Gespannt verfolgte Jörg Beese, Trainer der Fußballerinnen des TV Jahn Delmenhorst, am Sonntagabend die Auslosung des DFB-Pokal-Achtelfinals vor dem TV-Bildschirm. Fast bis zum Schluss musste er dabei zittern. Erst als viertletzte Kugel zog Ex-Nationalspielerin Inka Grings die Kugel des TV Jahn Delmenhorst. Wenige Augenblicke später war die Freude bei Beese riesengroß, als den Violetten tatsächlich der große FC Bayern München als möglicher Achtelfinal-Gegner zugelost wurde. „Das ist natürlich ein Hammerlos“, jubelt Beese und ergänzt: „Noch nie hat der FC Bayern München hier in Delmenhorst gespielt“.
Auch innerhalb der Mannschaft sei die Stimmung kurz nach der Auslosung ausgelassen euphorisch gewesen. „Alle Spielerinnen waren natürlich sofort heiß. Vor der Saison haben wir aus Spaß gesagt, dass wir versuchen wollen, ins Achtelfinale einzuziehen, um dann vielleicht in der Allianz Arena gegen Bayern spielen zu können. Dass es jetzt tatsächlich möglich ist, ist umso witziger“, freut sich Beese.
Unzählige Nationalspielerinnen wie beispielsweise Lea Schüller, Marina Hegering oder Lina Magull könnten noch in diesem Jahr im Stadion an der Düsternortstraße auflaufen, das hätte etwas Einmaliges: „Der Kader der Bayern besteht aus einer kompletten Nationalmannschaft aus aller Herren Ländern. Hegering ist eine super Fußballerin, Schüller eine Topspielerin. Das ist schon eine krasse Truppe. Wir müssten gegen sie schon drei Matchpläne vorbereiten“, scherzt Beese.
Hoffen auf Sondergenehmigung
Abteilungsleiter Marco Castiglione wünscht sich natürlich ebenfalls ein Duell mit den Bayern: „Das wäre für den Verein und die ganze Stadt eine große Sache. Die Herausforderung wird aber sein, zuerst die Pflicht zu erledigen und nicht zu viel an die Kür zu denken.“ Die Kür heißt Bayern, die Pflicht Walddörfer SV. Denn das Zweitrundenspiel der Violetten gegen den Klassenkonkurrenten muss erst noch gespielt werden, da es Anfang November aufgrund zweier Corona-Fällen beim Gegner abgesagt wurde. Der Sieger aus diesem „50:50-Spiel“, wie Beese behauptet, würde schließlich auf die Bayern treffen. „Die Mannschaft hat viel Erfahrung mit solchen Situationen in den letzten zahlreichen Pokalspielen sammeln können. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie zusammen mit dem Trainerteam diese Aufgabe meistern wird“, sagt Castiglione.
Das Pokal-Achtelfinale hat der DFB auf das Wochenende 5./6. Dezember terminiert. Vorher müssten die Jahnerinnen gegen den Walddörfer SV antreten – kaum möglich, weil im November auf Amateurniveau bekanntlich kein Fußball gespielt werden darf. Beese rechnet deshalb damit, dass die mögliche Partie gegen die Bayern erst kurz vor Weihnachten stattfinden könnte, sofern das Wetter mitspielt. „Es müssen viele Faktoren beachtet werden. Sollten wir gegen den Walddörfer SV gewinnen, würden wir tatsächlich auch über ein Heimrechttausch diskutieren.“
Wann die Zweitrunden-Partie in Delmenhorst steigen kann, steht ebenfalls noch nicht fest – möglich wäre das Wochenende 5./6. Dezember. Pikant: Der Walddörfer SV habe bereits eine Sondergenehmigung bei der Stadt Hamburg beantragt, um im November trainieren zu dürfen und sich so optimal auf den TV Jahn vorbereiten zu können. „Diese Ausnahmegenehmigung werden wir jetzt auch angehen. Wir hoffen, dass es der Stadt bewusst ist, welch riesengroße Chance das auch für sie ist. Wir brauchen diese Genehmigung unbedingt“, unterstreicht Beese und führt fort: „Es wird schwierig genug werden, gegen den Walddörfer SV zu gewinnen. Wenn wir vorher aber nicht trainieren dürfen und der Gegner schon, wird es für uns fast unmöglich werden. Dieses Spiel wird die Mannschaft gewinnen, die drei Wochen vorher trainieren darf.“ Ein mögliches Pokal-Achtelfinale sei eben auch kein Amateursport mehr, sondern etwas ganz Besonderes. „Wir sind jetzt einfach auf die Unterstützung der Stadt angewiesen. Durch ein Spiel gegen Bayern würde auch sie endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben.“
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