Stadtfest Delmenhorst Stripshow und ein Hochzeitsausklang

Rund 20 000 Besucher haben von Donnerstag bis Sonnabend das Stadtfest in Delmenhorst besucht. Die Polizei sprach von einem weitgehend ruhigen Verlauf.
16.06.2019, 17:29 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Alexandra Wolff

„Kommt doch näher“, munterte Nora ihr Publikum auf. Sie ist Sängerin der Coverpiraten. Doch an diesem Freitagabend waren die Besucher des Delmenhorster Stadtfests noch etwas zurückhaltend. Nur ein paar Kinder klammerten sich an die Absperrung direkt vor der Rathausplatzbühne und feierten ordentlich mit. „Wer kann dieser Frau schon widersprechen?“, versuchte es jetzt auch ihr Bandkollege Tom. Ganz unrecht hatte er nicht: Die sexy Piratenbraut hat lange, blonde Haare und ein enggeschnürtes Korsett über dem weißen, kurzen Kleid. Außerdem kann sie nicht nur singen, sondern bewies auch viel Humor. So coverten die „Coverprimaten“ – wie Tom den Namen seiner eigenen Band scherzhaft verunglimpfte – unter anderem auch „Zoom“ von Klaus Lage. „Ich wusst‘ wie dein Haar riecht und die silberne Spange“, sang Tom und Nora zeigte dabei auf ihre Zähne, beziehungsweise ihre imaginäre (Zahn-)Spange.

Auf dem Weg von der Rathaus- zur Bismarckplatzbühne wartete Inga Sonntag auf ihre Kollegen: „Ich wäre sonst zu Hause allein, weil mein Mann beim Training ist. Er ist Ju-Jutsu-Trainer“, erzählte die 44-jährige Stadtfestbesucherin. „Ich arbeite hier in Delmenhorst bei einer Bank und da treffe ich mich heute mit zwei Kollegen aus Delmenhorst und zwei aus Oldenburg, die ich noch gar nicht kenne. Ich finde, wenn in Delmenhorst mal etwas los ist, sollte man das auch nutzen.“

Dafür, dass mal was los ist, sorgte unter anderem die Alternative-Rock-Band Unstraight auf der Bismarckplatzbühne. Die auffälligen Kostüme der Bandmitglieder waren ein reiner Hingucker, und die Sängerin überzeugte vor allem mit ihrer erstaunlich tiefen, fast männlichen Stimme.

Fred Reinholds Stimme ist im Gegensatz dazu extrem hoch – eben genau so wie bei AC/DC-Sänger Brian Johnson. Denn auch in diesem Jahr war Reinhold mit seiner AC/DC-Coverband Hells Balls wieder auf der Bismarckplatzbühne dabei. Und auch das Angus-Young-Pendant hält mit dem Original sehr gut mit. Zu „She’s got Balls“ zog er plötzlich das Oberteil seiner Schüler-Uniform aus, legte seine rot-schwarz gestreifte Krawatte ab und knöpfte sein weißes Oberhemd auf. Und: ja, die kurze Hose musste auch noch dran glauben und darunter kam eine schwarze Unterhose zum Vorschein. Zack – zog er sie runter und präsentierte dem johlenden Publikum seinen blanken Po.

Ob Anna Diering das wohl mitbekommen hatte? Passend wäre es, denn die Stadtfestbesucherin hatte ein paar Freundinnen dabei, mit denen sie wenige Tage zuvor noch ihren Junggesellinnenabschied gefeiert hatte – denn seit einer Woche heißt sie mit Nachnamen Nietzold. „Ich will meine Hochzeit hier noch etwas ausklingen lassen“, sagte die 26-Jährige.

Aus Sicht der Polizei verlief das Stadtfest trotz einiger Vorfälle „relativ friedlich“. Unter anderem haben Unbekannte in der Nacht zu Sonnabend zwischen 0.50 und 2.30 Uhr an der Straße Am Stadtwall von einem abgestellten Streifenwagen das vordere Kennzeichen gestohlen, während die Besatzung gerade auf dem Stadtfest im Einsatz war. Die Polizei bittet Zeugen, sich mit der Polizei Delmenhorst unter der Telefonnummer 0 42 21 / 1 55 90 in Verbindung zu setzen.

Einen Tag später hat ein 42-jähriger Delmenhorster eine 17-Jährige sexuell belästigt, indem er sie unvermittelt von hinten umarmte und sexuell aufdringlich wurde. Zwei Passanten hörten die Hilferufe der jungen Frau. Sie verfolgten den flüchtigen Mann und hielten ihn fest, bis die Polizei erschien und ihn vorläufig festnahm.

Insgesamt leitete die Polizei während des Stadtfests etwa ein Dutzend Ermittlungsverfahren wegen verschiedener Delikte ein. So ließen die Beamten fünf alkoholisierte Stadtfestbesucher die Nacht – zumindest zeitweise – in einer Gewahrsamszelle verbringen, zumeist, weil sie einen zuvor ausgesprochenen Platzverweis nicht befolgt hatten. Im Laufe des Wochenendes kam es in der Innenstadt auch zu Raub, Beleidigung und Bedrohung. Ein paar Heranwachsende und junge Erwachsene haben miteinander gerauft. Zu ernsten Verletzungen kam es dabei aber nicht, so dass insgesamt aus polizeilicher Sicht von einem eher ruhigen Stadtfestverlauf gesprochen werden kann.

Eyke Swarovsky, Sprecher der Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (DWFG), zog nach den drei Tagen ein positives Fazit: „Wir waren mega zufrieden. Der Donnerstag entwickelt sich immer mehr zur After-Work-Party. Der Sonntag hatte sich dagegen als Familientag nicht wirklich rentiert“, erklärte Swarovsky. Er schätzte die Besucherzahl auf rund 20 000, wobei es nach erster Durchsicht der Bilder „gefühlt ein Plus gegenüber dem Vorjahr“ gegeben habe. Auch dass man „an der Bandauswahl nochmal gedreht“ habe, sei beim Publikum gut angekommen. Insbesondere für die musikalische Qualität habe es viel positive Resonanz gegeben.

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