Individualisten auf dem Rasen hatte, dominierte Heidkrug ab der 60. Minute, weil beim TuS einfach blindes Verständnis herrscht. „Da sieht man, was drei Jahre harte Arbeit ausmachen“, erklärte Karaca. Jeder Laufweg wirkte einstudiert, die Standards von Marcel Winkler kamen millimetergenau, und niemand war sich zu schade, die seltenen Fehler der Mitspieler auszubügeln. Alles passte, sodass Atlas-Coach Daniel von Seggern gar nicht allzu enttäuscht sein musste. „Heidkrug hat uns jetzt nicht an die Wand gespielt, der Sieg ist auch zu hoch ausgefallen“, merkte von Seggern mit Recht an. In seiner Startelf standen nur noch vier Stammspieler aus dem Vorjahr, da fehlten bei aller Klasse noch die Automatismen. Dagegen startete beim TuS mit dem bereits perfekt integrierten Alex Rautenhaus (neu aus Ippener) nur ein Zugang.
Die Gastgeber begegneten der hochgelobten Atlas-Offensive mit einer Dreierkette. Trotz verschiedener Systeme ähnelte sich die Spielweise der Kontrahenten sehr: Ein gepflegter Aufbau aus der Defensive war dank großer Ballsicherheit auf dem gut zu bespielenden Rasen zu sehen, Strafraumszenen gab es zunächst jedoch keine. TuS-Keeper Maxi Hiller griff in Minute 24 bei einem Schlenzer vom etwas zurückgezogen agierenden Torjäger Dominik Entelmann erstmals ein. Richtig zupacken musste er vier Minuten später gegen Dennis Metzing. Der Ball prallte zu Atlas-Linksverteidiger Duc Nguyen, dem aus mehr als 20 Metern mit einem Schuss in den linken Winkel das 0:1 gelang (28.). Unmittelbar vor der Pause hätte Metzing schon nachlegen können. Das tat dann Zinar Sevimli, der ein Zögern von TuS-Verteidiger Marc Metzner zum 0:2 nutzte (45.+1).
„Mit dem 2:0 hatten wir alles in der Hand. Doch dann haben wir uns mit einfachsten Mitteln überspielen lassen“, klagte von Seggern. Sinnbildlich dafür war der Anschlusstreffer von Marvin Lohfeld, der in der 59. Minute an der Seitenlinie behandelt werden musste. Heidkrug hatte einen Eckball, und Karaca brüllte dem Schützen Marcel Winkler „Warte!“ zu. Lohfeld sprintete von der Mittellinie mit Volldampf in den Atlas-Sechzehner, Winkler flankte passgenau und Lohfeld köpfte zum 1:2 – die Wende. Nur zwei Minuten später schlug Rautenhaus von der rechten Seite den Ball zu Lohfeld, dem per Volleyschuss aus acht Metern sein zweiter Doppelpack im zweiten Spiel gelang.
Atlas vergibt, Heidkrug trifft
Endgültig kippte die Partie eine Viertelstunde vor Schluss in Richtung Heidkrug. Zunächst hätte Geburtstagskind Fabio Meyer Atlas II per Kopf wieder in Front bringen können, zielte jedoch um Zentimeter zu hoch. Kurz darauf schoss Winkler den nächsten Standard, diesmal vollstreckte Luca Reinhold zum 3:2 (76.). Das rief einen wahren Jubelsturm der Heidkruger hervor, die mittlerweile die Zuschauer begeisterten. Atlas musste aufmachen und fing sich nach Klärungsversuch von Philip Stephan das 4:2 von Massimo Neumann (87.). Die Krönung war das 5:2 durch einen Foulelfmeter von Niklas Bädjer (90.), zuvor war Hanno Hartmann im Rückwärtslaufen Waldemar But in die Beine gelaufen. Schiedsrichter Ingo Stephan, der sich dem hohen Niveau anpasste, hatte keine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. Bei Atlas II lief alles schief, bei Heidkrug klappte jetzt alles. „Ich bin einfach stolz, so eine Truppe trainieren zu dürfen“, schwärmte Karaca. Die Atlas-Reserve weiß jetzt, dass der Aufstieg kein Selbstgänger wird und muss das im nächsten Derby am Sonntag gegen den DTB umsetzen.
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