Gute Freunde werden die Verantwortlichen des TuS Heidkrug und des SV Baris Delmenhorst in der nahen Zukunft nicht mehr. Wie sich im Vorfeld abgezeichnet hatte, lieferten sich die beiden Teams im Bezirksliga-Derby ein hitziges Duell, das Heidkrug letztlich verdient mit 4:2 (1:2) für sich entschied. Neben drei Platzverweisen für Spieler sah auch TuS-Co-Trainer Jorge Jacinto die Rote Karte. Zusätzlich gab es zwei Rudelbildungen, sodass der insgesamt gute Schiedsrichter Andre Bakenhus alleine in der zweiten Hälfte neun Minuten nachspielen ließ.
Das Duell hatte eine besondere Vorgeschichte: Vor zweieinhalb Jahren kam es nach einer Kreisliga-Partie zwischen beiden Teams zu Handgreiflichkeiten im Kabinentrakt und auf dem Parkplatz. Heidkrug kündigte seinerzeit an, nicht mehr gegen Baris antreten zu wollen, solange Dennis Kuhn mitspielt (wir berichteten). Davon nahmen die Heidkruger nun Abstand, sodass die Partie bei Dauerregen ausgetragen wurde.
Turbulente Schlussphase
Baris erwischte den besseren Start: Nach einem zu kurzen Pass von TuS-Torwart Maximilian Hiller musste Mikael Blümel letztlich nur noch zum 1:0 für die Gäste einschieben (4.). „Ich sage immer: Besser zu lang als zu kurz spielen. Das Ding geht auf ihn“, meinte TuS-Trainer Selim Karaca. Blümel scheiterte nach 18 Minuten aus guter Position am Außennetz, doch dann übernahm Heidkrug mehr und mehr die Kontrolle. Zunächst klärte Alexander Pelman einen Versuch von Lennart Stöver auf der Linie (20.), dann verzog Nils Giza einen Schuss (24.). Nach 39 Zeigerumdrehungen war es erneut Stöver, der eine gute Chance ausließ und mit dem Kopf aus kurzer Distanz an Baris-Schlussmann Anil Caki scheiterte. Auf der Gegenseite setzte Mert Caki einen schönen Freistoß aus 18 Metern ans Lattenkreuz (41.). Schluss war damit in Durchgang eins noch lange nicht: Heidkrug führte an der Mittellinie einen Freistoß schnell aus, Marvin Lohfeld ließ zwei Baris-Verteidiger aussteigen und markierte den Ausgleich (45.). Doch Baris schlug zurück: Mert Caki legte einen Freistoß nach rechts auf Blümel raus, dessen Hereingabe wehrte Hiller mit dem Fuß noch ab. Der erste Nachschuss prallte Kuhn an den Rücken, den zweiten versenkte Mert Caki zur 2:1-Gästeführung (45.+2).
Bis auf ein hartes Foul, bei dem Pelman mit Gelb gut bedient war, passierte auf dem Rasen nichts Unfaires. Auf dem Weg in die Kabinen bekamen sich die beiden Trainer in die Haare. Beide sahen daraufhin von Bakenhus die Gelbe Karte.
Der zweite Durchgang begann mit einem schönen Angriff der Gäste, an dessen Ende Kuhn einen Chip-Pass von Mert Caki volley über das Tor lupfte. Mitentscheidend für die Begegnung war dann Minute 48. Pelman monierte bei einem Zweikampf Foul und spielte den Ball auf dem Boden liegend dann mit der Hand. Bakenhus schickte den Baris-Verteidiger daraufhin mit Gelb-Rot vom Feld. Den anschließenden Freistoß von Niklas Bädjer klärte Anil Caki zur Ecke. In deren Folge ergab sich eine gute Kopfballchance für Stöver am zweiten Pfosten – doch er köpfte vorbei (50.). Stöver vergab zunächst eine weitere Chance (61.), holte dann jedoch einen Elfmeter heraus. Nach einem Steilpass war er – aus abseitsverdächtiger Position – alleine vor Anil Caki aufgetaucht. Dieser foulte Stöver klar. Den fälligen Elfmeter verwandelte Bädjer sicher zum 2:2 (67.).
Pelman war nach seinem Platzverweis inzwischen geduscht und tauchte hinter der Heidkrug-Bank auf. Zunächst gab es ein Wortgefecht, das in eine Rudelbildung mündete. Heidkrugs Co-Trainer Jorge Jacinto tauschte seinen Angaben nach Beleidigungen mit Pelman aus und sah dafür die Rote Karte. „Die war berechtigt“, sagte er nach der Partie. Eine weitere Rote Karte hätte sich der eingewechselte Sebastian Kowalski für einen Tritt im Mittelfeld verdient, bekam jedoch nur Gelb. Sein Mannschaftskamerad Tom Köster flog jedoch kurz darauf wegen wiederholten Foulspiels vom Platz (79.) – eine sehr harte, aber nicht falsche Entscheidung von Bakenhus. Heidkrug hatte jedoch auch bei zehn gegen zehn mehr Spielanteile und belohnte sich mit dem 3:2 (86.). Eine Flanke köpfte Stöver an den zweiten Pfosten, wo Nils Giza völlig frei stand und einschoss. Alle Heidkruger stürmten daraufhin zum Jubeln Richtung Trainerbank. Jesper Müller-Nielsen wurde auf dem Weg dorthin von Kuhn umgecheckt. Der Baris-Stürmer zeigte seinen Ellbogeneinsatz direkt vor den Augen von Bakenhus, sodass dieser ihm richtigerweise glatt Rot zeigte. Zum Abschluss setzte sich Stöver im Baris-Strafraum stark gegen drei Mann durch und legte quer, sodass Luca Reinhold nur noch einschieben musste (90.+1). Baris hatte danach noch Chancen auf den Anschluss, traf jedoch nicht mehr.
„Wir haben hier verdient gewonnen“, meinte Karaca nach dem Spiel. Er wollte sich nur zum Sportlichen äußern. Önder Caki bemängelte vor allem das Abwehrverhalten. „In der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht. Aber bei den Gegentoren in der zweiten Halbzeit hat die Kommunikation hinten gefehlt. Da brauchen wir vielleicht einen Leitwolf, der klare Kommandos gibt“, sagte er.
Der Baris-Coach ärgerte sich zudem über den Gastgeber. „Das fängt damit an, dass Verantwortliche von uns zunächst nicht auf die Anlage gelassen wurden. Dann gibt es das ganze Spiel über von außen Provokationen. Das hatte mit Fußball nichts zu tun. Aber es gibt ein Rückspiel. Da zeigen wir dann unser wahres Gesicht und setzen uns sportlich durch“, sagte er.
Baris hängt nach der Derbyniederlage weiter mit nur elf Punkten in der unteren Tabellenhälfte fest. Zur Abstiegszone sind es nur drei Punkte Abstand. Heidkrug hat 15 Zähler auf dem Konto und rangiert im Mittelfeld.
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